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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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geschafft hat, will ich vor allen anderen mit ihr reden. Ist das klar?«
    Mälzers hämischer Gesichtsausdruck gefror zu einer Maske. Er legte behutsam die Zigarre in den Aschenbecher auf dem Schreibtisch und stand auf.
    »Willst du mir drohen, Molina ? Irgendwie klingt es danach, wenn ich ehrlich bin.«
    Sie wich einen halben Meter zurück.
    »Ich will dir nicht drohen, ganz bestimmt nicht. Aber irgendwann muss Schluss sein mit dieser ganzen Geschichte. Dann lassen wir lieber die Bau-Consulting pleitegehen , als in dieser Form weiterzumachen. Ich schaffe das nicht mehr. Und seit meinem Treffen mit diesem Gonzales am Edersee habe ich Angst, nur noch Angst.«
    Er setzte sich wieder, griff zur Zigarre und zog daran.
    »Gut. Lassen wir die Consulting in die Pleite schlittern«, erwiderte er ruhig. »Wie du willst. Aber dann«, fuhr er deutlich lauter fort, »dann ist es aus mit Schuhen für 1.000 Euro. Dann kannst du bei Aldi einkaufen gehen, nicht mehr im Feinkostladen.« Sein Gesicht lief dunkelrot an. »Und wenn du ein neues Kleid brauchst, kaufst du es bei H & M und nicht mehr in irgendeinem Designerladen in Düsseldorf oder München.« Den letzten Satz hatte er dröhnend geschrien .
    »Und wenn du meinst, dass nach einer Pleite für uns noch irgendjemand auch nur einen Finger ausstreckt, dann bist du ziemlich schief gewickelt, meine Liebe.«
    Sie war bei jedem seiner Worte ein paar Zentimeter mehr zurückgewichen.
    »Willst du das?«, brüllte er.
    Über Molina Mälzers Gesicht liefen dicke Tränen.
    »Nein«, stammelte sie. »Das will ich nicht. Aber es muss doch zwischen dem einen und dem anderen noch eine weitere Lösung geben?«
    » Molina , es gibt keine«, antwortete er, wieder mit normaler Lautstärke, fast beschwörend. »Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße. Unsere Immobilienwerte sind dermaßen abgeschmiert, dass wir froh sein können, dass die Banken uns noch nicht den Stecker gezogen haben. Wir haben in bar, abgesehen unserer eisernen Reserve, nicht einmal mehr 500.000 Euro. Was willst du also?«
    Er trat auf sie zu und nahm die zitternde Frau in den Arm.
    »Die Sache mit den Spaniern ist unsere letzte Rettung, wie oft muss ich dir das noch erklären? Dass wir uns damit an den Teufel verkauft haben, wussten wir von Anfang an, aber es gibt keine Alternative. Es gab keine und es gibt keine, wenn wir eine Chance haben wollen.«
    »Aber Franziska? Wir kennen sie seit so vielen Jahren.«
    »Wohl nicht lange und gut genug. Sie hat uns an einen Erpresser verkauft, wie auch immer es dazu gekommen ist. Und wenn du in Ruhe überlegst, stimmst du mir zu, dass wir uns das nicht gefallen lassen können.«
    »Ich will trotzdem nicht, dass ihr etwas passiert. Ich will es einfach nicht.«
    »Das liegt jetzt nicht mehr in unseren Händen, Molina . Wenn wir den Spaniern davon nichts erzählen, sind wir am Ende die Dummen, die deswegen den Kopf hinhalten müssen. Willst du das wegen dieser dummen, kleinen Fotze riskieren?«
    »Nein … Aber vielleicht ist das alles nur ein Missverständnis?«
    »Das werden die Spanier schon herausfinden. Immerhin haben sie bis jetzt alles aus dem Weg geräumt, was uns gefährlich hätte werden können, vergiss das nicht.«
    »Du hast recht«, antwortete sie kraftlos, »das vergesse ich ganz bestimmt nicht.«
    »Gut. Dann kann ich jetzt in Ruhe ein paar Löcher Golf spielen gehen.«

     

31
    Lenz und Hain betraten das Gebäude der Hautklinik, fuhren mit dem Lift in den dritten Stock und fragten sich nach Dr. Schwaiger durch. Kurze Zeit später fanden sie die Ärztin in einem Raucherzimmer.
    »Morgen, Herr Lenz.«
    »Morgen, Frau Dr. Schwaiger.«
    Der Hauptkommissar stellte seinen Kollegen vor und kam sofort zur Sache.
    »Wir müssen unbedingt mit Herrn Lappert sprechen. Es ist überaus wichtig.«
    Sie zog an ihrer Zigarette, drückte sie aus und nickte.
    »Seine Tochter ist bei ihm. Wir haben ihr ein Bett in sein Zimmer gestellt in der Hoffnung, dass es ihm hilft. Gehen Sie rüber, aber machen Sie nicht so lang, der Mann ist wirklich fertig.«
    »Versprochen«, erwiderte Lenz.

     
    *

     
    Hain klopfte leise. Von innen kam das gedämpfte ›Herein‹ einer Frau. Die beiden Polizisten traten ein. Beate Witte-Lappert saß am Fenster und hielt ein aufgeklapptes Buch in der Hand. Ihr Vater lag mit dick verbundenem Kopf und Gesicht im Bett und schlief offenbar. Außer seinen geschlossenen Augen und der Öffnung für den Mund konnte man nichts von ihm erkennen.
    »Hallo, Herr Lenz«,

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