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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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zurück. Ihr Mann sah sie mit leeren Augen an. »So schlimm?«
    Sie kniff die Augen zusammen, fing an zu schluchzen, nickte und sank auf seine Brust. »Wir müssen zu einem Arzt, Heinrich, und da lasse ich jetzt nicht mit mir reden. Steh auf, zieh dir was an, dann fahren wir los. Und wenn das nicht geht, holen wir den Notarzt. Dein Gesicht ist völlig geschwollen und ganz blau.«
    Sie löste sich von ihm, streichelte sanft über seinen Arm, erhob sich und hielt ihm die Hand hin. »Ich bitte dich, mit mir ins Krankenhaus zu gehen, wie ich dich noch nie um etwas gebeten habe.«

22
    Freitag, 10. Juli 2009
oder 52 Stunden bis zum Abflug
    Der Freitagmorgen, sein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub, begann für Lenz mit dem Kauf einer lokalen Tageszeitung. Werner Peters, der Reporter mit dem Ehrenwort, hatte ganze Arbeit geleistet und alles, was Lenz ihm im Vertrauen und unautorisiert erzählt hatte, zu einer schönen Mordgeschichte verarbeitet. Inklusive des Hinweises, dass es sich bei dem Toten um einen Russlanddeutschen handelte. Der Hauptkommissar grinste innerlich, steckte die Zeitung unter den Arm und stieg in den bereitstehenden Bus. Um zehn nach acht trat er durch die offen stehende Tür von Uwe Wagners Büro und sah sich irritiert um, weil sein Freund und Kollege nicht hinter seinem Schreibtisch saß. Das Glucksen der Kaffeemaschine erinnerte ihn an einen der Gründe seines Besuchs. Er nahm sich eine Tasse, befüllte sie mit der braunen Brühe und setzte sich vor den Schreibtisch. Keine Minute später stand Wagner in der Tür, warf sie hinter sich ins Schloss, kam auf ihn zu und umarmte ihn kurz.
    »Hier gehts ja ab«, begann der Pressemann.
    »Also hast du schon von dem Berber gehört?«
    »Na klar. Zuerst in Wiesbaden. Natürlich hat jeder der Kollegen gefragt, ob die Bronx nach Kassel verlegt worden sei. Dann auf der Rückfahrt im Autoradio und natürlich abends in den Nachrichten. Die Lektüre der Presse von heute Morgen drehte sich in der Hauptsache um dieses Thema und gerade eben komme ich von Waldmann, der mir den Rest gegeben hat.«
    »Was in der Zeitung steht, ist Quatsch. Ich habe Peters mit dem versorgt, was ich gerne in der Zeitung lesen wollte. Er hat mir sogar sein Ehrenwort gegeben, dass er es nicht bringen würde.« Der Hauptkommissar schilderte seinem Freund ausführlich die Ereignisse um den Mord an dem Obdachlosen.
    »Mein lieber Mann. Dann schwebt dieser Waldemar ja mit ausgebreiteten Armen über der Himmelspforte. Was meinst du, wie lange deine Story hält?«
    »Ich weiß es nicht. Hoffentlich so lange, bis wir ihn gefunden haben. Immerhin wissen mehr Leute davon, als mir lieb ist.«
    »Irgendwas wegen der Iannones rausgekriegt?«, wollte Wagner wissen.
    Lenz atmete langsam durch die Nase aus und informierte ihn über den angeblichen Verkauf des Eiscafés an die Mälzers.
    »Das ist doch der totale Blödsinn. Salvatore hätte nie und nimmer seine Eisdiele verkauft und schon gar nicht an Mälzer. Hast du dir die Verträge genau angesehen?«
    »Noch nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Molina Mälzer da einen Fehler macht. Sie hat Geld auf der Bank abgehoben und sie hat einen Vertrag mit Iannone . Allerdings will sie uns den nicht zeigen.«
    »Na bitte, was sag ich dir? Die Geschichte kannst du total vergessen.«
    »Nicht ganz«, bremste Lenz seinen Kollegen. »Die Kanzlei Braun, Engelhardt, Koch und Partner steckt in der Sache mit drin. Und wenn der Name fällt, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendetwas an den Verträgen nicht koscher ist.«
    Wagner rümpfte die Nase. »Juristen! Denen traust du über den Weg?«
    Lenz stand auf, stellte seine Tasse auf den kleinen Tisch neben der Kaffeemaschine und ging Richtung Tür.
    »Irgendwie schon. Ich kenne den alten Braun seit über 20 Jahren.« Er dachte nach. »Ja, dem Mann vertraue ich. Und jetzt gehe ich los und bringe ein paar Mörder zur Strecke, damit ich beruhigt in den Urlaub gehen kann.«
    »Stimmt ja, das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Der letzte Arbeitstag bricht mit unerbittlicher Härte über dich herein. Wie fühlst du dich?«
    »Als ob ich wirklich dringend Urlaub bräuchte. Nur leider nicht dort, wo ich hin will.«
    Wagner stutzte. »Ach. Und wo willst du hin? Ich dachte, du hättest bis jetzt noch kein Ziel?«
    Lenz sah ihn zerknirscht an. Obwohl sein Freund einer der wenigen Menschen war, die von seiner Liaison mit Maria Zeislinger wussten, hatte er ihm bis zu diesem Moment noch nichts von

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