Elben Drachen Schatten
Antwort.
"Gefahr? Woher wisst Ihr das?"
"Die Katze! Sie hat uns gewarnt!"
"Wovor?"
"Seid still!"
Es raschelte. Aber das musste nicht unbedingt ein heimtückischer Feind sein. Vielleicht war es der Wind...
Wieder fauchte die Katze. Nein, es war nicht der Wind! Ein Pfeil schoss dicht an Edro vorbei und blieb hinter ihm in einem Baum stecken.
Blitzschnell hatte Edro dann sein Schwert gezogen, aber das nützte ihm jetzt nichts, denn er konnte seinen Gegner nicht sehen.
"In Deckung!", hörte er Lakyr rufen, der sich hinter den knorrigen Wurzeln eines riesigen Baumes verschanzt hatte.
Mit einer raschen Bewegung hatte sich auch Edro hinter einem Baum Deckung genommen - gerade noch rechtzeitig, um dem unbekannten Gegner zuvor zu kommen. Schon schwirrte erneut ein Pfeil durch die Luft und bohrte sich tief in das Holz eines Baumes.
Da bemerkte Lakyr die zweiköpfige Katze!
Sie stand fauchend da und machte keinerlei Anstalten, Deckung zu nehmen. In ihren vier Augen loderte ein dämonisches Feuer.
"Komm zurück!", rief der Mann aus Thorkyr. Er war in großer Sorge um das Leben seiner Katze, die das einzige Wesen dieser Welt zu sein schien, das ihn vorbehaltlos akzeptierte.
"Komm zurück!", rief er nochmals. Aber es war schon zu spät. Ein Pfeil pfiff durch die Luft und traf das seltsame Tier.
Aber was war das?
Der Pfeil prallte wirkungslos von der zweiköpfigen Katze ab, die nun triumphierend fauchte. Ein entsetzter Aufschrei war von irgendwoher zu hören. Ein weiterer Pfeil traf das Tier, aber auch dieser prallte wirkungslos an dem weichen Fell ab.
Dieses Tier muss ein Fell aus Stahl haben!, dachte Edro.
In diesem Moment schnellte die Katze vor und lief geschwind auf ein bestimmtes Gebüsch zu. Was dann geschah, konnten weder Edro noch Lakyr aus ihrer Deckung heraus beobachten. Ein verzweifelter Todesschrei gellte.
Edro und Lakyr fuhren aus ihrer Deckung auf.
Vorsichtig gingen sie auf das Gebüsch zu, wo die Katze verschwunden war. Eine unheilvolle Ahnung beschlich Lakyr. Doch er wagte es nicht, etwas zu sagen.
Hinter dem Gebüsch fanden sie die Zweiköpfige. Sie saß triumphierend auf der Brust eines Toten. Neben ihm im Gras lagen ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen. Die Kehle des Toten aber war von den messerscharfen, bluttriefenden Katzenkrallen zerrissen. Kein Zweifel, die Katze hatte Edro und Lakyr das Leben gerettet. Aber dennoch schaute Lakyr sie mit einer deutlichen Spur von Entsetzen an. Dann nahm er sie wortlos von der Brust des Toten herunter und wischte das Blut von ihrem Körper.
"Ich glaube fast, die dummen Schwätzer von Arana haben doch recht gehabt: In dir wohnt ein Dämon, meine Katze!", stieß er hervor und setzte das Tier wieder auf den Boden. Die vier Augen sahen Lakyr nun traurig an. Es brannte kein Feuer mehr in ihnen.
"Warum wollte dieser Mann uns umbringen?", fragte Edro, wobei er mit der Hand auf den Toten deutete. Doch Lakyr zuckte nur mit den Schultern, wobei er seine Katze liebevoll kraulte.
Wie war es möglich, dass die Pfeile dieses Mannes das weiche Fell der Katze nicht zu durchdringen vermocht hatten?
"Ich kann mir nicht erklären, wieso der Kerl uns nach dem Leben trachtete", sagte Lakyr. Dann wandte er sich um und ging zu den Pferden.
Die zweiköpfige Katze folgte ihm.
Edros Blicke streiften nochmals über den Toten.
Als sie weiter ritten, waren sie wesentlich vorsichtiger und wachsamer als zuvor.
Es konnte gut sein, dass noch an weiteren Stellen Männer im Hinterhalt auf sie lauerten, um ihrem Leben ein rasches Ende zu bereiten.
Edro beobachtete die zweiköpfigen Katze jetzt mit einer Spur von Grauen. Was, wenn das Tier seine unheimlichen Kräfte gegen ihn oder Lakyr einsetzte?
Es gibt keinen stichhaltigen Grund, der das ausschließen könnte!, ging es Edro durch den Kopf.
Nichts und niemand konnte den beiden Mäulern der Zweiköpfigen offenbar widerstehen!
Auch in Lakyrs Zügen stand Besorgnis geschrieben.
Seine Katze hatte ihm zwar das Leben gerettet. Dennoch begannen sich zwiespältige Empfindungen diesem eigenartigen Wesen gegenüber in ihm breitzumachen.
Gegen Abend sahen die Männer in der Ferne eine Gruppe von Bewaffneten. Stimmengewirr eilte ihnen voraus.
Edro aus Dakor und Lakyr von der zweiköpfigen Katze zügelten ihre Pferde.
Als die bewaffneten Reiter näher herangekommen waren, hob Edro die Hand zum Gruß, aber keiner der Bewaffneten erwiderte diese Geste. Ihre Blicke waren finster und voller Angst. Im Angesicht der zweiköpfigen Katze
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