Elben Drachen Schatten
uns keine Zeit mehr verschenken!"
"Wie du willst, Träger des Ringes und des Spiegels!"
2. DAS TOR DER FINSTERNIS
Kryll zog zusammen mit dem Namenlosen und den Lords auf einen brachliegenden Acker vor den Toren von Wallana. Schließlich blieb der König stehen und verkündete: "Hier werden wir das Tor zum Schattenland errichten!"
Kryll bemerkte zwar, daß Lord Thorom sich etwas abseits hielt und das Ganze mit unverhülltem Mißtrauen, achtete dann aber nicht weiter auf den Mann aus Kylon.
Kryll wandte sich an den Namenlosen.
"Sag mir, was ich zu tun habe!"
Der Namenlose nickte.
"Nimm den Spiegel!"
Kryll holte den Spiegel unter seinem Umhang hervor.
Genau in diesem Augenblick durchdrang ein Kreischen die Luft. Der König und sein Gefolge wirbelten herum und erblickten Shyrkondar, den weißen Vogel.
"Verflucht!" zischte der Namenlose. Er wandte sich an den König. "Wenn dir die Heere der Schatten ersteinmal dienen, dann brauchst du nichts mehr zu fürchten - außer diesem Vogel!"
"Shyrkondar? Was sollte er mir anhaben können - außer mir mit seinen Warnungen Angst einzujagen? Er war mein Verbündeter im Kampf gegen den Eiskönig!"
"Gib ihm keinen Namen! Namen bedeuten Macht - die Macht dieses Vogels über dich wird wachsen, wenn du ihm einen Namen gibst!"
"Was mag das nur für ein merkwürdiges Tier sein?" war indessen die Stimme Lord Otlaks zu hören.
"Ich habe von einer Legende gehört, die von einem ähnlichen Geschöpf handelte!" meldete sich nun Lord Thorom zu Wort. Ihn schien die Erscheinung Shyrkondars weit weniger zu erschrecken, als die anderen.
"Höre nicht auf den Namenlosen, Kryll von Arkull! Er wird dich mit sich ins Verderben ziehen! Kehre um!" schien der Vogel zu rufen. Etwas verkrampft hielt Kryll in der einen Hand den Spiegel, an der anderen hatte er den Ring.
"Was starrt ihr alle auf dieses Vogeltier?" Laßt uns endlich zur Tat schreiten!" forderte Lord Kyngor.
*
Kryll vermochte es kaum, sich vom Anblick des weißen Vogels zu lösen. Shyrkondars tiefschwarze Augen bohrten sich für einen Moment in die des Königs.
Die Augen hatten einen melancholischen Ausdruck. Fast schien es, als spräche Bedauern aus ihnen. Bedauern und Mitleid.
Und plötzlichar es Kryll aus irgendeinem Grunde klar, daß ihm dieses Mitleid galt. Ihm, Kryll von Arkull, der bald auf dem Gipfel seiner Macht stehen würde.
Ein merkwürdiges Geschöpf! dachte Kryll.
Er fühlte ein Unbehagen, daß er in ähnlicher Weise auch bei den früheren Zusammentreffen mit Shyrkondar gespürt hatte.
"Was ist mit Euch, mein König?" rief Dremor von Thronth, der sich nicht erklären konnte, weshalb Krylls Blicke so lange an dem weißen Vogel haften blieben.
Mit gemessenen Flügelschlägen flog der riesige Vogel schließlich davon.
Kryll blickte ihm nach, bis Shyrkondar am Horizont verschwunden war.
Dann wandte er sich endlich wieder an sein Gefolge, aber noch schwieg er.
"Bauen wir das Tor!" rief Lord Yamak in die gespenstische Stille hinein.
"Ja, das Tor!" forderte Lord Kyngor.
Das Echo des Königs wirkte gequält und unsicher.
"Ja", sagte er. "Das Tor..."
Dann folgte ein Augenblick des erwartungsvollen Schweigens.
"Halte den Spiegel so, daß sich der Ring darin wiederspie- geln müßte!" wies ihn der Namenlose an.
Kryll gehorchte.
Doch statt eines Spiegelbildes des Ringes von Kuldan war in dem Zauberspiegel nur eine Fülle grünlichen Lichtes zu sehen.
Es ist dasselbe grüne Feuer, daß auch in den Augen der GEEDRA-Männer brennt! durchfuhr es Kryll mit einem kalten Schauder.
Das grüne Leuchten wurde immer stärker.
Kryll schloß instinktiv die Augen, um sich vor diesem seltsamen Licht zu schützen.
Doch das nützte nichts.
Das grüne Leuchten drang auch durch seine Augenlider hindurch. Dann schoß es flimmernd aus dem Spiegel heraus und bildete dann eine Art Torbogen aus giftgrünem Licht.
Jenseits des Tores aber war nichts als namenlose Finsternis...
Eine Schwärze, die offenbar vom Licht des Tages nicht durchdrungen werden konnte. Fast schien es, als würden die Sonnenstrahlen von der Finsternis verschluckt.
Die Düsternis des Schattenlandes - das mußte es sein, was auf der anderen Seite des Tores lag.
"Es ist vollendet!" murmelte Kryll kaum hörbar, den Blick starr in das bodenlose Dunkel gerichtet.
Niemand sonst sagte auch nur ein einziges Wort.
*
Die tiefe Schwärze hinter dem Tor begann sich langsam in ein sehr dunkles Grau zu verwandeln.
Schritte wurden hörbar. Gepenstische, schwere
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