Eisvampire
Chroschkas Augen und deutete es richtig. »Morgen?« fragte er.
»Ja, in aller Frühe«, stimmte Chroschka zu. »Aber jetzt sollten wir die anderen Bewaffneten zusammenrufen und die Stadt durchkämmen. Es kann durchaus sein, daß sich noch einige der Kreaturen hier aufhalten.«
Die Suche verlief ergebnislos. Tatsächlich schien das Gemetzel die Vampire in Panik versetzt zu haben. Alle hatten Bunker’s Hope verlassen.
Logans Büro war überfüllt. Der Zigaretten- und Pfeifenrauch erzeugte einen dichten Nebel, der sich mit dem Geruch von Whisky und Rum vermischte.
»Es sind genau achtundvierzig Kugeln übriggeblieben«, gab William Heartly bekannt. »Rechnet man die bei Nacht unvermeidlichen Fehlschlüsse ab, dann haben rund hundert Eisvampire beziehungsweise Zombies den Tod gefunden.«
Quincy Kerbrick lachte rauh. »Davon werden sich diese Ungeheuer nie wieder erholen.«
»Nein«, sagte Chroschka und blickte den Bürgermeister offen an. »Solange auch nur ein Vampir noch unbehelligt existiert, solange werden die Menschen keine Ruhe haben. Sie dürfen nicht vergessen, Quincy, daß diese Wesen allein durch bloße Berührung einen Menschen in einen Zombie verwandeln können.
Und wer weiß, ob man in fünfundzwanzig oder hundert Jahren unseren Berichten über den Vorfall noch Glauben schenkt, und die Anonymität ist der beste Schutz für diese Kreaturen.
Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen die Gefahr ein für allemal beseitigen. Morgen früh werden Patrick Logan, Professor Heartley und ich aufbrechen. Unser Ziel ist das Rumsfield-Plateau!«
Nogger kicherte. »Der gute Enver vergißt, daß ein Rover vier Plätze besitzt. Nun ratet mal, wer unsere drei tapferen Helden noch begleiten wird.«
»Nogger ist aber auch zu nett«, bemerkte Sandy Vaughn ironisch. »Immer denkt er an mich, wenn es um etwas Wichtiges geht.«
»Aber ...« stammelte Nogger verblüfft, »ich ...«
»Wir müssen noch die Ausrüstungsgegenstände in den Rover laden, Rick«, überlegte das Mädchen laut. »Direkt bei Sonnenaufgang müssen wir abfahren, um rechtzeitig das Plateau zu erreichen.«
Nogger verstummte resignierend.
Logan warf die Kiste mit den provisorisch hergestellten Fackeln in den Laderaum und schloß mit einem Knall die Haube. Der Motor des Eisrovers tuckerte gleichmäßig und kraftvoll vor sich hin.
»Viel Glück, Rick«, wünschte ihm Quincy Kerbrick. »Ich erwarte, daß ihr alle vier heil und gesund zurückkehrt.«
Logan drückte ihm wortlos die Hand.
Der klare Morgenhimmel hatte den Spuk der vergangenen Nacht weit weggedrängt, und ab und zu ertappte sich Logan dabei, wie er überlegte, ob es gestern wirklich einen Überfall dämonischer Wesen auf Bunker’s Hope gegeben hatte.
Logan hob grüßend zu den anderen Männern und Frauen den Arm und stieg dann in den Rover ein. Chroschka drückte auf die Hupe, und gleichzeitig mit dem schrillen Heulen setzte sich der Rover in Bewegung, jagte mit ständig wachsender Geschwindigkeit die Straße hinunter und erreichte dann den verschneiten Weg zum Camp.
Als sie das Lager erreichten, stockte Logan der Atem. Die Vampire mußten in ihrem Haß und ihrer Wut eine wahre Zerstörungsorgie gefeiert haben. Die Zelte – zusammengebrochen, aufgeschlitzt, niedergetrampelt, in allen Richtungen verstreut. In den Baracken und Vorratsschuppen befanden sich riesige gezackte Löcher. Lebensmittel, Kleidungsstücke, Bücher, Flaschen, technische Geräte lagen im Schnee – hier ein gefrorenes Brot, dort ein eingeschlagenes Meßgerät, da zerfetzte Landkarten.
»Die Vampire müssen übermenschliche Kräfte besitzen«, flüsterte Sandy Vaughn, als sie einen auf dem Dach liegenden Rover sah.
»Ihre größte Kraft ist die Kälte«, bemerkte Enver Chroschka. »Sie macht die Materialien zerbrechlich wie dünnes Glas.«
»Aber trotzdem ...«
»Vergessen Sie nicht, daß die Dämonen nicht aus organischen Stoffen bestehen und nur ein nichtmenschlicher Geist ihre Kristallkörper beseelt und damit lebendig macht. Zweifelsohne besitzen sie eine geistige Macht, mit der sie auch tote Materie beeinflussen können.«
Sie bogen nach Westen ab und fuhren mit Höchstgeschwindigkeit durch das Land, in dem es keine Straßen und keine Häuser gab. Dann trafen sie auf ihre alte Fahrtroute, die trotz des Sturmes noch umrißhaft zu erkennen war. Logan zerbrach sich den Kopf über dieses Rätsel, kam jedoch zu keinem Ergebnis.
»Ich nehme an«, vermutete Chroschka, der am Steuer saß, und nach Logans
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