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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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kommt von den Kollegen aus Bilbao. Die Jungs, die wir suchen, sind bei denen gut bekannt. Warte mal kurz.«
    Wieder las er ein paar Zeilen.
    »Bei dem einen der beiden soll es sich um Koldo Gorospe handeln, der Name des anderen ist Sergio Vélez . Und …«
    Seine Augen flogen über den Bildschirm.
    »Und der Hammer ist, dass es Spanier sind, aber gleichzeitig doch keine Spanier.«
    »Hä?«, war die kurze Reaktion seines Chefs.
    »Das sind Basken!«, triumphierte der junge Oberkommissar. »Und die Sprache, die sie untereinander gesprochen haben und die Lappert nicht kannte, ist demzufolge garantiert Baskisch gewesen.«
    »Macht Sinn«, stellte Lenz fest.
    »Klar macht das Sinn. Zumal hier steht, dass es sich bei den beiden um Intensivtäter aus dem Umfeld der baskischen Mafia handelt, die als gewaltbereit und äußerst gefährlich eingestuft werden. Vélez , ein Capo, also ein kleiner Boss, hat sechs Jahre Knast auf dem Buckel, der andere mehr als acht.«
    Er scrollte weiter nach unten.
    »Körperverletzung, Körperverletzung mit Todesfolge, Schutzgelderpressung, Bedrohung, Bandendelikte und so weiter. Das sind anscheinend richtig schwere Jungs.«
    »Und was machen diese ›richtig schweren Jungs‹ hier bei uns in Kassel? Hast du dafür auch eine Erklärung?«
    »Na, was schon? Mälzer hat sie als Putzkolonne angeheuert, ist doch klar.«
    Lenz kratzte sich nachdenklich am Kopf.
    »Und du hast schon einmal von einer baskischen Mafia gehört, oder?«
    »Nein«, erwiderte Hain nach einer kurzen Denkpause. »Aber eine Mafia gibt es überall, wo Menschen zusammenleben, da machen wir uns besser nichts vor. Wie diese kriminellen Vereinigungen heißen, ist mir egal, aber es gibt sie.«
    »Da magst du recht haben. Erweiterst du die Fahndung nach den beiden?«
    »Mach ich. Du nimmst eine Mütze voll Schlaf, und wenn du zurück bist, besprechen wir, wie es weitergeht.«

32
    Franziska Faust saß im Bademantel in der Küche ihrer kleinen Wohnung, las in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung, trank Tee und biss dann und wann in ein Marmeladenbrot. Im Hintergrund dudelte Musik aus der Stereoanlage und im Schlafzimmer machte sich ihr Freund, Lars Gruber, fertig für seine samstägliche Joggingrunde.
    »Hast du mein Stirnband gesehen, Schatz?«, dröhnte es von nebenan. Die junge Frau schluckte den Brotrest herunter, den sie im Mund hatte, und verneinte. »Und wenn wir endlich eine gemeinsame Wohnung hätten, bräuchtest du nicht immer hier bei mir etwas zu suchen und es dann bei dir zu Hause zu finden.«
    »Ich habs schon«, erklärte er ihr fröhlich, nachdem er in die Küche getreten war, und ließ das elastische Frotteeband um den linken Zeigefinger kreisen.
    »Heute wird es wohl die große Runde, ich fühle mich nach Schwitzen. In spätestens eineinhalb Stunden bin ich zurück«, sagte er, biss herzhaft in das Brot und hauchte einen Kuss in ihre Richtung. »Bis später.«
    »Nimmst du dein Telefon mit?«
    »Nee, der Akku ist leer. Aber wenn du es nicht mehr ohne mich aushältst, kannst du ja zur Ablenkung schon mal duschen und dich für mich herrichten«, antwortete er mit südhessischem Akzent.
    »Macho-Arsch«, gab sie zurück, ohne den Blick von der Zeitung zu heben. Das Nächste, was sie hörte, war das Schlagen der Haustür. Sie biss erneut in ihr Brot.

     
    *

     
    Zum ersten Mal seit mehr als vielen Wochen hatte sie gut geschlafen. Durchgeschlafen. Diese Wochen waren ein Wechselbad der Gefühle gewesen und mehr als einmal hatte Lars Gruber sie davon überzeugen müssen, dass ihnen nichts passieren würde, nichts passieren könnte. Wenn sie gefragt würde, wer zuerst auf diese verrückte Idee gekommen war, könnte sie nur mit den Schultern zucken; sie wusste es nicht mehr. Irgendwann lagen sie im Bett und träumten davon, wie es wäre, viel Geld zu haben und an jedem Morgen ohne Sorgen aufzuwachen. Nicht, dass es ihnen schlecht gegangen wäre, das sicher nicht. Aber zwischen nicht schlecht und sorgenfrei lag doch eine beträchtliche Grauzone. Er hätte sich zuerst ein Motorrad gekauft. Ein italienisches, exklusives Modell. Sie träumte von einem Mini-Cabrio in Feuerrot. Zugegeben, solche Wünsche waren nicht unerfüllbar, doch es würde eine Menge Entbehrungen bedeuten, sie zu verwirklichen.
    »Ich wüsste von jetzt auf gleich, wie wir zu einem Batzen Geld kommen könnten«, hatte sie mehr im Scherz zu ihm gesagt. »Aber leider nicht ganz legal, also für einen Bullen wie dich völlig inakzeptabel.«
    »Nur,

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