Elben Drachen Schatten
tharkischen Hauptstadt blickten, sahen sie, daß es wahrscheinlich Hunderte von Schiffen aller Herren Länder waren, die sich dort tummelten. Praganische Langschiffe waren ebenso zu finden wie Galeeren aus Kroz oder Lukkare oder Schiffe von den Handelsstädten auf Naru, der großen Insel im Südwesten.
Die GEEDRA legte an einem der vielen Stege an und Kryll wandte sich an den Namenlosen.
"Was jetzt? Wie finden wir den Ring?"
"Der Ring befindet sich in einer Zitadelle am Rande von Kuldan Diese Zitadelle ist wesentlich älter, als die Stadt selbst und stammt noch aus der Zeit, als die Horden des Schattenlandes Zugang zu dieser Welt hatten."
Der König hob die Augenbrauen.
"Wird die Zitadelle bewacht?"
"Ja, von den sogenannten Ringwächtern."
"Wie groß ist ihre Zahl?"
"Genau weiß ich es nicht. Suche dir einen Mann der Be- satzung aus, dann brechen wir auf."
"Zu dritt?"
"Ja."
"Aber sind wir dann nicht viel zu wenige, um den Ring erobern zu können?"
"Nein."
"Aber..."
"Du vergißt, daß ich aus dem Schattenland komme..."
Ja, dachte Kryll. Und er hat diese furchtbare Axt... Vielleicht war es wirklich überflüssig, mit mehr Männern anzurücken. Kryll zuckte mit den Schultern.
"Wie du meinst, Namenloser!"
Kryll erwählte unter seinen Männern Norjan. Ihm vertraute er am meisten.
"Welchen Grund hat es, nur mit drei Männern aufzubrechen?" fragte Lathor, der Kapitän, mit einem Unterton, der deutliche Skepsis verriet.
Der Namenlose ließ sich aber kaum beeindrucken. Seine Stimme klang ruhig und kalt.
"Es geschieht der Tarnung wegen", erklärte er. "Wir können hier nicht mit einer kleinen Armee durch die Stadt ziehen. Das würde viel Aufsehen erregen und das müssen wir unter allen Umständen vermeiden."
Lathor schien nervös zu werden.
"Von wievielen Wächtern wird die Zitadelle bewacht?" fragte er dann an den Namenlosen gewandt.
"Vielleicht zwanzig oder dreißig."
Lathor lachte heiser.
"Und zu dritt wollt ihr gegen eine zehnfache Überzahl ziehen?" fragte er dann ironisch.
"Ich habe meine Axt."
"Deine Axt? Gegen so viele Gegner hat auch die beste Axt keine Chance!"
"Es ist ist eine Zauberaxt..."
"Und wenn schon!"
"Hast du vergessen, was meine Axt mit dem Locori getan hat?" fragte nun der Namenlose ruhig und gelassen. Aber Lathor gab sich damit keineswegs zufrieden.
"Ich wittere eine Falle!" murmelte er.
"Niemand wird gegen meine Axt bestehen können!" erklärte der Namenlose, der sich seiner Sache absolut sicher zu sein schien.
Lathor nickte.
"So ist es, Namenloser! Vielleicht wirst du es sein der unseren König in eine Falle lockt! Es paßt alles gehnau zusammen: Irgendwo in einer dunklen Gasse von Kuldan wirst du den König umbringen. Mit deiner Zauberaxt wird es die auch nicht viel Mühe bereiten, mit zwei Gegnern fertigzuwerden!"
"Genug!" zischte nun der Namenlose wütend.
"Nein, Namenloser! Das ist noch lange nicht alles! Es sieht danach aus, als arbeitetest du für die Remurier! Seit einiger Zeit gehen Gerüchte um, daß es einer Gruppe von Magiern in Kenun gelungen ist, Menschen aus Metall herzustellen!"
Lathor kam ein paar Schritte auf den Namenlosen zu und stellte sich genau vor ihm auf. Dann griff er nach der Kapuze des Namenlosen und legte sie zurück. Der dunkle Metallkopf des Schattenmannes wurde sichtbar. Er glänzte gespenstisch im Sonnenlicht.
Der Kapitän atmete tief durch.
"Der Namenlose könnte ohne weiteres einer der remurischen Metallmänner sein!" Lathors Augen blitzten, als er den Namenlosen mit seinem Blick fixierte. Er verzog den Mund zu einem dünnen, gequälten Lächeln. "Was hast du dazu zu sagen, Namenloser?"
Der Namenlose antwortete nicht.
Der gesichtslose Metallkopf des Mannes aus dem Schattenland hatte nicht den geringsten Ausdruck. Dann packte der Namenlose packte Lathor an der Schulter. Seine dünnen, langfingrige Hand schien seltsam blutleer.
Lathor wurde bleich und sackte mit starren Augen auf die Schiffsplanken wo er reglos liegenblieb.
Olkyr beugte sich über den leblos wirkewnden Kapitän.
"Er ist tot!" stellte er kurz danach fest. In den Gesichtern der Männer war Entsetzzen zu lesen. Er stand auf und wandte sich an den Namenlosen.
"Warum hast du das getan?"
Der Namenlose hatte indessen seinen Metallkopf wieder unter der Kapuze verborgen.
"Bevor Kryll der Herr dieser Welt sein wird, werden noch so manche Köpfe rollen!" murmelte er schließlich.
*
Kryll ging zusammen mit Norjan und dem Namenlosen durch die Straßen des
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