Eisvampire
und ins Freie tritt.«
Chroschka blickte sich langsam um und lächelte. »Die erzeugte Hitze genügt, um auf einer Fläche von fünfzig Quadratzentimetern eine Temperatur von fast hundert Grad zu bilden. Trifft eines der Geschosse nun einen Eisvampir, dann können Sie sich bestimmt vorstellen, was mit ihm passiert.«
Unter den versammelten Menschen breitete sich Erleichterung aus. Chroschka gebot Ruhe und fuhr fort: »Ich habe zweihundert Projektile herstellen lassen, die an zehn Männer verteilt werden. Es sind: Patrick Logan, Quincy Kerbrick, Martin Rubett, Tomtom Kezikewa, William Heartley, Nogger, Dennis Orkney, Paul Vertin, Rene Moreau und ich, Enver Chroschka.
Jeder von uns bekommt einen Bezirk von Bunker’s Hope zugeteilt und ist für die darin lebenden Menschen verantwortlich. Es empfiehlt sich, einen hochgelegenen Ort aufzusuchen – Dachboden und so weiter – und von dort die Straßen zu sichern.
Jeder Schuß muß ein Treffer sein. Die Munition ist zu knapp, als daß wir uns Fehlschüsse erlauben können.
Verdächtige Beobachtungen sind telefonisch zum Büro von Polizeichef Logan durchzugeben, wo das Hauptquartier eingerichtet wird.
Allen anderen, die nicht am direkten Kampf beteiligt sind, rate ich, Fenster und Türen zu verriegeln und die Häuser so warm wie möglich zu beheizen. Das wird die Vampire zurückhalten.
Mit dem Angriff der Eisvampire ist ab Einbruch der Dunkelheit zu rechnen.
Das war alles. Gehen Sie nun bitte nach Hause und verhalten Sie sich, wie ich es Ihnen gesagt habe.«
Die Kirche leerte sich schnell.
Chroschka wandte sich an Logan.
»Die Leute haben das erstaunlich ruhig aufgefaßt«, wunderte er sich. »Bunker’s Hope ist ein ziemlich abgelegenes Städtchen in einer ungezähmten Wildnis. Die Menschen hier sind Gefahren und Katastrophen gewöhnt.« Er hustete. »In meinem Büro befinden sich ausreichend Gewehre. Verteilen wir sie an die Leute.«
Das schwere Kirchenportal schwang knarrend auf, und die dick vermummten Gestalten von Nogger, Dennis Orkney und Paul Vertin wurden sichtbar.
»Nun?« erkundigte sich Logan.
Nogger spie auf den Boden und klopfte sich den Schnee von der Kleidung.
»McClosen spielt verrückt«, berichtete er. »Er hat uns aus dem Camp jagen lassen und den Arbeitern bei fristloser Kündigung verboten, nach Bunker’s Hope zu kommen. Von unserer Warnung glaubte er kein Wort. Dieser Idiot... Um ihn ist es ja nicht schade, aber die fünfhundert Arbeiter – sie haben keine Chance, wenn die Eisvampire das Camp überfallen. Was schlägst du vor, Rick?«
Logan starrte nachdenklich die um ihn versammelten Männer an. Schließlich rang er sich zu einem Entschluß durch.
»Wir rüsten uns zuerst mit den Waffen aus. Danach werden wir beide, Nogger, das Camp noch einmal aufsuchen.«
Arthur T. McClosen horchte mit mürrischem Gesicht auf die Geräusche des beginnenden Sturmes. Er fluchte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Das Unwetter würde ihn in seinem Zeitplan um Wochen zurückwerfen!
Überdeutlich konnte er sich die Kommentare der Geschäftsleitung der Alyeska in Juneau ausmalen.
Offenbar ist dieser McClosen doch nicht der richtige Mann an diesem Ort. In der letzten Zeit arbeitet er nur noch mit Verlust. Und dann die vermißten Prospektoren. .. Schlechte Publicity. Schadet dem Ansehen der Firma. Vielleicht sollte man ihn ablösen.
Der dicke Mann fluchte wieder. Logan, dachte er.
Dieser Logan sabotierte ihn. Schon seit Monaten. Seine dauernden Verbote, da und dort nicht zu bohren, dieses und jenes Gebiet für die Prospektorentrupps zu sperren und dann das altjüngferliche, weltfremde Geschwätz über den Schutz der Natur, die angebliche Lebenswichtigkeit einer reibungslos funktionierenden Ökologie. Dieser Kerl hatte doch keine Vorstellung von der Wichtigkeit seiner Arbeit für den Konzern. Dieses Land mußte erschlossen werden, denn es besaß Bodenschätze in unvorstellbarer Menge; Bodenschätze, die die Gewinne der Alyeska auf Jahrzehnte hinaus sichern würden. Wie nichtig wirkte dagegen das Wohlergehen von ein paar tausend Elchen oder Caribous oder die Vernichtung der Lebensgrundlagen einer Handvoll Fallensteller, Pelzhändler und ihrer Familien.
Und dann dieses Ammenmärchen über die Eisvampire!
McClosen stieß ein hämisches Gelächter aus.
Er hatte das Motiv Logans sofort durchschaut. Er wollte die Arbeiter verunsichern, sie dazu bringen, das Camp zu verlassen und so die weitere Tätigkeit der Alyeska in diesem Gebiet unmöglich zu
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