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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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wie eine Melone zerdrückt. Dieses Schicksal teilte er mit dem Mann auf dem Beifahrersitz, einem Igor Urtason . Der Mann hinter dem Fahrer, der auf die Polizisten geschossen hatte, starb einen Tag später im Klinikum Kassel an schwersten inneren Verletzungen, die er sich auch deshalb zugezogen hatte, weil er den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatte. Der vierte Mann im Auto, Sergio Vélez , der sich Molina Mälzer gegenüber als Gonzales ausgegeben hatte, überlebte mit schweren Verletzungen den Unfall. Neben einem Jochbeinbruch und einem komplizierten Beckenbruch zog er sich Quetschungen im Brustkorb und eine Fraktur des fünften Halswirbels zu.

     
    *

     
    Doch das alles erfuhren die Polizisten erst viel später. Zunächst stellten sie sicher, dass von den abgerissenen Leitungen der Zapfsäulen keine Explosionsgefahr ausging. Bis auf ein paar Liter ausgelaufenes Benzin und eine größere, jedoch wesentlich ungefährlichere Dieselpfütze hatten die elektronischen Notabsperrventile der Säulen einen perfekten Job gemacht. Dann begannen sie, die sofort auftauchenden Schaulustigen vom Tankstellengelände zu vertreiben, was ihnen glücklicherweise ein paar Augenblicke später von den eintreffenden Streifenwagenbesatzungen abgenommen wurde.
    »Wollen wir nachsehen, ob einer der Halunken vernehmungsfähig ist?«, fragte Hain seinen Chef mit einem Blick auf das rauchende Autowrack, nachdem die Besatzung des ersten Notarztwagens sich der Mitarbeiterin der Tankstelle angenommen hatte.
    »Hm«, machte der Hauptkommissar, ging langsam auf die Überreste des SUV zu, der den Verkaufsraum der Tankstelle zu zwei Dritteln zerstört hatte, kletterte über ein paar umgerissene Regale und warf einen Blick in den Fahrgastraum. Der Anblick der beiden auf den Vordersitzen verlangte einen verformungsresistenten Magen, so sehr waren ihre Körper und speziell die Köpfe bei dem Unfallablauf in Mitleidenschaft gezogen worden. Der dritte Mann hatte die Rückenlehne des Fahrersitzes mit seinem Gewicht nach vorne geschoben und den Fahrer damit zwischen Lenkradairbag und Kopfstütze eingeklemmt. Einzig Sergio Vélez , der Mann hinter dem Beifahrer, war in seine ursprüngliche Sitzposition zurückgeschleudert worden und starrte über einem blutverschmierten Airbag die Polizisten mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Aus seinem Mund kam ein leises Stöhnen und neben ihm ragte der Schaft eines Gewehres aus dem Fußraum.
    »Der lebt«, stellte Hain erstaunt fest. Lenz räumte einen Stapel Chipstüten zur Seite, trat näher an den Wagen heran und versuchte, die hintere Seitentür zu öffnen, was allerdings unmöglich war. Hain, der seine Waffe wieder gezogen hatte, zog ein Regal vor seine Füße, stieg darauf und beugte sich in das aufgerissene Dach. Damit kam er bis auf einen halben Meter an den Kopf des Mannes heran.
    »Wo sind die Frauen?«, fragte er den schwer verletzten, stark blutenden Mann. Der Baske schloss die Augen, öffnete sie wieder, senkte den Blick auf die Pistole in Hains Hand, hob unter größten Mühen wieder den Kopf und sah den Oberkommissar mit einem flehenden Blick an.
    »Vergiss es!«, zischte Hain, nachdem er die Geste des Basken verstanden hatte. »Sag mir, wo die Frauen sind, dann lege ich bei Gelegenheit ein gutes Wort für dich ein.«
    Der Mann auf der Rückbank schnaufte schwer und presste mit jedem Atemzug einen Schwall blasigen Blutes aus Mund und Nase. Dann fiel sein Kopf nach vorne und er verlor kurz das Bewusstsein. Hain wollte schon Platz für die rot gekleideten Sanitäter machen, die sich gerade den Zugang zum Wagen freiräumten , als der Baske noch einmal den Kopf hob. Wieder blubberte Blut aus seinem Mund, den er nun jedoch für einen kleinen Moment zu einem Grinsen formte. Dann fiel sein Kopf erneut auf sein Brustbein.
    »Weg da!«, brüllte einer der Sanitäter, der neben ihm auftauchte. »Die gehören jetzt uns und ihr macht, dass ihr rauskommt.«
    Hain stieß einen leisen Fluch aus, steckte die Pistole zurück und kletterte von seinem kleinen Gerüst. Sofort sprang der Sanitäter hinauf. »Oh, mein Gott«, hörte der Oberkommissar ihn noch sagen, bevor er mit Lenz im Schlepptau die Überreste des ehemaligen Verkaufsraumes verließ.
    »Hat er was gesagt?«, wollte Lenz wissen, als sie wieder in der Nachmittagshitze neben dem Gebäude standen.
    »Er hätte es gerne gehabt, wenn ich ihm eine Kugel verpasst hätte«, antwortete Hain, »aber zu dem Versteck der Frauen hat er nichts gesagt, leider.«
    Lenz schaute

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