Elben Drachen Schatten
vom früheren Besitzer war jetzt nicht einmal mehr der Staub zu sehen, zu dem er vermutlich innerhalb weniger Augenblicke zerfallen war. Mit äußerster Gründlichkeit durchsuchten sie dann die Schränke der Taverne nach Ess- und Trinkbarem. Es war nicht mehr sehr viel da und es schien Lakyr fast so, als wären sie nicht die einzigen Plünderer hier gewesen. Nun, einige wenige Dinge fanden sie dennoch. Es schmeckte zwar nicht besonders gut, aber es stillte den Durst und den Hunger. Beides quälte die beiden Wanderer schon seid geraumer Zeit. Was Lakyr mit Besorgnis erfüllte, war die Tatsache, dass die zweiköpfige Katze keinen einzigen Bissen zu sich nehmen wollte. Lakyr konnte sich das nicht erklären, aber er ließ ihr ihren Willen. Sie saß mit wachsam umherschweifenden Augen auf dem Schanktisch. Ein Brüllen und ein Poltern machten der friedlichen Szene ein jähes Ende. Gialbeth riss sein Schwert herum, als eine düstere, in eine schwarze Kutte gehüllte Gestalt den Raum betrat. Doch noch ehe der Zwerg oder irgendjemand anderes etwas unternehmen konnte, hatte die Axt des Düsteren den Schädel des armen Gialbeth gespalten. Ohne einen Laut von sich zu geben, sank er zu Boden, wobei ihm sein kurzes Schwert entfiel. Nun wandte der Düstere sich Lakyr zu, der inzwischen sein Schwert in der Hand hielt. Ein barbarisches Knurren entsprang dem nicht sichtbaren Mund des Mörders. Wütend und wild schwang er seine Axt zum ersten Schlage. Wäre der Thorkyraner ihm nicht in letzter Sekunde ausgewichen, er hätte ihn von oben bis unten in zwei Hälften gespalten. Da vernahmen die beiden Kämpfenden ein zischendes Fauchen. Erschreckt wandte sich der Düstere um. Vier glühende Augenpaare beobachteten ihn und vier kleine aber äußerst kräftige Beine setzten zum Sprung an. Mit einem Aufschrei wich der Düstere zurück, als er die Zweiköpfige gewahrte. Aber es war zu spät. Schon krallten sich ihre Zähne in seine Kehle und sein Blut troff von ihren Zähnen. Er stürzte zu Boden. Lakyr zog dem am Boden liegenden die Kapuze aus dem Gesicht. Von Schrecken erfüllt wich er zurück. Nein, was er da sah, das konnte man kaum noch Gesicht nennen! Nicht selten war bei ihm das rohe Fleisch zu sehen. Und wo noch Haut war, da war sie krank und mit ekelhaften Pilzen bewachsen. Dann wandte er sich Gialbeths Leiche zu. Sie war schon zu einem großen Teil zu Staub zerfallen. In diesem Leben würde der Zwerg Elfénia nicht mehr erreichen, soviel war sicher. Aber vielleicht wurde er ihn doch eines Tages wiedersehen. In Elfénia. Oder in einem anderen Leben. Jedenfalls verließ Lakyr die alte Taverne schleunigst. Was er an Vorräten mitnehmen konnte, nahm er mit. Dann eilte er mit seiner geliebten Katze auf dem Arm durch die düsteren Straßen jener Ruinenstadt. Irgendwo in der Ferne schlug jemand eine Trommel. Es war ein eigenartiger Rhythmus, fand Lakyr und die Katze fauchte. Lakyr hielt sein Schwert fest umklammert. Hinter jeder Hausecke mochte ein Mörder lauern und so war äußerste Vorsicht angebracht. Die Trommeln und ihr merkwürdiger Rhythmus begannen den Thorkyraner zu beunruhigen. Was mochten sie zu bedeuten haben? Wohnte hier ein primitiver Stamm, der gerade seine barbarischen Riten vollzog? Oder was hatten sie sonst zu sagen? Angstvoll wandelte Lakyr so durch die finstere Straßen dieser einstmals sicherlich schönen Stadt. Jeder Schatten mochte ein Gespenst sein, jedes Geräusch das Herannahen eines Dämons ankündigen. Als er dann tatsächlich Schritte hörte, stockte ihm der Atem. Rasch verschanzte er sich in einem verfallenen Haus. Dann sah er einige vermummte Gestalten über die Straße huschen. Soweit er aus seinem Versteck heraus sehen konnte, waren sie alle bewaffnet. Waren sie die letzten der Bewohner dieser Stadt? Grunzend und fluchend stampften sie umher. Auch ihr Waffengeklirr vermochte Lakyr wahrzunehmen. Ja, es schien ganz so, als suchten sie nach etwas. Aber nach was? Oder wem? Vielleicht nach ihm? Oder nach dem, dem seine kleine, bepelzte Freundin die Kehle zerbissen hatte? Sicherlich war es kein Vergnügen, in die Hände dieser Menschen zu fallen.
"Hallo!", hörte Lakyr da plötzlich hinter sich eine Stimme. Er zuckte unwillkürlich zusammen. Er sprach die Westsprache, ebenso wie dies auch Trucad getan hatte. Merkwürdig, dachte der Thorkyraner, dass diese Welt keine eigene Sprache besitzt. Aber es konnte ja sein,dass man seine Heimatwelt einst von dieser aus besiedelt hatte. Lakyr sah sich nach dem Sprecher um
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