Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
Vom Netzwerk:
immer Musik im Hintergrund laufen zu lassen, was das Abhören im Regelfall unmöglich gemacht hat.«
    Er blätterte um. »Erstaunlicherweise hat sich der Inhalt der Gespräche seit vergangenem Mittwoch völlig verändert. Hatten die beiden bisher immer voller Optimismus in die Zukunft geblickt, so hat sich das zu hundert Prozent gewandelt. Nun wirken beide ebenso resigniert wie hoffnungslos.«
    Die Mälzers warfen sich einen kurzen Blick zu.
    »Was uns allerdings ganz sicher macht, ist die Tatsache, dass sie, speziell die Faust, öfter von ›diesen verdammten Papieren‹ gesprochen haben. ›Wie‹, fragte die Frau einmal, ›konnten wir uns nur auf so einen Unsinn einlassen und glauben, dass wir damit durchkommen?‹ «
    Wieder warf er einen Blick in seine Unterlagen.
    »Die detaillierten Abschriften der Gespräche bekommen Sie mit unserem Abschlussbericht. Allerdings gibt es ein paar Fragen, die wir nicht klären konnten. So sagte die Frau vorgestern zu dem Kontakt, dass ihr ›diese armen alten Leute so furchtbar leidtun und die so etwas nicht verdient gehabt hätten‹ . Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Warum sollen wir Ihnen und Ihren Leuten Erklärungen liefern? Wir bezahlen Sie dafür, uns Dinge zu erklären. Was wissen wir, wovon diese kleine Schlampe gesprochen hat? Was glauben Sie denn?«
    »Wir haben keine Ahnung. Leider.«
    »Und wenn Sie uns als Auftraggeber behalten wollen, sollte das auch so bleiben!«, blaffte Mälzer ihn an.
    Der Mann klappte seine Mappe zu und stand auf. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Mälzer winkte ab. »Schicken Sie uns Ihre Schlussrechnung, vernichten Sie alles Material, das mit uns zu tun hat, und vergessen Sie, dass es den Auftrag in dieser Form je gegeben hat. Verstanden?«
    »Natürlich«, gab er beleidigt zurück. »Wenn Sie damit zum Ausdruck bringen wollen, dass es uns an Diskretion mangelt, muss ich …«
    »Wir vertrauen Ihnen und Ihren Leuten«, unterbrach Mälzer ihn erneut. »Ich wollte Sie nur noch einmal an unseren Vertrag erinnern.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen. Mein Unternehmen …«
    »Schenken Sie sich Ihre salbungsvollen Worte. Mich würde vielmehr interessieren, ob Sie herausgefunden haben, mit wem die Faust telefoniert hat.«
    Vogel klappte seine Mappe wieder auf und blätterte darin.
    »Das«, antwortete der Detektiv, »war extrem schwierig, weil der Teilnehmer einen Geheimanschluss besitzt. Aber wir haben die Information heute Morgen bekommen. Es handelt sich um einen gewissen Lars Gruber. Er ist ihr Lebensgefährte.«
    »Lars Gruber? Nie gehört«, erwiderte Mälzer und warf seiner Frau einen fragenden Blick zu. Die zuckte nur mit den Schultern.
    »Soweit wir es in der Kürze der Zeit recherchieren konnten, ist der Mann 28 Jahre alt, stammt aus Bensheim in Südhessen und ist bei der Kriminalpolizei hier in Kassel beschäftigt. Abteilung Wirtschaftsstraftaten.«
    Jochen Mälzer schluckte, seine Frau lief kreidebleich an.
    »Ein Polizist?«, wiederholte der Baulöwe ungläubig.
    »Ja, ein Polizist.«

     
    *

     
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Molina Mälzer ihren Mann vorsichtig, nachdem der Detektiv gegangen war.
    Mälzer griff in seine Schreibtischschublade, nahm eine große Zigarre heraus, bereitete sie zum Rauchen vor und zündete sie genüsslich an.
    »Was sollen wir schon machen? Hast du eine Idee?«
    »Na ja, ich könnte mit Franziska reden. Sie vertraut mir und ich bin sicher, dass sie mich nicht anlügen wird.«
    Mälzer lachte hämisch auf.
    »›Sie vertraut mir und ich bin sicher, dass sie mich nicht anlügen wird‹«, äffte er den Tonfall seiner Frau nach. »Das sagst du blöde Kuh über das Weib, das uns an einen Polizisten verkauft hat?«
    »Noch ist nicht bewiesen, dass sie es war. Und bis dahin will ich nicht, dass irgendetwas mit ihr passiert.« Ihr Ton hatte etwas Schneidendes angenommen. »Hast du mich verstanden?«
    Wieder lachte er schallend und nahm einen langen, tiefen Zug an der Partagás Lusitanias .
    »Wenn du meinst, dass du mich mit diesem Theater beeindrucken kannst, bist du auf dem Holzweg. Ich werde Vogels Erkenntnisse an die Spanier weiterreichen und bin davon überzeugt, dass sie wissen, wie mit der Faust und dem Bullen zu verfahren ist.«
    Sie stand auf, trat vor ihn und verengte die Augen zu Schlitzen, bevor sie weitersprach .
    »Ich sage das nicht noch einmal, Jochen: Ich will nicht, dass Franziska etwas geschieht. Selbst wenn sie es war, die die Papiere kopiert und aus dem Haus

Weitere Kostenlose Bücher