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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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herein. Weitere Männer eilen hinzu. Im Nu ist er umringt und ihren drohenden Gebärden ausgesetzt. Die Männer bugsieren ihn unsanft zur Siedlung Mönchmühle. Wie der Gefangene eines feindlichen Indianerstammes am Marterpfahl wird er vor einen Lichtmast postiert, den teils bösen, teils neugierigen Blicken der Umherstehenden ausgeliefert. Nun bangt der Mörder um sein eigenes Leben. Wenig später fährt ein Funkstreifenwagen vor. Steinitz wird „zur Klärung eines Sachverhalts vorläufig festgenommen“.
    Der sichergestellte Beutel mit dem sonderbaren Inhalt macht die Schutzpolizisten mißtrauisch und veranlaßt sie, die Kriminalpolizei des VPKA Oranienburg zu informieren. Bald darauf muß Mirko Steinitz die erkennungsdienstliche Prozedur über sich ergehen lassen, da er zumindest des versuchten sexuellen Mißbrauchs verdächtigt wird.
    In der ersten Vernehmung durch die Kriminalisten des VPKA zeigt Mirko Steinitz noch ein relativ stabiles, aber aggressives Verteidigungsverhalten. Mit aller Schärfe weist er die Vorwürfe zurück, versteckt sich hinter seiner vermeintlichen Integrität als Feldwebel der NVA und versucht, Loyalität und Lauterkeit vor dem Gesetz vorzuspiegeln. Doch die unsanfte Kontaktaufnahme zu den beiden Jungen vom Kiessee kann er ebensowenig überzeugend begründen, wie den absonderlichen Inhalt seines Beutels.
    Seine Ausflüchte werden schnell erkannt. In der Bedrängnis erfindet er immer wieder neue. Nach zwei Stunden kann er sich aus dem Filz der Widersprüche nicht mehr befreien. Da gesteht er, daß er die Absicht hatte, die beiden Jungen vom Kiessee töten zu wollen.
    Umgehend wird seine vorläufige Festnahme angeordnet. Die MUK Potsdam übernimmt am gleichen Abend die weiteren Ermittlungen und setzt die peinliche Befragung fort. Kurz nach Mitternacht gesteht Mirko Steinitz den Doppelmord an den Brüdern Stefan und René Kölling. Die Durchsuchung seiner Berliner Behausung fördert überraschendes Beweismaterial zutage: Mehrere Messer, eine schriftliche Anleitung zum Anlegen von Fesseln, Negativfilme, Fotos und einige Personaldokumente seiner Opfer, vor allem aber ein Aktenordner „Geheime Privatsache“ mit den peinlich genauen Berichten über seine Untaten, unter denen sich auch die Morde an Jörg Dehmel und Dirk Lühmann befinden, die als längst aufgeklärt gelten.
    Aus Gründen der Staatsräson veranlaßt die politische Obrigkeit, daß am 10. Juli 1984 die Hauptabteilung Untersuchung des MfS den Fall des Feldwebels Mirko Steinitz zur weiteren Bearbeitung übernimmt.
    In nahezu dreißig langen Vernehmungen legt Steinitz über seine Untaten, den fünffach vollendeten und einen versuchten Mord sowie die mehr als zwanzig vorbereiteten Morde, ein umfassendes Geständnis ab.
    Die Rekonstruktion jedes einzelnen Verbrechens und ihre fotografische Dokumentation führen zu wichtigen objektiven Beweismitteln. Sie verifizieren die Aussagen des Mörders. So wird zum Beispiel im August 1984 eine Einheit der Pioniertruppen der NVA beordert, den Dorfteich von Cölpin trockenzulegen. Nach dreitägiger Suche wird das Messer gefunden, das Steinitz bei seinem ersten Mord benutzte und dessen Klinge sich dabei verbog.
    Als die DDR nach langem Siechtum Ende des Jahres 1989 im Sterben liegt, versucht Mirko Steinitz, seinem Verfahren politische Hintergründe zu unterstellen und fordert deshalb eine Überprüfung des Urteils. Doch sein Anliegen wird zurückgewiesen, da sich der Richterspruch lediglich auf in höchstem Maße gesellschaftsgefährliche, besonders verwerfliche Delikte gegen die Persönlichkeit bezieht. Es sind keine politischen Erwägungen für das Urteil erkennbar, die eine Revision rechtfertigen würden. Auch die Beweisführung bietet dafür keinen Anlaß.
    Heute ist Steinitz davon überzeugt, in den bisherigen Jahren seiner Haft die sadistischen Neigungen längst überwunden zu haben. Unbestätigten Berichten zufolge habe er deshalb bereits im Jahre 1991 ein Gnadengesuch eingereicht.
    Ein kurzes Nachwort erscheint notwendig:
    In den letzten Jahrzehnten scheinen sich in verschiedenen europäischen Ländern die Fälle von sexuellen Serienmorden zu häufen. Eine lange Kette unrühmlicher Namen von Tätern, wie „Ludy“, Strack, Bartsch, „der Heidemörder“, Hagedorn, Dutroux usw., mobilisiert das Volksempfinden zum Kampf für die Wiedereinführung der Todesstrafe, für das Abschaffen des Hafturlaubs, gegen vorzeitige Entlassung und für Zwangskastration.
    Auch die rechtspolitischen

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