El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
vor den Stuhl und hörte ihm zu. Der Hund liebte es an den Ohren gekrault zu werden und im Gegenzug durfte ich mich an seinen Körper lehnen.“ Langsam drehte er seinen Kopf und schaute Alejandro in die Augen, der ihn wie gebannt ansah. „Großvater hätte viel mehr als die kleine Rente haben können, hätte er den Garten verkauft. Aber ihm waren die gemeinsamen Stunden mit uns wichtiger und mittlerweile verstehe ich auch, warum.“
Es war das erste Mal, dass Kevin ihm etwas aus seiner Kindheit erzählte. Und wieder hatte er recht mit dem, was er sagte, manches war nicht mit Gold aufzuwiegen. Er selbst war als Kind oft an diesem See gewesen, doch als er älter wurde, besuchte er ihn immer seltener. Und dennoch war er heute hierher gekommen, um ein Stück Erinnerung mit der Gegenwart zu verbinden.
„Hast du das Land noch?“, fragte er heiser.
„Ja, ich habe es nie übers Herz gebracht, es zu verkaufen.“
Stumm nickte Alejandro, als Zeichen, dass er verstanden hatte.
„Sag mal, wer soll das denn alles essen? Davon wird ja locker eine halbe Fußballmannschaft satt“, riss Kevin ihn aus seinen Gedanken.
„Was denn, kennst du die Spanier etwa so schlecht? Wir lassen uns nicht mit einem banalen Butterbrot zum Picknick abfertigen.“ Bei den Worten reichte er Kevin einen Teller und schenkte ihnen Kaffee ein.
Während sie aßen und miteinander redeten, bekam Alejandro ein immer schlechteres Gewissen. Er hatte Kevin hintergangen, war in sein Privatleben eingedrungen, ohne ihn vorher zu fragen, und hatte sein Vertrauen missbraucht. Wie sehr wünschte er sich die Vergangenheit rückgängig machen zu können.
„Hey.“ Kevin legte eine Hand auf Alejandros Unterarm, da ihm dessen geistige Abwesenheit aufgefallen war. „Alles in Ordnung?“
Seine Oliven anstarrend antwortete er: „Ich muss dir was gestehen, Kevin.“ Doch er fand nicht die richtigen Worte. Er räusperte sich und richtete seinen Blick auf Kevins Augen. „Als du im Krankenhaus lagst, habe ich mich in deinem Zimmer umgesehen. In der Nachttischschublade lag dieses Bild, das du dir immer angeschaut hast, und ich habe es herausgenommen.“
Die Hand auf seinem Unterarm wurde weggezogen.
„Warum hast du mir vorher nicht gesagt, dass es ein Bild deiner Eltern ist?“, fragte er leise. Wenn er daran dachte, wie er Kevin unbegründete Vorwürfe deswegen gemacht hatte, da er davon ausgegangen war, dass es sich um eine Fotografie von Barenz handelte, wurde er schmerzlich daran erinnert, dass Kevin ihm bisher kein tieferes Vertrauen entgegengebrachte.
Ein Augenpaar sah ihn erst vorwurfsvoll an, dann verletzt und schließlich verständnisvoll. „Ich wollte nicht, dass du etwas über mein Leben erfährst“, gestand Kevin ein. „Und ich habe dir schließlich die Erlaubnis gegeben, es dir anzusehen“, fuhr er milde fort.
„An dem Morgen dachte ich, du wolltest mich auf die Probe stellen.“
„Du denkst zu viel.“
„Du hättest es mir sagen sollen.“
„Habe ich aber nicht.“
„Warum siehst du es dir eigentlich so häufig an?“, fragte Alejandro verwundert. Warum quält sich jemand freiwillig, indem er verstorbene Menschen ansieht, die er einst geliebt hat?
Die rehbraunen Augen verdunkelten sich, und Kevins Gesicht nahm einen betrübten Ausdruck an. „Damit ich nicht vergesse, wie sie ausgesehen haben.“
Es kam Alejandro wie eine Ewigkeit vor, ehe Kevin weitersprach, diesmal mit festem, mildem Ausdruck. „Mit der Zeit werden die Erinnerungen schwächer. Als Erstes verblassten die Erinnerungen an ihren Geruch und die Stimmen, später an die Farben ihrer Augen und ihre Gesichtszüge. Als ich im Nachlass meines Großvaters das Bild fand, kehrte ein Teil dieser Erinnerungen wieder zu mir zurück.“
Darüber hatte Alejandro nie nachgedacht, besser gesagt, nie nachdenken müssen. Sicher, eine seiner Großmütter war verstorben und er hatte Erinnerungen an sie, doch gehörte der Tod für ihn zum Leben dazu. Allerdings hatte er nicht als Kind einen solchen Verlust erleiden müssen. Und wenn er nachdachte, hatte er Schwierigkeiten sich in allen Einzelheiten an seine Großmutter zu erinnern.
„Wie waren sie?“, fragte Alejandro nachdenklich. „Deine Eltern, meine ich.“
Wen hättest du denn sonst meinen können , dachte Kevin. „Ich denke, sie waren so, wie Eltern eben sein sollten. Wenn ich was angestellt hatte, schimpften sie mit mir, wenn ich lieb war, bekam ich abends immer Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen, und wenn ich krank war,
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