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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Kommissar, wobei er die Taste auf der Gegensprechanlage so fest drückte, dass sie im Gehäuse stecken blieb.
    »Ich komme«, flötete es von Weitem.
    Als Rosa endlich kam, klemmte die Taste immer noch. Der Kommissar fluchte.
    »Ich weiß, Sie mögen ihn nicht, Chef«, sagte Rosa, als sie die Tür geschlossen hatte.
    »Ach was!« Eschenbach schlug nun das Gerät mit dem eingeklemmten Druckknopf auf die Tischplatte. »Es ist völlig schnuppe, ob ich ihn mag oder nicht.«
    »Was ist es denn?«, fragte Rosa. »Und was soll das?« Sie deutete auf die Gegensprechanlage.
    »Die Scheißtaste ist verklemmt …« Der Kommissar raufte sich die Haare. »Eine verdammte Vorkriegs-Konstruktion ist das! Statt uns mit modernen Mitteln auszurüsten, schicken sie uns Tenöre … es ist ein Irrenhaus, Frau Mazzoleni!«
    »Ma dai«, sagte Rosa und hielt sich den Zeigefinger vor den Mund.
    »Sie meinen, der ist immer noch …« Eschenbach, dem langsam klar wurde, dass sein Gezeter direkt zu Mazzolenis Arbeitsplatz übertragen wurde, deutete mit dem Kinn zur Tür.
    Rosa nickte. »Ja, er ist noch da.« Und nach einer kurzen Pause meinte sie: »Seine Stimmlage ist übrigens Bariton.«
    »Das ist mir völlig wurst«, zischte Eschenbach leise. Und nach einer kurzen Pause fügte er missmutig hinzu: »Jetzt muss ich schon in meinen eigenen vier Wänden flüstern.« Er nahm eine Schere, um das Kabel der Anlage zu kappen.
    »Nein!«, rief Rosa. »Warten Sie …« Sie ging zum Besprechungstisch, nahm Eschenbachs Wintermantel und wickelte das Gerät darin ein.
    »Mafia-Methoden«, grummelte der Kommissar.
    »Ich lasse jemanden kommen, der das repariert«, sagte sie beschwichtigend. »Und ich kümmere mich auch um Signor Pestalozzi.«
    »Darum geht’s doch nicht.« Eschenbach stützte den Kopf in beide Hände. »Ich spiel einfach nicht Kindermädchen für diese Sacher …«
    »Geben Sie ihm wenigstens Zeit bis zu den Sommerferien«, sagte Rosa.
    »Einen Monat bekommt er, höchstens!«
    »Also gut«, kam es erleichtert. »Einen Monat.«
    »Abgemacht – und dann ist er draußen«, schlug Eschenbach ein.
    »Nur wenn er nichts taugt«, sagte Rosa.
    »Von mir aus.« Der Kommissar schnaufte resigniert.

14
    »Dem Manne kann nicht mehr geholfen werden!« Es war die Stimme von Salvisberg, der ihn am Nachmittag kurz vor drei Uhr erreicht hatte. Salvisberg war Gerichtspathologe und bekannt dafür, dass er keine voreiligen Schlüsse zog. »Frühestens übermorgen gegen Mittag«, fuhr er fort. »Dann haben wir erste Befunde.«
    »Und die Todeszeit? Haben Sie da schon eine Idee?«
    »Schwierig.« Der Pathologe seufzte. »Er hat vielleicht zwei bis drei Tage im Wasser gelegen. Wir arbeiten daran.«
    »Ist er ertrunken?«, wollte Eschenbach wissen.
    »Mit dem Ertrinken ist das so eine Sache«, holte Salvisberg aus. »Wenn einer ertrinkt, dann finden wir in der Regel Diatomeen in Gehirn, Knochenmark, Nieren et cetera.«
    »Und das habt ihr nicht gefunden?«, fragte der Kommissar, um das Gespräch abzukürzen. Salvisberg hatte ihm das alles schon zigmal erklärt.
    »Diatomeen sind Mikroorganismen, Kieselalgen, Insektenlarven und so Zeug … und wenn einer noch am Leben ist, sein Herz noch schlägt, wenn er ertrinkt, dann dringen diese durch die Lungenmembrane in den Blutkreislauf …«
    Eschenbach suchte in seiner Schreibtischschublade nach einer Packung Zigarillos.
    »Werden sozusagen durch den Blutkreislauf gepumpt«, referierte Salvisberg.
    »Und das habt ihr also gefunden?«
    »Nein, eben nicht.«
    »Dann war er also schon tot, als er im Wasser landete«, sagte der Kommissar und lächelte. Er glaubte, das Salvisberg’sche Quiz gelöst zu haben; zudem hatte er in der Bleistiftablage eine einzelne Brissago gefunden und zündete sie an.
    »Nein, mein Lieber, so ist es eben auch nicht.« Es erklang eine Mischung aus Husten und Lachen.
    »Du rauchst zu viel«, sagte Eschenbach und zog an seinem Zigarillo.
    »Das sagst gerade du.«
    »Also, wie liegt der Fall jetzt? Mach’s nicht so spannend.«
    »Es gibt eine geringfügige Menge Schlickpartikel in den Bronchien … zudem waren seine Hände zu Fäusten geballt. Das sind Anzeichen dafür, dass er im Wasser noch gelebt hat. Sehr kurz zwar, aber noch gelebt.«
    »Halb tot ins Wasser gefallen«, murmelte der Kommissar.
    »So ungefähr.«
    Eschenbach versuchte sich ein solches Szenario vorzustellen. »Und weiter? Ich meine, gibt es Spuren von Gewalteinwirkung, Alkohol, Drogen?«
    »Es sind noch nicht alle Tests

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