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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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geliefert.«
    »Es hört sich fast so an, als ob Ihr dem Kerl, demIhr Euer ganzes Unglück verdankt, mehr zugetan seiet als Euerm Mann, der jetzt wahrscheinlich auf seinem Schlosse sitzt und sich die Seele nach Euch aus dem Leibe grämt. Das verstehe ein anderer.«
    »Euch wird die Schönheit des Teuflischen für immer verschlossen bleiben wie den meisten Menschen; denn Ihr seid nur böse aus Geldgier und Gewinnsucht. Ich aber, ich muß böse sein, versteht Ihr, ich muß. Der Teufel hat bei meiner Taufe Pate gestanden. Dafür muß ich mich erkenntlich zeigen. Hört, wer hat da eben gepfiffen?«
    Sie lauschte angestrengt. Auch Pablo Garcia wurde aufmerksam; denn die Töne klangen gar zu eindringlich, als daß man sie hätte überhören können.
    »Que diablos!« rief Marina aus. »Diesen Pfeifer dort muß ich kennenlernen. Er kann es genau so wie der Silbador.«
    »Seht Ihr«, lachte der Doktor, »und Ihr habt den Burschen für ein einmaliges Exemplar gehalten! Einmalig war er aber nur insofern, als er Euch eine kräftige Ohrfeige versetzt hat.« Das Pfeifen schwoll an. Man konnte es bis an Deck hören.
    Marina stürzte aus der Koje und sprang die Stufen hinauf. Neugierig blickte sie sich um. Aber sie konnte niemanden mit gespitzten Lippen erspähen. Und dennoch blieb das Pfeifen. Allerdings war es hier oben schwächer als unten.
    Marina rannte die Treppe wieder hinab und stieß mit einem Mann zusammen, der aus der Koje neben der ihren trat.
    Das Pfeifen war verstummt.
    »Buenas noches«, grüßte der Fremde, der nicht zur Besatzung zu gehören schien, höflich und schritt an dem »Arztgehilfen« vorbei, ohne ihm besondere Beachtung zu schenken. Natürlich hatte Michel sofort erkannt, wen er vor sich hatte. Blitzartig war ihm der Gedanke gekommen so zu tun, als wüßte er nicht, wer sich hinter der Gestalt des jungen Mannes verbarg. Marina aber taumelte zurück und hielt sich nur mit Mühe an der Schiffswand aufrecht. Zwar war es nicht möglich gewesen, in dem hier unten herrschenden Zwielicht das Gesicht Michels zu erkennen; aber die Stimme verriet ihr mehr als jede Vorstellung. Völlig verstört gelangte sie in ihren Verschlag.
    »Ist Euch nicht gut?« fragte Garcia, machte aber keine Anstalten, ihr irgend eine Hilfeleistung zu gewähren.
    »Er ist es — er ist es —«, flüsterte sie fassungslos. »Wer ist — was ist — —« »El Silbador.«
    Pablo Garcia ließ sich ganz in Liegestellung zurücksinken.
    »Es würde Euch sicherlich guttun, wenn Ihr jetzt ein wenig schliefet. Eure Nerven sind überreizt.«
    Marina warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    »Haltet Ihr mich für hysterisch? Meint Ihr, ich könnte den Silbador nicht von irgendeinem x-beliebigen Fremden unterscheiden?«
    Pablo richtete sich langsam auf und sah sie prüfend an, als ob er einen Patienten betrachte. Nach einigen Augenblicken des Schweigens schüttelte er verwundert den Kopf.
    »Ihr scheint tatsächlich vollständig bei Sinnen zu sein, meine Beste. Richtet Eure Augen einen Moment auf meinen ausgestreckten Zeigefinger.«Er hielt den Finger steil in die Luft.
    »Was soll das?« fragte sie unwillig.
    »Ich möchte lediglich herausfinden, ob Eure Pupillen ordnungsgemäß funktionieren.« »Unsinn, es gibt jetzt Wichtigeres zu bedenken als Eure Spielereien. Ich wünschte, ich hätte mich geirrt. Dann wären wir jetzt nicht unmittelbar in Gefahr. Mich hat er zum Glück nicht erkannt in meiner Verkleidung.«
    Jetzt wurde es dem Doktor zuviel. Er saß kerzengerade da und fragte scharf:
    »Ihr wollt also allen Ernstes behaupten, daß dieser pfeifende Wundermann an Bord ist?«
    »Ich war noch nie ernster.« Pablo schwieg und dachte nach.
    »Der Teufel mag wissen, wie solche Zufälle zustande kommen. Wir müssen ihn natürlich so schnell wie möglich erledigen. Irgendein Gift ins Essen und basta.« Marina starrte vor sich auf den Boden. Die von ihrem Begleiter ausgewählte Todesart war keineswegs nach ihrem Geschmack. So schnell sollte dieser Bursche nicht in die bessere Welt segeln, um sich am Tisch der Seligen gütlich zu tun. Nein, er mußte langsam sterben. Zu Tode gequält mußte er werden. Sehen wollte sie, wie er sich in Qualen wand. Vielleicht konnte man den Kapitän dazu bewegen, den Mann zu foltern. Notfalls würde sie es eigenhändig tun. Es mußte geradezu ein Vergnügen sein, die neunschwänzige Katze auf seinem breiten Rücken auszulassen, damit er erst den richtigen Vorgeschmack erhielt. Streicheln würde sie ihn mit den Bleikugeln

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