Elben Drachen Schatten
den König ein. Herzog Branagorn focht dicht neben ihm.
Doch dann trafen Pfeile ihre beiden Pferde. Sowohl das Reittier König Keandirs als auch Branagorns Ross stürzten zu Boden. Keandir rollte sich ab und war bereits im nächsten Moment wieder auf den Beinen, als ein Rhagar-Krieger zu Fuß auf ihn losstürmte. Mit einer Reihe harter Schwertstreiche drängte Keandir seinen Gegner zurück, ehe er ihn schließlich unterhalb des Rippenbogens waagerecht in der Mitte zerteilte.
Jegliche Schlachtordnung ging verloren. Kaum ein Krieger der direkt am Kampfgeschehen beteiligten Einheiten saß bald noch auf dem Rücken seines Pferds. Waffen klirrten in unversöhnlichem Hass aufeinander. Elben- und Menschblut spritzte aus den Leibern und versickerte in der zertrampelten Erde.
Die ersten Gesteinsbrocken, die Andir und seine Magier durch Reboldirs Zauber hatten entstehen lassen, stürzten auf die Rhagar-Truppen herab. Menschen wurden darunter zerquetscht, Kriegsgerät zertrümmert, Riesenechsen versuchten auszubrechen und zertrampelten dabei einige Rhagar. Panik entstand unter den Kriegern, und dann brach auch bei den zahllosen, über die aratanische Ebene nachrückenden Angreifern die Ordnung zusammen.
Dort, wo die Mauer durchlässig geworden war, entbrannte ein furchtbares Gemetzel. Thamandor konnte schon längst nicht mehr seine Einhandarmbrüste einsetzen. Es war einfach keine Zeit, sie nachzuladen. Er stand mitten im Kampfgetümmel und ließ das monströse Schwert kreisen, das er auf dem Rücken gegürtet zu tragen pflegte. »Der Leichte Tod«, wie er es nannte, schnellte durch die Luft, und die Klinge war nur noch als bläuliches Schimmern zu erkennen. Köpfe rollten, Arme und Beine wurden abgetrennt, und immer wieder grub sich der Leichte Tod in warme Gedärme. Von der Einheit Armbrustschützen unter Thamandors Kommando waren die Meisten durch Katapult- und Pfeilbeschuss ums Leben gekommen. Das Mauerstück, auf dessen Wehrgang sie postiert gewesen waren, existierte nicht mehr, und Thamandor hatte sich nur durch einen beherzten Sprung gerade noch retten können.
Auch Siranodir mit den zwei Schwertern kämpfte wie ein Berserker. Immer wieder ließ er seine Klingen wie Sensenblätter durch die Reihen der Rhagar gleiten. In seiner Nähe befand sich Prinz Sandrilas, der seine Düsterklinge wirbeln ließ. Für ihn oder König Keandir war es in dieser Situation unmöglich, noch irgendeine Kommandofunktion auszuüben.
Der Kampfwagen des Eisenfürsten war durch einen Brandpfeil in Flammen geraten. Die Besatzung konnte sich nur durch beherzte Sprünge retten, da die durch viele Speer- und Pfeilwunden halb wahnsinnige Riesenechse wie von Sinnen voranstürmte, auf der Flucht vor dem Feuer, das sie in Wahrheit hinter sich herzog.
Ein Armbrustschütze, den bereits drei Rhagar-Pfeile getroffen hatten, legte mit letzter Kraft einen Bolzen ein und schoss ihn ab. Er traf die Echse. Das magische Gift fraß sich in ihrem Körper fort, verbrannte die Zügel und das Geschirr, in dem das Tier steckte. Schließlich erreichte der magische Brand den Kampfwagen, und das Feuer nahm einen grünlichen Ton an und schlug hoch empor. Eisenfürst Comrrm, der sich noch auf dem Kampfwagen befand, war gezwungen, ebenfalls abzuspringen, wollte er nicht in den auflodernden Flammen vergehen.
Er landete auf den Leibern toter Pferde und rappelte sich sofort auf. Ein Zentaur galoppierte auf ihn zu, und Comrrm wich dessen Axthieb aus, um anschließend gleich zu parieren. Comrrms eigener Schlag fuhr dem Zentauren in den Leib und tötete ihn.
Der Barbar wirbelte herum – und entdeckte den König der Elben.
Der Eisenfürst erkannte ihn sofort an dem Schwert, dessen Klinge eine deutlich sichtbare Narbe trug, wo sie geborsten gewesen war. Diese Klinge hatte Keandir oft gezogen und in effektheischender Geste in die Höhe gehalten, wenn er im Abstand eines halben Menschenalters die Herzöge von Aratan daran erinnert hatte, dass sie den Elben als ihren Göttern Gehorsam schuldeten. So war die Legende vom geborstenen Schwert des Elbenkönigs überall in den Rhagar-Ländern bekannt geworden. Zahlreiche sich widersprechende und von Generation zu Generation ausgeschmückte Geschichten rankten sich um dieses Schwert, sodass es jedes Rhagar-Kind als Zeichen des Königs der Lichtgötter kannte.
Comrrm brüllte vor Wut auf und stürzte sich in Keandirs Richtung, räumte mit wilden Axthieben einen Elbenkrieger und einen Zentauren aus dem Weg und schlug einem Reiter das
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