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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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sich um. Der Opel, mit dem sie gekommen waren, stand noch immer an der Stelle, wo Hain ihn zum Stehen gebracht hatte, und verteilte sein Kühlwasser in einem langen, dünnen Streifen auf der Autobahn. Die Tankstelle, auf der es nun von Streifenwagen und Notarztwagen wimmelte, wirkte wie nach einem Fliegerangriff.
    »Dann lass uns hier abhauen. Ich hab die schlimmsten Befürchtungen, was die beiden angeht. Irgendwie würde es keinen Sinn machen, wenn sie sie am Leben gelassen hätten.«
    »Das könnte euch so passen«, hörten sie die Stimme von Rolf-Werner Gecks aus dem Hintergrund. Neben ihm kam Ludger Brandt auf sie zu.
    »Es tut mir leid, Paul«, begann der Kriminalrat und griff nach Lenz’ Hand.
    »Nun werd mal nicht sentimental, Ludger«, bremste Lenz seinen Chef. »Bei Bartholdy sähe es anders aus, wenn der zu einer Entschuldigung antreten würde, aber du bist doch nur den berühmten Sachzwängen unterworfen«, fuhr er mit einem Augenzwinkern fort. »Viel wichtiger ist, dass wir die beiden Frauen finden.« Er sah Gecks an. » Gibts da was Neues, RW ?«
    Der alte Hauptkommissar schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Wir suchen zwar mit allem, was laufen kann, nach dem Lieferwagen, bis jetzt allerdings ohne Erfolg.«
    »Dann lasst uns aufs Präsidium zurückfahren. Hier gibt es nichts mehr zu tun.«
    Gecks ließ seinen Blick über das Gelände der Tankstelle schweifen. »Da hast du recht, Paul. Hier habt ihr wirklich ganze Arbeit geleistet.«

     
    *

     
    »Was ist mit Mälzer?«, fragte Hain, als sie auf dem Weg nach Kassel waren. Brandt machte eine eindeutige Geste. »Er hat nicht mal mehr das Eintreffen des Notarztwagens erlebt. Die Verletzung durch den Schuss war absolut tödlich.«
    »Das kann ich nur bestätigen«, erklärte Hain mit einem Blick auf seine Hände, die noch immer mit Mälzers Blut beschmiert waren.
    Eine Stunde später saßen er und Lenz in Uwe Wagners Büro und hielten jeder ein Glas Wasser in der Hand. Der Oberkommissar hatte sich gewaschen und umgezogen.
    »Wenn mir das letzte Woche jemand gesagt hätte, der wär von mir für verrückt erklärt worden«, meinte der Pressesprecher, nachdem Lenz ihm von den Ereignissen des Tages berichtet hatte. Der Hauptkommissar trank sein Glas aus und füllte es gleich wieder auf.
    »So kann das gehen, Uwe. Wir können den Leuten alle nur bis zur Stirn sehen und nicht weiter. Ich bin gespannt, was die Auswertung der …«
    Er wurde vom Klingeln seines Telefons unterbrochen, nahm das Gerät aus der Jacke und meldete sich. Bis auf ein kurzes »Wir kommen« sagte er weiter nichts.
    »Sie haben den Lieferwagen gefunden. Komm Thilo, wir müssen los.«
    »Was ist mit den Frauen?«, fragte Wagner mehr als vorsichtig.
    »Sie leben, sind aber in einer ziemlich schlechten Verfassung.« Damit stürmte er so schnell aus dem Büro des Pressesprechers, dass sein wesentlich jüngerer Kollege Mühe hatte, ihm zu folgen.
    »Zum Rasthof«, informierte er Hain, als sie im Wagen saßen, schaltete die Sirene ein und klemmte das Blaulicht aufs Dach, was sie trotz des sehr dichten Verkehrs gut durchkommen ließ.

     
    *

     
    Der Oberkommissar fuhr über Bergshausen zum Rasthof Kassel. Dort standen etwa ein Dutzend Polizeiwagen und drei Notarztwagen. Dieser Tag stellte vermutlich auch die Leitstelle vor besondere Probleme. Ein Uniformierter bedeutete Hain, in welche Richtung auf dem weitläufigen Gelände er fahren sollte, dann sahen sie den schwarzen Lieferwagen. Er stand gut versteckt zwischen den vielen großen Lkws, die wegen des Fahrverbotes bis 22.00 Uhr am Sonntag zur Zwangspause verdonnert waren. Hain stellte den Wagen unter einem Baum im Schatten ab, die beiden stiegen aus und gingen auf die Polizisten zu, die innerhalb des Absperrkordons standen. Auch hier wimmelte es von Schaulustigen. Sie stiegen über das Trassierband und liefen auf eine Polizistin zu.
    »Hallo, Herr Lenz«, begrüßte sie ihn freundlich.
    »Hallo, Frau Brede «, erwiderte Lenz, der die Polizistin im Jahr zuvor kennengelernt hatte. »Geht es Ihnen gut?«
    »So weit ja.«
    »Und wie geht es den Frauen?«
    Sie deutete auf einen Mann im weißen Kittel, der neben einer Trage stand und eine Flasche mit Infusionslösung hochhielt.
    »Das kann Ihnen der Doc da drüben sicher besser erklären als ich.«
    Als die Beamten näher kamen, erkannten sie Molina Mälzer auf der Trage. Sie war kreidebleich und hielt sich die Hände vor das Gesicht, obwohl sie im Schatten eines großen Aufliegers lag. Der Arzt

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