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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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sagte er in einem Tonfall, der etwas einstudiert klang, »deshalb habe ich mir erlaubt, einen Tisch bei unserem Stamm-Italiener zu bestellen.« Er blickte Sophie an, die ihm aufmunternd zunickte. »Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mich begleiten würden.«
    Anna schluckte. »Ich würde ja furchtbar gern«, stammelte sie, »aber ich muss meinen Hund versorgen.« Selten war Anna so glücklich, ihren Vierbeiner als Ausrede vorschieben zu können, wie in diesem Moment.
    »Dann geht doch nächsten Samstag!«, schaltete sich jetzt Sophie wieder ein, die ersichtlich entschlossen schien, Anna nicht ohne ein amtliches Date mit ihrem Vater aus ihren Klauen zu entlassen.
    Tiedemann blickte seine Tochter strafend an. Offensichtlich
fühlte er sich durchaus in der Lage, seine Verabredungen selbst zu treffen.
    »Ja«, sagte er dann, »ich kenne natürlich Ihren Hund nicht, aber vielleicht kann er noch ein Weilchen auf Sie verzichten? Schließlich sollen Sie mit mir ja nicht die ganze Nacht verbringen.« Angesichts der Zweideutigkeit dieser Äußerung wurde er unwillkürlich rot und verbesserte sich. »Also beim Italiener, meine ich.«
    Anna überlegte kurz und entschied sich schließlich, lieber an diesem Abend mit ihm essen zu gehen, als ein weiteres Date zu vereinbaren. Dann hatte sie es wenigstens hinter sich. Immerhin können wir uns ohne Sophie über unsere Strafakten unterhalten, dachte sie. Jedenfalls hoffte sie, dass es der Oberstaatsanwalt bei diesem Thema belassen würde.

24. KAPITEL
    A nna seufzte beim Anblick des Aktenberges, den man ihr ins Büro gekarrt hatte.
    Sie war an den vergangenen zwei Tagen überwiegend in Sitzungen gewesen und hatte deshalb kaum etwas in ihrer Aktenvorlage bearbeiten können. Dementsprechend nahm sie sich vor, sich an diesem Vormittag nicht stören zu lassen und keinerlei Anrufe entgegenzunehmen. Sie hob den Telefonhörer von der Gabel und legte ihn beiseite, bevor sie zu arbeiten begann.
    Für mehr als drei Stunden war sie so in ihre Akten vertieft, dass sie das Klopfen gar nicht bemerkte und erst aufschreckte, als sich plötzlich die Tür öffnete.
    »Georg?«, fragte sie entgeistert und erhob sich. »Was machst du denn hier?«
    »Was ich hier mache?!«, fragte Georg aufgebracht, während er näher trat. »Ich überzeuge mich davon, dass es dich noch gibt!« Er sah sie aus seinen dunklen Augen vorwurfsvoll an.
    Anna seufzte tief und ergriff wie zur Entschuldigung seine Hand. Sie hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, entzog sich ihm aber, als er versuchte, sie zu sich heranzuziehen.

    »Georg, ich …«, sagte sie heiser, machte einen Schritt zurück und verstummte. Sie suchte nach den richtigen Worten und zuckte schließlich mit den Schultern, als sie keine fand.
    »Warum hast du nicht angerufen?«, fragte er enttäuscht. Er sah müde aus.
    »Ach, Georg«, antwortete sie, »es ist doch alles gesagt. Wir hätten es einfach nicht tun sollen.«
    »Bist du dir da so verdammt sicher?«, fragte er und fügte mit leicht ironischem Unterton hinzu: »Wenn es denn so unglaublich furchtbar war, tut es mir leid.«
    »Es war überhaupt nicht furchtbar!«, protestierte Anna. »Im Gegenteil, ich …« Sie war nicht imstande, ihm in die Augen zu sehen, und unterbrach sich schließlich selbst.
    »Du bist verheiratet!«, sagte sie entschieden. »Und ich bin nicht in der Verfassung, eine Beziehung mit einem Mann einzugehen, dessen Ehe gerade auseinanderbricht, geschweige denn, dass ich daran schuld sein möchte.« Sie machte eine kurze Pause, bevor sie weitersprach. »Ich glaube einfach nicht, dass es gut gehen würde«, ergänzte sie sanft.
    Bevor Georg etwas erwidern konnte, horchte Anna auf, als sie Schritte auf dem Flur vernahm und realisierte, dass ihre Tür nur angelehnt war.
    Georg entgegnete nichts, sondern blickte sie nur lange an.
    Anna war froh, als es schließlich an der Tür klopfte. Es war Kommissar Bendt, der vorsichtig seinen Kopf in ihr Büro hereinstreckte.

    »Störe ich?«, fragte er und schien sofort die knisternde Spannung im Raum zu spüren, die bereits Antwort genug auf seine Frage war.
    »Nein, nein«, antwortete Anna hastig, »überhaupt nicht, »wir sind sowieso gerade fertig.«
    Georg und Bendt musterten sich einen kurzen Augenblick. Dann löste sich Georg von seinem Platz und ging an dem Kommissar vorbei zur Tür, wo er, die Klinke in der Hand, noch einen Moment lang verweilte und Anna ansah. »Ich hoffe, wir sehen uns bald?«
    »Ja, vielleicht«, antwortete

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