Elben Drachen Schatten
Zeit mit ihr verbrachte. Mehr als dem Elbenkönig recht war. Und so ordnete Keandir den Aufbruch an.
Die »Tharnawn« segelte weiter und besuchte Sor, die bedrängte Hauptstadt der Tagoräer-Kolonie in Soria. Auch dort war Ithrondyr an Land gegangen, daran konnten sich die Menschen noch gut erinnern. Danach sei er weiter gen Osten gesegelt.
Gerüchte über die ungeheure Machtfülle des so genannten Eisenfürsten machten in Sor die Runde, und Keandir erfuhr, dass dies nicht der Name eines einzelnen Rhagar war, sondern der Titel einer inzwischen bereits über mehrere Generationen gehenden Dynastie. Genaueres wusste man nicht – nur, dass dieser Rhagar-Herrscher keineswegs eine feste Residenz besaß, sondern rastlos umherreiste, um auf diese Weise seinen Machtbereich zu sichern.
Schließlich segelte Keandirs Schiff weiter und gelangt in die gefürchteten Gewässer östlich von Tebana.
Schon nach einigen Seemeilen meldete der Ausguck das Auftauchen von Rhagar-Schiffen, auch wenn er sie zunächst nicht als solche erkannte. Sie waren schlank und wendig und hatten ein schwenkbares Segel, mit dem sich gegen den Wind kreuzen ließ. Es waren Schiffe, die schnell waren und die sich auch rasch näherten.
Ein Verband aus drei dieser Schiffe ging auf Abfangkurs zur »Tharnawn«. Gut hundert Mann befanden sich auf jeweils einem der Langschiffe. Sie nahmen an der Reling Aufstellung, spannten ihre Bögen und warteten darauf, dass das Elbenschiff auf Schussweite herankam.
»Seht Euch das an, Vater!«, rief Magolas. »An der Seite dieser Schiffe befindet sich jeweils eine hochgeklappte Enterbrücke. »Das sind Piraten!«
»Ja, offensichtlich sind sie hier, um tagoräische Handelsschiffe aufzulauern«, meinte Thamandor, die Einhandarmbrüste in den Händen. »Diese Menschen sind so barbarisch und wild, dass sie sich gegenseitig überfallen und ausplündern.«
»Ihr könnt Eure Waffen getrost stecken lassen. Sie werden uns nichts tun«, war Keandir überzeugt. »Schließlich sind wir für sie Götter.«
»Vielleicht oben im Norden an der Aratanischen Mauer«, widersprach Magolas. »Aber hier liegen die Dinge anders, da bin ich sicher.«
»Auch Ithrondyr hat immer wieder davon berichtet, dass sie ihn wie einen Gott behandelten«, gab Keandir zu bedenken.
»Und wo ist Ithrondyr jetzt?«, gab Magolas zurück. »Vielleicht haben die Sterblichen ihren Respekt vor den Göttern verloren – warum auch immer. Meiner Ansicht nach sollten wir auf diese Möglichkeit vorbereitet sein.«
Thamandor nickte, hütete sich aber davor, sich in den Disput zwischen Vater und Sohn einzumischen.
Keandir blickte zu den sich nähernden Rhagar-Schiffen hinüber. Die Krieger an Bord schrien und brüllten, so als hätten sie den Kampf bereits gewonnen. Rhagar mit Fackeln gingen die Reihen der Bogenschützen auf den Schiffen der Menschen entlang und entzündeten deren Pfeile. Konnte es wirklich sein, dass die Tage vorbei waren, da die Elben unter den Rhagar einen so hohen Respekt genossen?
Im nächsten Moment schoss eine Salve der Brandpfeile zur »Tharnawn« herüber und beantwortete Keandirs Frage. Eine weitere Salve folgte. Die Elben gingen in Deckung. Dennoch wurden zwei der Seeleute von den Pfeilen getroffen, die anderen blieben im Holz stecken, einer im Segel, aber die Flammen konnten sich in dem Stoff nicht ausbreiten, denn der war mit einer besonderen Tinktur imprägniert, und auch das uralte Holz aus Athranor, aus dem die »Tharnawn« bestand, ließ sich so schnell nicht in Brand stecken. Die Flammen wurden von den Elben gelöscht, bevor sie größeren Schaden anrichten konnten.
»Sollen sie sehen, dass auch wir gute Bogenschützen haben!«, rief Keandir und befahl den elbischen Schützen zurückzuschießen.
Ein Hagel elbischer Pfeile ging auf die Rhagar-Schiffe nieder. Aufgrund ihres scharfen Sehvermögens konnten die Elben wesentlich besser zielen. Todesschreie gellten. Thamandor mit seinen Einhandarmbrüsten schoss dem Rhagar-Schiff, das sich am weitesten vorgewagt hatte, einen Bolzen in den Bug. Das Holz des Schiffes entzündete sich. Das magische Gift, mit dem die Bolzen versehen waren, tat seine Wirkung und fraß sich durch den Bug. Innerhalb von Augenblicken war ein Loch entstanden, durch das genug Wasser eindrang, um das Langschiff zum Kentern zu bringen.
Ein zweiter Bolzen traf ein weiteres Rhagar-Schiff in der Mitte. Die Wirkung war noch viel verheerender. Schreie gellten, als das Schiff auseinander brach, und alsbald trieben
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