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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Reisenden abgeschaut hatten. Man hatte im Wesentlichen die Schriftzeichen der Elben übernommen und für die Besonderheiten der Rhagar-Sprache verändert. Gwrrn erklärte, dass die elbischen Lichtgötter allen Sterblichen die Benutzung ihrer Schrift untersagt hätten, und jeder, der sie dennoch benutzte, mit dem Tode bestraft würde.
    Dies führte jedoch zu einem Aufstand des im Laufe der Zeit neu entstandenen Händlerstandes in Aratania und Cadd. Mochte der Handel der Rhagar auch auf einem noch so primitiven Niveau vonstatten gehen – man hatte sich an die Vorteile niedergeschriebener Verträge und Rechnungen einfach zu sehr gewöhnt, als dass man darauf je wieder verzichten wollte.
    Und so errang ein Herzog die Macht, der früher selbst Händler gewesen war und nun endlich für eine Phase der Stabilität südlich der Aratanischen Mauer sorgte, die man auch als »Andirs Schutzwall« oder »Elbischen Schutzwall« bezeichnete. Der Name dieses neuen Herzogs von Aratan lautete Igitimir und belegte deutlich, wie die Rhagar den hellen Wohlklang des Elbischen zu imitieren versuchten. Kein aratanischer Herzog vor ihm oder nach ihm sollte so lange regieren wie er – fast einundfünfzig Jahre. Für die Elben bedeutete seine Herrschaft einen dringend benötigten Augenblick der Ruhe an der südlichen Grenze ihres Einflussbereichs.

13. Kapitel
    Der Eisenfürst

    Fast vier Menschenalter lang brachte Kapitän Ithrondyr zweimal im Jahr neue Nachrichten über den langsamen Vormarsch der Rhagar, die nach und nach beinahe den gesamten Süden des zwischenländischen Kontinents einnahmen. Dann kehrte Ithrondyrs Schiff in einem Herbst nicht zurück.
    Auch im darauf folgenden Frühling wartete man in Elbenhaven vergeblich auf seine Rückkehr. Allmählich begann sich König Keandir Sorgen zu machen, und er beriet sich im Kronrat mit seinen Getreuen darüber, ob man nicht eine Suchexpedition ausrüsten sollte, um das ungewisse Schicksal des verschollenen Elbenkapitäns aufzuklären.
    Ruwen spürte sehr deutlich, wie sehr ihren Gemahl die Tatsache beunruhigte, dass sein wagemutigster Kapitän nun schon so lange überfällig war – auch wenn es andere Elben gab, die meinten, es sei viel zu früh, um den Begriff »verschollen« zu benutzen.
    »Es wird ihm etwas zugestoßen sein«, sagte Keandir, als er mit Ruwen allein im königlichen Gemach war. »Außerdem muss ich wissen, was rund um das Pereanische Meer vor sich geht.«
    Ruwen seufzte und schmiegte sich an die Brust ihres Mannes. »Dieses Meer ist so weit entfernt, Kean. Was soll es uns kümmern, ob dort ein paar Sterbliche in Streit geraten sind und die Reiche, die sie gerade erst errichtet haben, in ihrer Wut gleich wieder niederreißen?«
    »Du sprichst auch schon von den Rhagar als ›Sterbliche‹«, bemerkte der König.
    Sie sah ihn erstaunt an. »Sind sie das denn etwa nicht, mein Gemahl?«
    »Das schon«, sagte Keandir. »Aber wer so von ihnen spricht, vergisst vielleicht, dass auch wir Elben sterblich sind.«
    Ruwen seufzte laut. »Ach Kean, das ist wohl kaum miteinander vergleichbar. Unsere Lebenserwartung ist so groß, dass kaum je ein Elb sie wirklich ausschöpften konnte. Selbst bei Brass Elimbor streiten die Gelehrten, ob er ein natürliches Ende gefunden hat oder in Wahrheit an der Erschöpfung starb durch seinen letzten Versuch, die Jenseitigen zu beschwören. Wie willst du unsere Lebensspanne mit dem kurzen Erwachen der Menschen vergleichen, Kean? Wenn man einen direkten Vergleich zieht, dann sind sie sterblich und wir …« Sie zögerte.
    »Götter?«, vollendete Keandir mit einem Lächeln. »Das ist es doch, was dir auf der Zunge lag.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Und wenn schon. Sehen sie uns denn nicht so?«
    »Ja, aber wir selbst sollten diese Sichtweise nicht übernehmen.«
    »Weshalb nicht, geliebter Kean?«
    »Weil es uns unserer Initiative beraubt und weil es uns in einer Sicherheit wiegt, die nicht der Wirklichkeit entspricht. Deshalb.«
    »Andirs Schutzwall bewahrt uns vor allen Gefahren. Wer sollte uns angreifen?«
    »Die Wachmannschaften des Schutzwalls besteht zum Teil aus angeworbenen Zentauren, die fast so kurzlebig sind wie die Rhagar. Niemand kann sagen, ob auch die nächste Generation noch in unsere Dienste treten mag, ob sie sich der Gräuel erinnert, die die Rhagar an ihren Vätern und Großvätern verübten.«
    Ruwen sah Keandir in die Augen. Ihrer beider Blicke verschmolzen miteinander, ohne dass einer von ihnen etwas sagte.
    »Du kannst

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