Elben Drachen Schatten
gesamte Schlachtfeld überblicken. Seine Rhagar-Krieger jubelten ihm zu. Die Tatsache, dass er sie persönlich anführte, spornte ihren Siegeswillen ungemein an. Wenn Comrrm, der Sohn des Sonnengotts, sie anführte, musste das Kriegsglück auf ihrer Seite sein.
Pfeilhagel flogen hin und her. Todesschreie gellten über das Schlachtfeld. Thamandor postierte seine Einheit von Armbrustschützen auf den Wehrgängen der Aratanischen Mauer, und ihre mit magischem Gift versehenen Projektile sandten Tod und Verderben unter die Angreifer. Manche von ihnen trafen Riesenechsen, die sich daraufhin im Todeskampf über den Boden wälzten und viele Rhagar mit ihren tonnenschweren Leibern zerquetschten. Riesige Katapulte wurden von magischen Bränden ergriffen und brachen in sich zusammen.
Die aber, die nicht zerstört wurden, weil sie sich außerhalb der Schussweite der Armbrüste befanden, schleuderten gewaltige Gesteinsbrocken, die riesige Löcher in das Mauerwerk rissen. Außerdem wurden Brandsätze geschleudert, deren Feuer sich schwer löschen ließ; die hierfür verwendeten Substanzen waren sicherlich nicht mit den magischen Giften Thamandors des Waffenmeisters vergleichbar, aber sie deuteten an, wozu auch die primitive Wissenschaft der Rhagar eines Tages in der Lage sein würde.
Auf einer nahen Anhöhe hatte Andir die Magier der Elben versammelt und darüber hinaus die meisten Schamanen und wer auch immer unter den Elben ein besonderes magisches Talent in sich zu verspüren meinte. Sie standen mit erhobenen Händen in einem Kreis. In der Mitte brannte ein Feuer, aus dem ein seltsamer bläulicher Rauch aufstieg. Dicke Schwaden bildeten sich aus dem Rauch, die ein leichter Wind in Richtung der Rhagar trieb. Und aus diesen Rauchschwaden bildeten sich Felsbrocken, manche zwei Schritt durchmessend, andere acht oder zwanzig Schritt groß. Wie bei einem drohenden Unwetter verdunkelten sie den Himmel über den Rhagar, sodass selbst einige der schwerfälligen Riesenechsen, die die Kampfwagen und Katapulte zogen, unruhig wurden. Knurrend und zischend hoben die Monstren die Köpfe, und so mancher Rhagar-Krieger bereute es in diesem Augenblick, gegen die Lichtgötter in den Krieg gezogen zu sein. Langsam materialisierten die Steine, und den Angreifern dämmerte, dass in Kürze ein Hagel von Felsbrocken auf sie herniederregnen würde.
Doch dann blickten sie zu ihrem charismatischen Anführer, dem Eisenfürsten, und ihr Kampfesmut kehrte zurück. Comrrm stand in voller Rüstung auf seinem Kampfwagen und feuerte die Krieger an. In seiner Rechten schwang er eine monströse Streitaxt, mit der er das Heer zu dirigieren schien.
Die Katapulte der Rhagar schleuderten so gewaltige Brocken gegen die Aratanische Mauer, das darin schon mehrere Löcher klafften. Der Eisenfürst befahl mit lauten Rufen dem Treiber der Riesenechse, die seinen Kampfwagen zog, vorzustürmen. Das drachenähnliche Ungetüm setzte sich daraufhin in Bewegung und zog den Kampfwagen des Eisenfürsten hinter sich her. An dessen Schießscharteten standen zwei Dutzend Bogenschützen und schossen ihre Pfeile auf Elben und Zentauren ab. Der Tod hielt unter diesen reiche Ernte, während der Eisenfürst unerschrocken dastand und darauf vertraute, dass seine Rüstung ihn schützte. Mehrere Pfeile prallten an den Eisenplatten ab. Der Bolzen einer Einhandarmbrust verfehlte ihn knapp und tötete stattdessen einen seiner Wächter, der vom magischen Gift zerfressen wurde.
»Das Schicksal ist auf meiner Seite!«, rief Comrrm. »Ich, der Sohn des Sonnengotts, bin unverwundbar – aber nicht die bleichen Möchtegern-Götter!«
Zusammen mit dem Kampfwagen des Eisenfürsten strebten Tausende von Kavalleristen und ein ungezähltes Heer von Fußsoldaten auf die in der Mauer entstandenen Lücken zu.
Keandir zog sein Schwert und berührte mit der anderen Hand die Elbensteine an seiner Brust.
»Mögen sie uns Glück bringen!«, murmelte er.
Herzog Branagorn zog ebenfalls sein Schwert.
Und dann strömten auch schon die ersten Kämpfer des Rhagar-Heers durch die Mauerlücken. Der Kampf Mann gegen Mann entbrannte. Schreie gellten. Schreie von Menschen, Elben, Zentauren, Pferden und Riesenechsen.
Keandir wurde sofort angegriffen. Ein Reiter stürmte auf ihn zu, schwang die Streitaxt über dem Kopf und holte zu einem schrecklichen Schlag aus. Keandir duckte sich unter dem Axthieb hinweg und hieb dem Angreifer mit seinem Schwert Schicksalsbezwinger den Kopf ab.
Weitere Angreifer drangen auf
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