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El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)

El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)

Titel: El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Karliczek
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Zankäpfel. Trotzdem mögen sie einander“, begann Kevin. „Und Kai ist so was wie mein Bruder. Er und seine Frau Agnes haben eine Tochter, Sahra. Die Kleine ist jetzt drei Jahre alt und fragt einem Löcher in den Bauch. Sie ist mein Patenkind. Die fünf sind quasi meine kleine Familie.“
    „Und deine Eltern?“
    Kevin schluckte, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. „Sie starben bei einem Autounfall, als ich acht Jahre alt war.“
    „Es tut mir leid“, sagte Marcela bestürzt. „Alejandro hat es mir nicht gesagt, sonst hätte ich dich nicht darauf angesprochen.“
    „Ist schon in Ordnung, es braucht dir nicht leidzutun“, beruhigte er sie. „Es ist lange her.“
    „Warum hat er uns nichts gesagt? Die Frage nach deinen Eltern musste beim Familientreffen doch unweigerlich auf den Tisch kommen.“ Marcela wurde wütend. „Oh, das wird er mir büßen.“
    Ein Lächeln umspielte Kevins Mund. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Marcela ihrem Bruder mit den langen Fingernägeln die Augen auskratzte. „Geh nicht zu hart mit ihm ins Gericht, ich brauche ihn noch.“
    Nun war es Marcela, deren Lippen sich zu einem Lächeln bogen. „Weil du es bist“, nickte sie ihm zu. „Wirst du mir auch erzählen, was nach dem Tod deiner Eltern geschah?“
    „Ich bin in einem Heim aufgewachsen. Kai und ich haben uns ein Zimmer geteilt.“ Erinnerungen kamen hoch, die verregnete Nacht des Unfalls, der Polizist, der ihn von seinem Großvater abgeholt und ins Heim gebracht hatte, eine Betreuerin, die ihn in Kais Zimmer führte, die Beerdigung.
    „Mein Großvater war krank und konnte mich nicht zu sich holen, er starb etwa ein halbes Jahr nach meinen Eltern. Das Heim war von da an mein Zuhause. Ein riesiges Haus mit vielen Betreuern und noch mehr Kindern. Es gab nie wirklich Ruhe, irgendwo war immer einer von uns wach oder stellte Unsinn an. Ich glaube, wir haben unsere Erzieher häufig an den Rand der Verzweiflung getrieben.“
    „Wie viele wart ihr denn?“
    „So um die dreißig“, schätzte Kevin. Genau wusste er es nicht, er hatte sie nie gezählt. „Alles Jungs in jeder erdenklichen Altersstufe.“
    „Und was war das Schlimmste, was du je angestellt hast?“, fragte sie vorwitzig.
    „Tja“, grinste Kevin schelmisch. „Ich war immer das bravste Kind der Welt.“
    Marcela ergriff wortlos die Fliegenklatsche und zielte auf Kevins verletztes Knie.
    „Schon gut, ich habe verstanden“, beschwichtigte er sie und legte schützend die Hand auf die Wunde. „Vielleicht war ich nicht immer so brav. Irgendwann kamen einige von uns auf die Idee Lianen zu rauchen. Also haben wir uns ein Stück davon am Baum abgeschnitten, haben den Kern herausgeschält und sind in den Gesellschaftsraum unten neben dem Keller gegangen.“ Kevin erinnerte sich lebhaft an die Tat und er konnte den stechenden Geruch des Qualms noch heute in seiner Nase riechen.
    „Nun ja, als wir fertig waren, brauchten die Fenster neue Gardinen, und die Wände mussten gestrichen werden.“
    „Ah ja, du warst also immer brav“, kam die zuckersüße Bemerkung. „Und was hast du dann gemacht?“
    „Nach dem Fachabitur habe ich an einer Fachhochschule verschiedene Sprachen gelernt. Danach bin ich Reiseleiter geworden.“ Unbewusst zuckten seine Schultern. „Den Rest kennst du.“
    „Und das alles ohne Eltern. Ich glaube, sie wären stolz auf dich.“ Anerkennung schwang in ihrer Stimme mit.
    „Ich hoffe es. Und deine Eltern, sind sie stolz auf euch?“
    „Warum sollten sie es nicht sein?“
    „Stimmt.“ Warum sollten sie es nicht sein, sie und Catalina waren tolle Frauen. Und Alejandro?
    „Weißt du, was ich denke? Eure Eltern lieben euch sehr, euch alle drei. Und sie sind stolz auf euch. Aber aus irgendeinem Grund ist das Verhältnis zwischen Alejandro und seinem Vater anders.“
    Schweigen. Marcela sah ihn an und wusste nicht, was sie sagen sollte.
    „Es ist seine Homosexualität, nicht war?“
    „Vater liebt uns sehr, Alejandro eingeschlossen.“
    „Das bezweifle ich nicht.“ Kevin wollte Marcela und ihre Familie nicht beleidigen, er wollte nur den Grund für Alejandros Verhalten erfahren. Und deshalb ließ er das Thema nicht auf sich beruhen.
    „Ich habe das Gefühl, dass dein Vater sich einen Erben von Alejandro gewünscht hat und dieser Wunsch durch seine Neigung zunichtewurde.“
    Marcelas Gesicht spiegelte verschiedene Emotionen wider. Wut, Verzweiflung, Scham.
    „Ja, er war enttäuscht“, antwortete sie nach einer Weile. „Der

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