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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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das Schiff ohne Interesse; denn es ist nicht zu vermuten, daß man dort viele Taler von der Sorte findet, wie Ihr sie mir für Eure Passage gezahlt habt.« Er wandte sich ab.
    »Wann werden wir in Codrington sein, Senor Virgen?« fragte er den Steuermann. »Ich denke, gegen Mittag. Wenn wir — —«

Erschrocken fuhren die vier Männer auf dem Kastell zusammen. Der Engländer drüben hatte geschossen. Ungefähr hundert Schritt vor dem Bug der »Trueno« klatschte die Kugel ins Wasser.
    »Demonio!« schrie der Kapitän. »Ist der Kerl verrückt geworden? Flaggast!« rief er durchs
    Sprachrohr, »fragt an, was der Engländer will.«
    Der Flaggast signalisierte.
    Die Antwort kam augenblicklich.
    »Drehen Sie bei und zeigen Sie Ihre Fahne. Das hier ist Seiner Majestät »Quebec«. Sind durch Zyklon vom Hauptgeschwader getrennt.«
    »Que diablos«, fluchte der Kapitän, »da ist also eine ganze Kriegsflotte nach Boston unterwegs. Ein Glück, daß der Sturm kam. Sonst wären wir ihnen gerade in die Arme gesegelt. Senor Virgen, geht strikt auf Westkurs, damit sie unsere Breitseite nicht länger vor Augen haben. Könnten sonst auf die Idee kommen, das Feuer zu eröffnen.« »Und wenn sie nun doch angreifen?« fragte Michel. »Dann steht Ihr vertikal zu ihnen und könnt
    das Feuer nicht erwidern.«
    Der Kapitän verschränkte seelenruhig die Arme.
    »Unsere Galeone trägt die Kanonen nach Piratenart. Überlegenen Schiffen zeigen wir nie die Breitseite. Aber unsere Armierung besteht aus dreizehn Heckgeschützen. Gnade ihnen Gott, wenn sie uns nicht in Ruhe fahren lassen! Zieht unsere eigene Fahne auf, Jungs. Bin mächtig gespannt, was sie für Augen machen, wenn sie den Blitz überm Totenkopf sehen.« Die blutrote Korsarenflagge mit dem Totenkopf, den gekreuzten Knochen darunter und einem Blitz darüber stieg unter Gebrüll am Hauptmast hoch. Die Reaktion folgte augenblicklich.
    Von drüben krachte eine Breitseite, die jedoch ihr Ziel verfehlte.
    »An die Geschütze, Jungs!« schrie der Kapitän. »Weiter auf Westkurs halten, Steuermann!« Jardin zog begeistert seinen Degen und stürmte zum Heck.
    »Kanoniere, haltet auf die Segel. Nehmt den Fockmast aufs Korn. Achtung! — Feuer!« Aus dreizehn Mäulern spuckten die Heckgeschütze ihre Kugeln. Sausend fegten sie hinüber. Krachen und Splittern auf dem feindlichen Schiff. Der Fockmast barst, und die Flagge fiel herab. Ein brausendes Hurra ertönte aus den zweihundert Korsarenkehlen.
    Michel zog die Stirn in Falten. Da drüben standen seine Landsleute. Was konnten sie dafür, daß ihr Kapitän so ehrgeizig war, unbedingt den Korsaren anzugreifen? Eine weitere Salve krachte. Haargenau fanden die Kugeln ihr Ziel.
    Beschädigt nicht den Rumpf, Kanoniere!« schrie Jardin mit Feiereifer. »Wir wollen das Schiff kapern und verkaufen. Das ist ein schöner Verdienst. Zielt auf die Aufbauten! — Feuer!« Die »Trueno« lag jetzt scharf unterm Wind. Nach ein paar Minuten war sie aus dem Feuerbereich des Engländers. Da riß Pedro Virgen das Steuer herum. Die Galeone beschrieb einen eleganten Bogen und fuhr kurz darauf, den Bug voraus, direkt auf den Feind zu. Am Bug des Schiffes gab es sechzehn Kanonen. Die Kanoniere verließen die Heckgeschütze und rannten nach vorn. Es sah aus, als hätten sie dieses Manöver schon hundertmal durchgeführt. In wenigen Minuten waren die Buggeschütze klar. Die Salve krachte.
    »Carlos Deste!« rief der kleine Jardin, »jetzt bist du dran. Richte deine Kanone genau auf das Ruder. Du mußt es treffen, sonst schmeiße ich dich über Bord.«
    Deste machte seine Kanone klar und setzte selbst die Lunte in Brand. Es krachte. Drüben nahm
    eine Wasserfontäne die Sicht. Man wartete gespannt eine Weile.
    Dann jubelten die Korsaren auf. Deste hatte einen Meisterschuß getan.
    »Setzt alle Segel!« kam die Stimme des Kapitäns. »Macht Euch bereit zum Entern, Jungs! — Haken raus!«
    Die »Trueno« durchschnitt die Wasseroberfläche wie ein Messer. Als man hinter dem feindlichen Schiff war, schössen von drüben die Musketiere mit ihren Musketen herüber, ohne viel Schaden anzurichten. Landschützen sind im Seegefecht genau so wenig zu gebrauchen wie störrische Esel zum Pflügen.
    Die »Trueno« war heran und setzte sich längsseits. Die Enterschnüre flogen hinüber, und die Haken faßten ins Holz und ins Getäu.
    »Valor y Esperanza! Mut und Hoffnung!« war der eigenartige Schlachtruf der Korsaren. Mit geschwungenen Krummsäbeln enterten sie das Deck der

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