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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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offiziell«, gab sie mit gespielter Strenge zurück.
    »Mehr war in der Kürze der Zeit gar nicht möglich.«
    »Wisst ihr wenigstens schon, wer die beiden armen alten Leute umgebracht hat?«
    Lenz stöhnte.
    »Nein, leider nicht. Es gibt ein paar Anhaltspunkte, denen wir nachgehen, aber das war es auch.« Er wollte sie fragen, ob sie auch schon von dem Mord an dem Berber gehört hatte, überlegte es sich jedoch anders. »Und du, was machst du so den ganzen Tag?«
    »Ich pflege mich, damit du dich nicht mit mir schämen musst in Amerika. Eigentlich wollte ich noch ins Solarium, doch das habe ich mir nach einem Blick auf mein Dekolleté anders überlegt.«
    »Warum das denn?«, tat er erstaunt.
    Nun stöhnte sie laut auf. »Weil ich da oben nicht noch mehr Falten kriegen will, ganz einfach, und das weißt du auch ganz genau. Also frag nicht so scheinheilig.«
    Er war froh, dass sie das Lächeln, das über sein Gesicht huschte, nicht sehen konnte.
    »Und weil wir gerade dabei sind«, fuhr sie fort, »meinen Bikini lasse ich auch zu Hause. Ich hatte ihn gestern an und fand, ich sehe darin schrecklich aus. Danach hab ich noch einen Versuch mit einem älteren Badeanzug gemacht, aber das war dann das Modell Presswurst.«
    »Heißt das, wir baden ausschließlich nackt?«
    »Nein. Das geht leider nicht so einfach da drüben. Ich glaube eher, dass ich morgen losziehe und mir was Passendes zulege, in dem ich vorzeigbar bin.«
    Er wollte das Thema nicht weiter vertiefen, weil er wusste, dass mit Maria über manche Dinge einfach nicht zu reden, geschweige denn zu verhandeln war.
    »Dann würde ich sagen, wir sehen uns am Sonntag in der Abflughalle. Oder hast du sonst noch etwas auf dem Herzen?«
    »Nein, das war es eigentlich schon. Aber es kann gut sein, dass ich mich morgen melde, wegen der Farbe des Badeanzuges.«
    »Mach das, Maria, ich freue mich. Obwohl ich mir kaum vorstellen kann, dass ich dir durchs Telefon eine große Hilfe sein werde.«
    »Stimmt«, erklärte sie nach einer kurzen Denkpause entschieden, »und das ist auch gar nicht notwendig. Ich warte einfach, bis wir drüben sind, dann kannst du mich beraten und wir suchen gemeinsam einen aus.«
    Lenz bedankte sich für das Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte, verabschiedete sich und beendete hastig das Gespräch. Während er das Telefon in sein Sommersakko zurücksteckte, hatte er das Gefühl, er hätte seine große Liebe zum ersten Mal belogen.

18
    Veronika Lappert trottete mit schweren Schritten die letzten Meter zum Gartentor, schob es nach innen und betrat den Plattenweg zur Haustür.
    Nachdem sie das Gebäude der Mälzer-Bau-Consulting verlassen hatte, war sie zunächst weinend und ohne Ziel in Richtung Innenstadt unterwegs gewesen. Immer und immer wieder hatte sie versucht, ihre Gedanken zu ordnen, doch es war ihr nicht gelungen. Sie hatte sich leer, müde und kraftlos gefühlt. Und zutiefst verletzt. Bullshit , dieses Wort war ihr pausenlos und peinigend durch den Kopf gefahren. Bullshit, so wie Molina Mälzer die Arbeit ihres Mannes und seiner Mitarbeiter genannt hatte.
    Auf einer Parkbank in der Nähe der Friedrich-Ebert-Straße hatte sie etwas Ruhe gefunden und sich schließlich auf den Heimweg gemacht. Weil sie möglichst niemandem begegnen wollte, war sie auf Nebenstraßen und durch Grünanlagen gelaufen, bis sie schließlich mit hängendem Kopf in ihrer Straße angekommen war. Nun stand sie vor der Haustür und fummelte umständlich und unkonzentriert den Schlüssel ins Schloss.
    »Veronika?«, hörte sie aus dem Innern die besorgt klingende Stimme ihres Mannes. »Veronika, bist du das?«
    »Ja«, antwortete sie laut, trat ein, drückte die Tür hinter sich zu und hängte mit einer schnellen Bewegung ihre Tasche an die Garderobe. Heinrich Lappert riss die Verbindungstür zum Flur auf und stürmte mit glasigen Augen auf seine Frau zu.
    »Wo warst du denn, Vroni? Ich hab mir schon Sorgen gemacht.«
    »Ach, Heinrich, das ist doch nicht nötig gewesen«, erklärte sie mit fester Stimme und umarmte ihn vorsichtig. »Ich musste mir nur mal die Beine vertreten. Du hast tief und fest geschlafen, deswegen dachte ich, ich könnte ein bisschen spazieren gehen.«
    »Warum hast du denn keinen Zettel geschrieben, wo du bist? Ich habe mir wirklich große Sorgen gemacht.«
    Sie streichelte ihn am Hinterkopf, wo sich der Verband gelöst hatte und ein halber Meter Mullbinde hin- und herschwang .
    »Komm«, schob sie ihn Richtung Wohnzimmer, »da müssen wir

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