Elben Drachen Schatten
hättet nicht vor, länger in Yumara zu bleiben. Wohin wollt Ihr Euch wenden?"
"Nach Osten."
"Nach Osten?"
"Ja, nach Osten. Warum denn nicht nach Osten?" Älasmur hörte zu arbeiten auf und stützte sich schwer auf seine Mistgabel.
"Es gibt dort einen Wald, man nennt ihn allgemein den Zauberwald. Ich muss Euch vor diesem Wald warnen. Seltsame Wesen leben in ihm."
Edro lachte.
"Ja, dass mag schon sein. Aber das ist doch wohl nicht weiter schlimm."
"Wisst Ihr denn nicht, was dort für schreckliche Wesen hausen?"
"Doch, doch, mein Freund. Ich habe von diesem Wald gehört. Elfen soll es dort geben."
"Die Elfen sind heimtückisch. Sie bedienen sich einer teufelischen Magie, Herr Edro. Aber die Elfen sind nicht die einzigen Geschöpfe dieses Waldes. Riesenhafte Spinnen breiten dort ihre Netze aus - stahlharte Netze, sag` ich Euch. Kein Schwert vermag sie leicht zu durchtrennen. Geisterhafte Flugwesen ziehen über dem Zauberwald ihre Kreise - von den Elfen werden sie Dranar genannt. Hexen, Magier und Vampire treiben dort ihr Unwesen und hinterhältige Zwergenvölker. Dieser Wald ist kein guter Ort. Er steckt voller Magie und Schrecken. Es wäre besser, wenn Ihr ihn umgehen würdet."
"Die Elfen scheinen mir nicht so schlecht, wie Ihr sie beschrieben habt, Herr Älasmur. Einer begleitete meine Gefährten und mich auf der Reise zu dieser Stadt. Er hat uns gut geholfen und zeigte in keiner Weise böse Absichten." Älasmur nahm seine Arbeit wieder auf.
"Das mag eine Ausnahme sein. Ansonsten aber sind die Geschöpfe des Waldes von Natur aus schlecht. Man sagt, diese Geschöpfe hätten diese Welt schon bevölkert, als noch kein Mensch hier wandelte. Aber das ist sicher nur eine von den vielen Sagen über den Wald."
*
Als sie schließlich nach fast sechs Wochen Aufenthalt in Yumara aufbrachen, hatten sie eine ganze Menge über jenen düsteren Zauberwald und seine merkwürdigen Geschöpfe gehört. Die haarsträubendsten Geschichten hatte man ihnen erzählt und sicherlich war vieles davon bloße Sage. Aber selbst wenn nur ein Bruchteil von den erzählten Geschichten wahr sein sollte, so stand ihnen einiges bevor. Mergun war in der Zeit ihres Aufenthalts zur Gänze genesen. Jetzt gab es nur noch wenige, die es mit ihm im Wettlauf hätten aufnehmen können. Für den Rest ihres Geldes besorgten sie sich Ausrüstung und Proviant. Pferde kauften sie sich nicht, da sie meinten, dass es besser sei, zu Fuß zu laufen. Unter Umständen hätten sie die Tiere später im tiefen Dickicht ohnehin zurücklassen müssen. So verließ die Gruppe also Yumara, das einstmals so mächtige Yumara, das jetzt nur noch ein Schatten seiner selbst war. Die große Zeit dieser Stadt war längst vergangen und nur noch Sagen und Lieder berichteten davon. Der Wald durch den sie kamen war nicht so dicht und verworren wie der Dschungel an den Ufern des Ghorrap. Es würde noch einige Tage dauern, ehe dieser Wald in den düsteren und gefährlichen Zauberwald übergehen würde. Ein Schatten verdunkelte plötzlich die Sonne. Edro wandte ruckartig den Blick zum Himmel und erkannte einen riesenhaften Daranar. Seine glühenden Augen suchten den Boden nach irgendetwas ab. Die Fremden zuckten zusammen.
"Es ist das erstemal seit langer Zeit, dass er wieder auftaucht, der Daranar", bemerkte Mergun.
"Ich kann mir nicht helfen. Ich glaube, er sucht etwas", sagte Kiria. Edro nickte.
"Es sieht tatsächlich so aus", brummte er nur.
"Vielleicht sucht er nach uns!", meinte Lakyr.
"Warum sollte er nach uns suchen?", fragte Kiria. "Haben wir irgendetwas mit diesem Wesen zu schaffen?" Der Daranar zog noch einige weite Kreise und flog dann davon. "Ein seltsames Geschöpf", fand Mergun.
"Wir werden noch viele von ihnen treffen, wenn wir den legendären Zauberwald durchqueren", versprach Edro. Nach einigen weiteren Tagen anstrengender Wanderschaft kamen sie an einen äußerst seltsamen Baum. Seine Äste waren seltsam gewunden und sein Stamm schien morsch und alt. Dieser Baum mochte schon hier gestanden haben, als es noch keine Menschen auf dieser Welt gab, so alt sah er aus. An seinen Ästen wuchs nur noch wenig Laub. Edro konnte einfach nicht anders. Er musste vor diesem Baum stehen bleiben und ihn eine Weile lang anstarren. Da schienen plötzlich die Konturen dieses uralten Baumes zu verschwimmen. Sie begannen sich in seltsamer Weise zu verändern und nun starrten auch die anderen auf den Baum. Erschreckt wich die Gruppe ein paar Schritte zurück. Ein gespenstisches
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