Eiszeit
nämlich wirklich so ist, wie du es uns erzählt hast, schnappen wir uns jetzt den Mälzer. Vielleicht hat er ja auch eine Erklärung dafür, warum der Wagen seiner Frau hier so unmotiviert rumsteht .«
Mit Gruber in der Mitte gingen die drei zurück zum Haus. Dort kam gerade Rolf-Werner Gecks mit einem zivilen Wagen angefahren.
»Bleib gleich sitzen, RW «, begrüßte Lenz den Kollegen. »Wir wollen uns einen großen Fisch angeln und brauchen dazu deine Hilfe.« Er drückte dem Kollegen die Unterlagen in die Hand. »Damit fährst du zur Staatsanwaltschaft und besorgst uns einen Durchsuchungsbeschluss für Mälzers Geschäfts- und seine Privaträume. Wenn der Diensthabende rumzickt , soll er mich anrufen, ich erkläre ihm dann, was da alles drinsteht.«
Gecks sah aus, als würde er an dem Verstand seines Chefs zweifeln.
»Nicht, dass es mich was anginge, auf welche Weise du dir deine Karriere ruinierst, Paul, aber Ludger und Bartholdy werden davon nur bedingt begeistert sein. Bist du sicher, dass du dich nicht ein bisschen weit aus dem Fenster lehnst?«
»No risk, no fun, RW . Sei sicher, dass ich weiß, was ich mache. Und jetzt hau ab, wir brauchen den Beschluss so schnell wie möglich.«
Gecks startete den Motor und wollte gerade den ersten Gang einlegen, als Lenz ihn noch einmal stoppte.
»Wenn ich es recht überlege, RW , brauchen wir auch gleich Haftbefehle für Mälzer und seine Frau. Fluchtgefahr und Verdunklungsgefahr. Bring die doch bitte auch gleich noch mit.«
Gecks schluckte. »Wie du meinst. Immerhin hast du, wenn das alles in die Hose gehen sollte, ab Montag Urlaub. Bis später.«
36
Eine halbe Stunde später war der doppelt gezogene Ring um den Großraum Kassel so dicht, dass nicht einmal die viel zitierte Maus hätte durchschlüpfen können. Trotzdem gab es keine Spur von dem schwarzen Transporter, den Franziska Fausts Nachbarin beschrieben hatte. Lenz und Hain hatten alles veranlasst, um eine groß angelegte Hausdurchsuchung bei den Mälzers und in deren Büro organisatorisch zu stemmen, standen jedoch noch immer vor dem Haus und warteten auf Rolf-Werner Gecks ’ Anruf.
»Kommt mal hoch, Jungs«, sie hörten die Stimme von Heini Kostkamp im Flur dröhnen. Beide setzten sich augenblicklich in Bewegung.
»Das ist eine komische Geschichte«, begann der Spurensicherer und hielt einen kleinen Plastikbeutel in die Höhe. »Was ihr hier seht, ist eine Wanze. Die Bude wurde abgehört.«
Gruber, der dazugekommen war, wurde erneut kreidebleich.
»Eine Wanze? Wo denn?«
Kostkamp deutete auf seine Hand. »Die hier war im Telefon. Wir haben aber noch zwei weitere gefunden. Eine im Schlafzimmer und eine in der Küche. Die weiteren Räume durchsucht Martin gerade nach eventuellen weiteren Krabbeltieren.« Er wandte sich zu Gruber. »Was gibts denn bei euch abzuhören, Kollege?«
»Keine Ahnung.«
In diesem Moment vibrierte Lenz’ Telefon. Er riss das Gerät aus der Tasche und nahm den Anruf an.
»Ja?«, fragte er knapp.
»Ich bins , Maria. Hast du kurz Zeit für mich?«
Lenz schluckte und sah in die Runde, wo ihn drei Augenpaare fixierten.
»Im Moment ist es extrem schlecht. Ich rufe zurück, sobald es geht. O. K.?«
»Gut. Aber vergiss es nicht, es ist dringend.«
›Nein‹, wollte der Kommissar erwidern, hörte jedoch das Anklopfen eines weiteren Anrufers.
»Ich muss Schluss machen. Bis später«, schloss er das Gespräch hastig ab und drückte erneut die grüne Taste.
»Ich bins «, meldete sich Rolf-Werner Gecks .
»Und?«
»Na ja, begeistert war hier niemand. Aber die Unterlagen, die du hast, sind nicht schlecht. Ich hab also deine komplette Bestellung bereit zur Lieferung.«
»Geil«, freute sich Lenz. »Weißt du, wo du hinmusst?«
»Der Richter, der die Unterlagen ausgefertigt hat, hat es mir erklärt. Wir treffen uns doch an seinem Privathaus?«
»Nein, RW . Wir treffen uns im Präsidium. Dort warten schon alle verfügbaren Kräfte auf uns. Von dort aus fahren wir gemeinsam los.«
»Gut, dann bis gleich.«
*
Um 15.05 Uhr setzte sich die Karawane vom Polizeipräsidium aus in Bewegung. Zwei Staatsanwälte, 13 Kripobeamte, zwei Computerspezialisten, ein Spezialist für Türöffnungen und etwa 40 uniformierte Polizisten waren an der Aktion beteiligt. Die Fahrt zum Privathaus der Mälzers im Stadtteil Mulang dauerte etwas länger, deshalb mussten sich die Kollegen, die zum Bürogebäude fuhren, ein wenig gedulden, denn die Durchsuchungen sollten zum exakt gleichen
Weitere Kostenlose Bücher