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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Stöhnen war jetzt zu hören.
    "Laufen wir weg! Dies ist kein guter Ort!", meinte Kiria, aber Edro schüttelte nur stumm den Kopf. In der morschen Rinde des seltsamen Baumes begannen sich nun Augen zu bilden. Rote Augen - nicht von dem wohlgefälligen Purpur der Elfenaugen - sondern Augen, so rot wie Blut. Diese Augen flackerten wild und unbeherrscht. Nun entstand auch ein Mund.
    "Lauft nicht fort, meine Kinder!", rief die Stimme des Baumes. Ein seltsamer Zauber ging von dieser Stimme aus. Edro trat einen Schritt vor.
    "Kinder?", fragte Mergun etwas mürrisch.
    "Im Vergleich zu mir seid Ihr Kinder. Ich bin Imoc, der Uralte. Ich stand schon hier, als selbst der erste Elf noch nicht geboren war. Und ich will euch warnen, Freunde. Geht nicht weiter! Hier beginnt ein düsterer und alter Wald. Ihr Menschenkinder nennt ihn den Zauberwald und tatsächlich spielen sich in ihm viele magische Dinge ab."
    "Warum sollten wir nicht weitergehen?", fragte Lakyr, wobei er behutsam seine Katze streichelte.
    "Dieser Wald ist gefährlich. Gefährlich für jeden, der ihn nicht versteht und nicht hier her gehört. Dringt nicht weiter in dieses Land ein, ich bitte euch. Hier leben Völker der Elfen und Zwerge, Zentauren und Riesen, Vampire und Werwölfe, Dryaden und Riesenspinnen, die ihre unsichtbaren und doch stahlharten Netze aufspannen. Und die düsteren Daranar leben hier und viele Magier und Hexen aus längst vergangenen Tagen. Und ich, Imoc der Uralte bin das älteste aller dieser Geschöpfe. Geht nicht weiter. Ihr würdet so viel zerstören. Und vielleicht würdet ihr selbst dabei den Tod finden, denn für die, die hier nicht geboren sind, ist dieser Wald ein Ort des Todes."
    "Wir müssen diesen Wald durchqueren, wenn wir nicht einen Umweg von vielen tausend Meilen machen wollen", erklärte Lakyr. Imocs Mund zeigte die Andeutung eines Lächelns. Aber in den roten Augen, die schon so viele Dinge gesehen hatten, dass sie sich an die meisten gar nicht mehr erinnerten, brannte noch immer ein drohendes Feuer.
    "Wo ist das Ziel Eurer Reise?", fragte der Uralte dann.
    "Wir suchen nach einem fernen Land. Es heißt Elfénia", erklärte Edro.
    "Ihr zieht nach Osten. Glaubt Ihr dort, dieses Land zu finden, mein Herr?"
    "Nein."
    "Warum zieht Ihr dann aber in den Osten?"
    "Wir wollen zum Berg der Götter, dem Uytrirran", sagte nun Mergun.
    "Und was wollt Ihr von den Göttern, meine Freunde?"
    "Sie sind vollkommen und allwissend. Sie werden uns den Weg nach Elfénia zeigen", meinte Mergun.
    "Sind die Götter wirklich vollkommen? Oder sind sie nicht vielmehr ein Spiegelbild des Menschen?"
    "Ich weiß es nicht", bekannte Lakyr. Er tat es aber so leise, dass Imoc es nicht verstehen konnte.
    "Ich weiß es besser als die Menschen: Die Götter kamen erst mit den Menschen auf diese Welt und sie werden auch so lange hierbleiben wie sie. Ein Gott hat immer soviel Macht und Weisheit, wie die Menschen, die ihn anbeten ihm geben", behauptete der uralte Imoc.
    "Ihr wollt uns davon abhalten, zum Berg der Götter zu reisen, nicht wahr, Herr Imoc?", durchschaute Mergun die Absicht des Uralten.
    "Ich will Euch in Eurem eigenen Interesse davon abhalten, diesen düsteren Wald zu durchqueren. Ihr würdet viel zerstören, lieber Freund."
    "Warum?", schrie Mergun.
    "Weil Ihr ein Mensch seid, mein Herr!"
    "Das ist die Ursache?" Mergun war verblüfft. "Das will ich nicht glauben!"
    "Ihr werdet es selbst sehen. Und was diese Reise zum Berg der Götter und jenes Land - Ihr nanntet es Elfénia - angeht, so muss ich folgendes sagen: Ich habe bereits von Elfénia gehört. Dieses Land hat noch viele andere und ebenso schöne Namen, und während den vielen Äonen meines langen Lebens habe ich viele Leute kennengelernt, die Elfénia suchten. Menschen und Elfen und andere Wesen. Sogar Götter waren unter ihnen. Götter, die früher einmal Menschen gewesen waren und sich nun wieder ihres Menschseins erinnerten. Geht ruhig zum Berg der Götter, den die Menschen des Ostens Uytrirran nennen, aber ich will eine Warnung abgeben: Ihr könntet eine Enttäuschung erleben, Ihr könntet diese weite Reise umsonst gemacht haben. Denn die Götter sind einfältig und oft noch dümmer als Kinder. Für Euch Menschen ist es schwer, die Wirrnis und das Chaos im Geist eines Gottes zu durchschauen. Ich an eurer Stelle, meine Freunde, würde nicht zu diesem Berg pilgern. Selbst wenn die Götter dazu in der Lage wären, Euch den Weg in dieses Land Eurer Träume zu weisen, so wäre es ein anderes

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