Eiszeit
Vermutlich am Kopf.«
»Warum legt man so jemanden in …?«, wollte Lenz seinen Kollegen fragen, doch dann stockte er plötzlich.
»In der Kiste lag jemand mit einer Kopfverletzung?«
»Ja, meint zumindest Heini.«
»Damit hat er wohl recht. Und wir wissen auch schon, wer es war.«
Hain bedachte ihn mit einem Blick der Marke › Balla-Balla ‹.
»Vermutlich weißt du wie immer mehr als ich, aber ich hab definitiv keine Ahnung, wer in der Kiste gelegen haben könnte.«
» Lappert hat in der Kiste gelegen, da bin ich mir sicher.«
Er berichtete seinem Kollegen von dem Gespräch mit der Ärztin des Architekten am Vorabend.
»Und die hat mir erzählt, dass Lappert eine schwere Verletzung am Hinterkopf hat, die er sich aber nicht bei dem Überfall und der Tätowierungsaktion geholt hat, sondern früher. Und er wollte ihr ums Verrecken nicht erzählen, wo er sie sich geholt hat.«
Hain kratzte sich am Kinn. »Sinn würde das machen, ohne Frage, aber es gibt ein paar Fakten, die dagegen sprechen.«
»Zum Beispiel?«
»Na ja, überleg doch mal: Wenn ich den Mann hab und ihn in einer Kiste spazieren fahren kann, warum sollte ich ihn laufen lassen, um ihn dann später zu Hause zu überfallen?«
Das war ein gutes Argument.
»Wie auch immer«, widersprach Lenz trotzdem. »Wir müssen zu Lappert und uns irgendwas von ihm besorgen, was für eine DNA -Analyse taugt.«
»Vielleicht hilft es, ihn einfach zu fragen. Außerdem ist die DNA -Auswertung nicht das Einzige, was uns vielleicht weiterhilft. Es gibt nämlich auch Neuigkeiten zu dem Ducato .«
»Und? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Thilo.«
»Dass das Ding noch nie in der EU zugelassen war, daran erinnerst du dich vielleicht. Jetzt weiß ich aber, wie das alles zusammenhängt.« Er machte eine kurze Kunstpause. »Also, der Ducato wurde von Fiat Spanien an einen Händler in Tolosa geliefert, das ist in der Nähe von San Sebastian im Norden von Spanien. Dort stand er als Ladenhüter bei dem Händler länger auf dem Hof, bevor er als geklaut gemeldet wurde, und zwar schon vor über zwei Jahren. Und deshalb war er nie irgendwo zugelassen.«
»Das heißt, die Kerle mit dem Gewehr könnten Spanier sein?«
»Genau. Ich hab die Phantombilder schon an die spanischen Kollegen gemailt , vielleicht bringt das ja was.«
»Ich weiß jetzt zwar nicht so genau, ob das die entscheidende Wende in dem Fall bedeutet, aber die Information ist auf jeden Fall wertvoll, Thilo. Und jetzt lass uns zu Lappert fahren, ich will so schnell wie möglich mit ihm reden.«
»Aber du denkst dran, dass ich der Boss bin, ja?«
»In jeder Minute und jeder Sekunde, Thilo.«
30
Jochen Mälzer betrachtete für ein paar Augenblicke das schnurlose Telefon in seiner Hand, dann holte er aus und warf das Gerät mit voller Wucht an die gegenüberliegende Wand, wo es in tausend Stücke zerbrach, die wie kleine Geschosse durch den Raum surrten. Molina Mälzer zog den Kopf ein, hielt sich die Hände vors Gesicht und drehte sich in ihrem Stuhl von der Wand weg.
»Ich glaube, die drehen jetzt alle durch!«, brüllte Mälzer. »Die haben sie nicht mehr alle.«
Seine Frau sprang auf, ging auf ihn zu und legte ihm sanft die Hand auf die Schulter.
»Sag mir doch erst mal, was überhaupt los ist, Jochen.«
Mälzer stieß sie zur Seite und schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte.
»Jetzt hat der Nächste angerufen, der uns erpressen will.« Sein Zeigefinger deutete auf die Straße vor dem Fenster. »Scheinbar weiß jeder zweite Idiot da draußen, was es mit diesen verdammten Papieren auf sich hat.«
Er ging um den Schreibtisch herum und ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. »Und du glaubst nicht, wie viel der jetzt verlangt. Das glaubst du nicht!«
»Noch mehr?«
»Mehr?«, schrie der Baulöwe hysterisch. »Mehr? Dieser Idiot verlangt jetzt nicht mehr zwei Millionen, sondern nur noch 100.000 Euro. Ist denn die Welt jetzt total verblödet?«
»Das verstehe ich nicht. Der eine verlangt zwei Millionen und der eben 100.000 Euro? Hat er was zu dem anderen gesagt?«
»Angeblich ist er jetzt unser Verhandlungspartner. Und er hat die Unterlagen, sagt er.«
»Was willst du machen?«
»Am liebsten würde ich ihm so lange in die Eier treten, bis er aus kotzt, wo die Papiere sind. Und ihn dann in die Fulda werfen, als Fischfutter.«
»Sollten das nicht lieber unsere neuen Freunde und Helfer machen?«
»Natürlich müssen die das tun. Wofür kriegen sie sonst ihr Geld? Aber
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