Eiszeit
Heini?«
»Gar nichts. Der Herr Hauptkommissar ist unzufrieden mit der Spurenausbeute im Wagen. Er hätte es gerne gehabt, wenn ich ein paar dunkle Männerhaare auf den Vordersitzen gefunden hätte.«
Lenz wollte eine bissige Bemerkung zurückgeben, doch in diesem Moment tauchte ein Reporter der Lokalzeitung in der Parkreihe auf und hielt direkt auf ihn zu.
»Hallo, Herr Hauptkommissar«, begann er und sein massiger Körper bebte dabei.
»Tag, Herr Peters«, erwiderte Lenz frostig.
»Können Sie schon was zu dem Toten von der Fulda sagen? Ist das hier der Wagen, aus dem geschossen wurde?«
Der Polizist wandte sich Hilfe suchend in Hains Richtung, doch der war zusammen mit Heini Kostkamp schon ein paar Meter zur Seite gegangen.
»Tja, Herr Peters, da muss ich Sie wahrscheinlich enttäuschen. Ob das hier das Fahrzeug ist, aus dem geschossen wurde, können wir leider noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Und zu dem Toten von vorhin gibt es zwar schon ein paar Erkenntnisse, aber mit Hinblick auf die ermittlungstaktischen Umstände möchte ich lieber nichts dazu sagen.«
»Ach nein, Herr Lenz, tun Sie mir das nicht an«, drückte der Journalist auf die Tränendrüse. »Sie wissen doch, dass Sie mir alles erzählen können, ich aber nur das ins Blatt bringe, was Sie freigegeben haben. Also, was gibt es zu dem Mann zu sagen? Stimmt es, dass er ein Penner gewesen ist?«
»Das kann ich Ihnen bestätigen, ja. Es handelt sich um einen Nichtsesshaften.«
»Die Gerüchteküche besagt, dass er kein Deutscher war.«
Lenz machte ein unglückliches Gesicht.
»Das wiederum kann ich Ihnen nicht bestätigen. Wie gesagt, aus ermittlungstaktischen Gründen.«
»Aber wenn Sie das so sagen, drücken Sie doch damit aus, dass ich recht habe mit meiner Vermutung.«
»Herr Peters«, begann Lenz, stoppte dann jedoch und schob den Reporter ein paar Meter in Richtung der Sporthalle. Dann sprach er mit gesenkter Stimme weiter. »Ich würde Ihnen doch am liebsten alles sagen, was ich weiß, aber dann komme ich in Teufels Küche. Ich bin doch auch vom Wohlwollen meiner Vorgesetzten abhängig, genau wie Sie. Und wenn die eine Informationssperre verhängen, was soll ich da machen?«
Peters nickte und bedachte ihn mit einem verschwörerischen Blick der Marke: Wir armen Schweine müssen doch zusammenhalten. »Aber, Herr Lenz. Alles, was wir besprechen, bleibt unter uns, versprochen. Also: War der Ermordete Ausländer?«
Lenz zog tief Luft durch die Nase, seufzte und nickte kaum wahrnehmbar. »Aber ich muss mich darauf verlassen, dass es nicht morgen in der Zeitung steht.«
»Das können Sie, Herr Lenz, das können Sie garantiert.«
»Gut«, erwiderte der Polizist erleichtert. »Er war zwar vermutlich Deutscher, aber mit russischem Hintergrund. Sein Name ist Waldemar, mehr kann ich Ihnen dazu aber wirklich nicht sagen.«
»Und warum ist er erschossen worden? Gibt es dazu schon Erkenntnisse?«
»Das ist leider völlig unklar. Da tappen wir, ganz ehrlich, im Dunkeln.«
»Na ja, warum sollte schon jemand einen Penner erschießen? Vermutlich ein Streit unter Kollegen.«
Lenz fragte sich, ob der Journalist nicht zwei und zwei zusammenzählen konnte oder ob er wirklich vermutete, dass jeder Nichtsesshafte mit einem großkalibrigen Gewehr unter dem Arm herumlaufen würde. Für die Regelungen der Streitigkeiten unter Kollegen.
»Wie auch immer, Herr Peters, ich muss mich darauf verlassen, dass alles, bis auf die Tatsache, dass er ein Berber war, unter uns bleiben muss. Den Rest dürfen Sie wirklich nicht drucken.«
Peters griff nach der Hand des Polizisten, drückte sie kräftig und nickte devot. »Wie ich gesagt habe, Herr Kommissar. Ich verspreche es Ihnen.« Er streckte die Linke ebenfalls nach vorne und legte sie über seine und die Hand des Kommissars. »Ach was, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort.«
Das habe ich irgendwo schon einmal gehört, dachte Lenz und erwiderte das Nicken. »Schon in Ordnung, Herr Peters. Ich weiß, dass ich mich voll und ganz auf Sie verlassen kann.«
*
»Alles klar?«, wollte Hain wissen, nachdem der Journalist um die Ecke verschwunden war.
»Das will ich doch schwer hoffen«, erwiderte Lenz grinsend. »Ich habe ihm alles erzählt, was ich gerne morgen in der Zeitung lesen würde. Natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Und er hat mir versprochen, nein, er hat mir sogar sein Ehrenwort gegeben, nur das zu schreiben, was von mir autorisiert wurde.«
»Hoffentlich können wir uns auf ihn
Weitere Kostenlose Bücher