Elben Drachen Schatten
Möglichkeiten können wahr sein. Und noch viele andere mehr. Wer kann schon sagen, was in dem Kopf dieses Daranar vor sich geht?", sprach Randir.
Der schwarze Daranar zog noch ein paar gemächliche Kreise und flog dann davon.
"Wir sollten uns wieder hinlegen und schlafen. Morgen haben wir wieder einen anstrengenden Tag vor uns", meinte Lakyr und Kiria nickte gähnend. Sie legten sich wieder hin. Randir hatte zuvor noch ein paar Zweige aufs Feuer gelegt und es zu neuer Glut angeregt. Aber Edro konnte zunächst nicht einschlafen. Müde betrachtete er die oft sehr seltsam geformten, uralten Baumriesen, die dahinziehenden Wolken und viele andere Wunder, die man normalerweise gar nicht wahrnahm. Doch übermannte ihn schließlich doch die Müdigkeit. Er fiel in einen unruhigen, traumlosen Schlaf.
An den folgenden Tagen kamen sie relativ schnell voran. Sorgfältig beobachtete Edro jetzt von Zeit zu Zeit den Himmel über ihm. Er hielt nach dem großen Daranar Ausschau, aber er war nicht da. Meile um Meile näherten sie sich Yumara. Die Stunden gingen dahin und meistens wurden sie schweigend verbracht.
"Er lebt! Er lebt!", schrie Mergun plötzlich. "Er lebt!", rief er und deutete auf seinen Fuß. Edro vermochte eine kleine Bewegung wahrzunehmen.
"Er lebt! Ich kann ihn bewegen!" Aber gleich darauf verzog der Mann von der Wolfsinsel das Gesicht. "Aber es tut weh!" Merguns Zustand besserte sich von diesem Augenblick an von Tag zu Tag. Jeden Morgen konnte er seine Füße besser bewegen und schließlich auch seine Beine. Bald lief er an einer Krücke neben den anderen her. Es ging zwar dadurch etwas langsamer, aber das war nicht schlimm. Sie hatten keine große Eile damit, Yumara zu erreichen. Je weiter sie sich der Stadt näherten, desto besser wurde die Dschungelstraße. Als sie dann schließlich Yumara erreichten, hatte Mergun inzwischen auch schon keine Krücke mehr nötig. Zwar konnte er noch keinen Wettlauf gewinnen, aber es ging täglich besser.
"Es wäre vernünftig, in Yumara einige Wochen zu bleiben", meinte Lakyr. Und Kiria stimmte ihm sofort zu.
"Ja", meinte Edro, "das ist auch meine Meinung. Vor allem Mergun braucht Ruhe!" Der Nordländer lächelte.
"An mir soll`s nicht liegen!", sagte er. "Von mir aus könnten wir getrost weitermarschieren. Bis ans Ende der Welt, wenn es sein muss!"
"Ich werde nur eine Nacht lang in Yumara bleiben", erklärte Randir nun. Edro nickte.
"Die Reise die vor Euch liegt, Herr Elf, ist auch weit weniger weit als die unsere." Randir lächelte, aber es war ein mitleidiges Lächeln.
"Ich hoffe für Euch, dass es dieses Land gibt, Herr Edro. Aber ihr müsst damit rechnen, enttäuscht zu werden."
"Ich weiß. Es macht mir wenig aus." Und so trennten sie sich dann. Randir blieb nur noch die folgende Nacht in Yumara und wanderte dann weiter nach Südosten - in den von seltsamen Wesen bevölkerten Zauberwald. Hier hoffte er seine vor langer Zeit aus Maland ausgewanderten Elfenfreunde zu finden. Die anderen aber blieben in Yumara. Ihr Hauptproblem war zunächst, dass sie kein Geld mehr besaßen. Es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als sich in allerhand Berufen zu betätigen. Meist waren es niedere Tätigkeiten, die sie verrichten mussten, denn sie hatten ja nichts gelernt. So misteten sie Ställe aus, schrubbten Tavernen oder überbrachten Botschaften. Ein Vermögen ließ sich natürlich mit solchen Tätigkeiten nicht machen, aber es war besser als nichts und die Freunde konnten ganz gut leben.
"Ihr kommt nicht von hier, hab` ich recht?", fragte Älasmur, der Stallknecht, mit dem zusammen Edro gerade wieder den Stall eines reichen Pferdebesitzers ausmistete.
"Ihr habt recht, ich komme nicht von hier und ich werde auch nicht sehr lange hier verweilen", gab der Dakorier zur Antwort.
"Und woher kommt Ihr?", fragte Älasmur weiter.
"Meine Heimat ist Dakor, eine ferne Stadt."
"Muss sehr fern sein, denn ich habe bisher noch nicht von ihr gehört."
"Das verwundert mich nicht, mein Freund. In den wenigen Tagen meines Hierseins musste ich feststellen, dass nur wenig Neuigkeiten bis nach Yumara gelangen. Und mir scheint, es kommen auch nur wenig Fremde."
Älasmur nickte lächelnd.
"Ja, da habt Ihr zweifellos recht. Außer ein paar Kaufleuten aus Sedrath gibt es zur Zeit keine Ausländer hier. Wo liegt dieses Dakor?"
"Auf einer Insel. Meistens wird sie Meerland genannt, aber man gibt ihr auch den Namen Nordinsel. Kennt Ihr sie?"
"Nein. Aber das macht nichts. Ihr sagtet gerade, Ihr
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