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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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um diesen schrecklichen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Er blickte sich kein einziges Mal um, als er davoneilte.

    *
    Kryll hatte die Höhle des weißen Vogels verlassen und war die Felswand hinabgeklettert. Jetzt stand er einsam und allein da und blickte sich um.
    Von Tarak war nichts zu sehen.
    "Tarak!" rief er, aber es antwortete ihm niemand. Sollte Shyrkondar doch recht behalten? Hatte er dadurch, daß er dcen weißen Vogel getötet hatte, auch den Herrn des Schattenlandes vernichtet?
    Ein entsetzliches Gefühl unendlicher Leere überkam Kryll.
    "Zeige dich, Tarak!" rief er zornig. Er war wütend und ängstlich zugleich. Dann holte er schließlich den Spiegel von Uz hervor.
    "Was willst du wissen, Kryll von Arkull?"
    "Wo ist Tarak?"
    "Tarak existiert nicht mehr. Du selbst hast ihn getötet!"
    Einen Moment lang war Kryll wie erstarrt. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte nur den Kopf. So hatte Shyrkondar also die Wahrheit gesprochen...
    Für einen Augenblick herrschte Verzweifelung in ihm.
    Was war er schon ohne die Macht Taraks? Ein Nichts... Er fühlte sich, als wäre ein Teil von ihm selbst gestorben, als hätte man etwas seiner eigenen Seele herausgerissen.
    Doch dann begann er sich zu besinnen. Die Leere in ihm wich mehr und mehr.
    Der Gedanke an den geplanten Betrug gegen Tarak kam in Kryll jetzt wieder hoch. Und jener unheimliche Hunger nach Macht, der nie aufgehört hatte, in ihm zu nagen... Die Gedanken zuckten wie Blitze durch sein Gehirn. Alles in ihm begann sich neu zu ordnen.
    "Wäre es mir möglich, die Macht im Schattenland zu erringen?" wandte er sich dann fast flüsternd an den Spiegel von Uz.
    "Ja, da wäre möglich, Kryll!"
    "Dann sag mir, wie!"
    "Du mußt das Schattenland betreten, Kryll..."
    "Das Tor?"
    "Ja, durch ein Tor zwischen den Welten!"
    "Weiter, Spiegel! Sag mir, wie ich dort die Herrschaft an mich bringen kann!"
    "Im Schattenland gibt es einen See - er wird das Schattenauge genannt. Und inmitten des Schattenauges liegt eine Insel. Auf ihr hat Tarak eine Burg errichtet, die ihm als Residenz dient. Dort mußt du hingelangen, wenn du Herr über die Schatten werden willst!"
    "Gibt es irgendwelche Gefahren, die auf dem Weg dorthin auf mich lauern könnten, Spiegel?"
    "Nun, das Schattenland befindet sich in einem Zustand des Chaos. Die Schatten rotten sich zu Horden zusammen und bekämpfen einander. Ohne Tarak sind sie völlig orientierungslos."
    Kryll nickte.
    "Sie brauchen jemanden, der sie führt..."
    "So ist es..."
    "Noch eine Frage:Was ist mit dem Ring und dem Spiegel? Wirken ihre Zauberkräfte auch im Schattenland?"
    "Ja."
    "Das ist gut...", murmelte Kryll. "Das ist sehr gut..."

    Sechstes Buch
    DER NAMENLOSE UND DER STEUERMANN
    "Strebe nicht danach, ein guter Mensch zu sein, sondern sei ein Mensch, in dem das Gleichgewicht regiert! Denn das Gleichgewicht ist das einzig Erstrebenswerte, nicht die Vorherrschaft des einen gegen das andere Prinzip. Es muß das Gute und das Böse, Diesseits und Jenseits, Licht und Finsternis, Liebe und Haß, Chaos und Ordnung geben, denn tötet man den Haß, stirbt auch die Liebe, tötet man das Böse, so existiert auch das Gute nicht mehr.
    Nur Dummmköpfe können glauben, die Welt dadurch zu verbessern, indem sie die Finsternis, das Chaos und den Haß vernichten. Sie verbessern die Welt dadurch nicht, sondern stören lediglich ihr Gleichgewicht - und töten sie damit, denn wer nicht mehr Liebe und Haß empfinden kann, ist wahrhaftig tot."
    (Netsrik aus Agabur, Philosoph)
    "Dort wo Licht ist, ist auch Finsternis, wo das Gute zu Hause ist, da wohnt auch das Böse - und wo das Leben ist, da ist auch der Tod."
    (Kiry Noycroff, Philosoph)

    1.
    DIE FAHRT ÜBER DAS SCHATTENAUGE

    Kryll wirbelte herum.
    Von Ferne näherten sioch ihm zwei Gestalten. Die eine war großgewachsen und in eine schwere Kutte gehüllt, die andere klein und gedrungen wie ein Zwerg.
    "Verflucht!" zischte es über Krylls Lippen.
    Er nahm die Axt, die ihm Tarak gegeben hatte in die Hand und packte sie entschlossen mit der Linken, während die Rechte den Spiegel von Uz aus der Ledertasche an seinem Gürtel hervorholte. Er sah den Namenlosen und seinen zwergenhaften Begleiter herannahen und dachte: Ich kann es noch schaffen...
    Er mußte so schnell wie möglich ein Tor zwischn den Welten errichten!
    Kryll hielt den Spiegel von Uz so, daß der Ring an seiner Linken darin zu sehen sein mußte...
    Ein unnatürliches, grünliches Leuchten entstand - und es

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