Eiszeit
seinen Urlaubsplänen mit der Frau des Oberbürgermeisters erzählt. Das holte er nun verschämt nach.
»Soso, Amerika. Mit Maria Zeislinger . Irgendwann wird dich Schoppen-Erich richtig an den Eiern kriegen. Wie blöd ist der eigentlich, wenn er nicht mal merkt, dass seine Frau mit einem anderen Mann nach Amerika in Urlaub fliegt?«
»Keine Ahnung. Allerdings muss ich gestehen, dass Maria die Sache perfekt eingetütet hat. Damit würde ich ihr genauso auf den Leim gehen wie ihr Mann.«
»Und was ist mit deiner nahezu legendären Flugangst? Wie oft wollte ich schon mit dir irgendwo hinfliegen und musste mir immer die gleiche Leier anhören: ›Lass mich mit Flugzeugen in Ruhe, da bringt mich kein Mensch rein.‹«
Nun musste Lenz grinsen. » Wenns mir da oben dreckig geht, lege ich mich auf Marias Schoß und hoffe, dass es hilft. Diese Therapie will ich auf keinen Fall mit dir ausprobieren. Das ist der kleine, aber feine Unterschied.«
»Und du Chaot hast es tatsächlich geschafft, die ganzen Papiere zu beschaffen? Und diese saublöde Onlineregistrierung?«
»Liegt alles auf dem Küchentisch. Aber ohne Maria hätte ich es nicht hingebracht, da gebe ich dir recht.«
»Na dann, guten Flug. Und lasst euch nicht erwischen.«
»Vielleicht sehen wir uns morgen noch mal. Ich bin auf jeden Fall hier«, erwiderte Lenz, hob die Hand zum Abschied und verließ das Büro.
*
Hain saß an seinem Schreibtisch, hatte die Beine hochgelegt und starrte auf den Computermonitor.
»Der Ducato war nie in irgendeinem Land in Europa zugelassen«, erklärte er zur Begrüßung, ohne den Kopf zu bewegen.
»Morgen, Thilo. Auch ich freue mich, dich zu sehen.«
Nun drehte der Oberkommissar sich um und bedachte Lenz mit einem feisten Grinsen.
»Hallo, Herr Hauptkommissar Lenz. Wie ist das werte Befinden, so kurz vor dem bevorstehenden Ferienbeginn?«
»Bestens«, erwiderte Lenz gereizt und warf ihm die Zeitung auf den Tisch. »Peters hat ganze Arbeit geleistet. Er hat es genau so gemacht, wie wir es vermutet haben.«
»Ich weiß. Der Artikel ist auch online. Außerdem klingelt dein Telefon seit sieben Uhr alle fünf Minuten. Ich vermute, das wird er sein. Lass ihn bis heute Mittag schmoren, vielleicht nimmt er dabei ein paar Kilo ab.«
»Kaum anzunehmen. Was war das eben mit dem Ducato ?«
»Die Karre ist nie irgendwo in Europa zugelassen gewesen. Die Info kam heute Nacht.«
»Und was heißt das? Kommen die Jungs mit dem Gewehr aus Asien oder Afrika?«
»Keine Ahnung, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe schon mit Turin telefoniert, mit Fiat direkt. Die wollen sich spätestens in einer Stunde melden.«
»Aber du sprichst doch kein Wort Italienisch? Wie hast du denen denn verklickert, was du willst?«
Hain zuckte mit den Schultern. »Ich habs einfach versucht. Nach zwei netten Italienerinnen, die mit mir leider gar nichts anfangen konnten, wurde ich mit einem Mann verbunden, der ein paar Jahre in Deutschland gelebt hat. In München. Der sitzt zwar in der falschen Abteilung und spricht einen grauenhaften Bayerisch-Deutsch-Mix, aber er hat mir versprochen, sich darum zu kümmern. Ich musste ihm nur die Fahrgestellnummer faxen.«
»Alle Achtung, das hätte ich mich nicht getraut. Gut gemacht, Thilo. Sonst noch was passiert?«
»Nein, leider nicht. Die Fahndung nach den beiden war bis jetzt ergebnislos, auch dieser Waldemar ist nicht aufgetaucht.«
Im Nachbarbüro klingelte das Telefon. »Dein Freund, der Journalist«, grinste Hain.
»Ich befolge deinen Rat und lasse ihn schmoren. Außerdem will ich jetzt zu Braun, Engelhardt, Koch und Partner. Kommst du mit?«
»Lass mal. Mit Anwälten habe ich nicht so viel am Hut, außerdem ist das eher deine Liga, so rein altersmäßig.«
Lenz wollte etwas antworten, doch das Klingeln seines Mobiltelefons unterbrach ihn.
»Lenz.«
»Morgen, Herr Lenz. Hier spricht Oberkommissar Lars Gruber von den Wirtschaftssachen. Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
»Worum geht es denn, Herr Gruber?«
Stille.
»Herr Gruber?«
»Ja, ja, ich bin noch dran. Es geht um …« Wieder eine kurze Pause. »Eigentlich möchte ich darüber am Telefon nicht sprechen. Aber …«
»Schon gut. Ich bin in meinem Büro, am besten kommen Sie gleich vorbei. Klappt das?«
Lenz hörte einen Seufzer der Erleichterung.
»Bin schon unterwegs.«
*
»Kennst du einen Lars Gruber von den Wirtschaftssachen?«
Hain dachte kurz nach. »Nee, nie gehört. Was will er denn?«
»Das
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