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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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diesem Furchtbringer?«
    »Es ist die Ausgeburt Eurer Ängste.«
    »Und was soll ich von alledem halten, was ich über die Zukunft gesehen habe?«
    »Es kann wahr werden oder auch nicht. Das liegt ganz bei Euch.«
    »Bei mir?«
    »Ihr habt den Furchtbringer besiegt, und somit werden die Wege des Schicksals neu geknüpft. Nichts wird so, wie es geworden wäre, und Ihr seid frei, Euer Schicksal und das Eures Volkes selbst zu bestimmen. Welchen Weg Ihr auch wählen mögt, es liegt an Euch, wohin er Euch und Euer Volk führen mag.«
    »Das habe ich nicht gewollt«, beschwerte sich Keandir. »Alles, was ich wollte, war ein Blick in die Zukunft.«
    Der Augenlose lachte heiser. Er öffnete dabei seine Mundhöhle mehr als zuvor, und ein Schwall jenes nach Fäulnis stinkenden Atems traf den Elbenkönig. »Ihr wolltet Sicherheit, König Keandir! Die Sicherheit, das Richtige zu tun. Aber die habt Ihr nun gegen etwas anders getauscht, dass vielleicht genauso wertvoll ist.«
    »Was?«
    »Die Freiheit! Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche!«
    Keandirs Gesicht gefror zu einer Maske. »Was spielt Ihr dabei für eine Rolle, Augenloser? Ihr scheint mehr Freude über die Niederlage des Furchtbringers zu empfinden als ich.«
    Der Augenlose kicherte. »Sollte ich mich so schlecht beherrschen nach all den Äonen der gemeinsamen Gefangenschaft mit diesem Widerling im See!«
    Da fiel es Keandir wie Schuppen von den Augen. Diese uralte Kreatur hatte ihn ausgenutzt. Aus irgendeinem Grund hatte der Seher ein Interesse daran, dass der Furchtbringer im See besiegt wurde. »Ihr habt es darauf angelegt, dass ich gegen den Furchtbringer kämpfe!«, stellte er fest.
    »Die Aussicht, mehr über die Zukunft Eures Volkes zu erfahren, hat Euch gefügig und lenkbar gemacht«, gab der Augenlose zu. »Und offenbar hat sie sich auch sehr positiv auf Euren Kampfesmut ausgewirkt, denn die meisten anderen schreckten vor dem Furchtbringer zurück oder unterlagen ihm.«
    »Von welchen anderen sprecht Ihr?«
    »Von den Unglücklichen, die im Laufe meiner Zeitalter währenden Gefangenschaft auf dieser Insel strandeten. Die unterschiedlichsten Geschöpfe waren darunter. Angehörige von Völkern, die heute niemand mehr kennt. Barbaren und hoch zivilisierte Wesen von immenser Bildung, tollkühne Krieger und zaudernde Taktiker, Narren, Weise, Feiglinge und Todessüchtige ― und alles was dazwischen denkbar ist. Wie ich Euch dort einordnen soll, ist mir noch nicht so recht klar. Jedenfalls seid Ihr der Erste, der den Kampf mit dem Furchtbringer bestanden hat.«
    »Mein König«, mischte sich Branagorn ein, »gleichgültig, was dieser zahnlose Widerling für einen Vorteil aus Eurem Kampf gezogen haben mag – ein Kampf, der im Übrigen für mich unsichtbar war«, fügte er wie zur Verteidigung hinzu, dass er nicht hatte eingreifen können, »und welchen Nutzen er auch für Euch selbst haben mag, ich bin dafür, dass wir diese Küste so schnell wie möglich verlassen und weitersegeln!«
    »Das ist nicht so einfach, wie Ihr glaubt, junger Freund«, entgegnete der Augenlose, bevor König Keandir etwas dazu sagen konnte.
    »Warum lässt du uns nicht einfach frei?«, sagte Branagorn erbost. »Mein Herr hat mehr als genug für dich getan! Du bist es ihm schuldig!«
    »Es geht nicht um Schuld oder dergleichen törichte Dinge, die nur Erfindungen jüngerer Rassen sind«, entgegnete der Seher.
    »Worum geht es dann?«, fragte Keandir. Sein Tonfall war kristallhart. Inzwischen war die Farbe in seine Lippen zurückgekehrt. Er schien sich zunehmend von dem Kampf mit dem Furchtbringer zu erholen, auch wenn allein die Erinnerung daran ihn noch immer schaudern ließ.
    »Niemand hat diese Insel während des vergangenen Äons verlassen«, erklärte der Augenlose. »Das ist nämlich so ohne Weiteres gar nicht möglich, wie auch Ihr noch feststellen werdet.«
    »Er hält uns zum Narren!«, war Branagorn überzeugt.
    »Glaubt Ihr, ich wäre noch hier, wenn es anders wäre?«, rief der Augenlose, und diesmal bewegte er sogar den Mund aus dem Speichel troff, und wo er auf den Boden traf, zischte es, und kleine Schwaden beißenden, stechenden Rauchs stiegen auf. »Ein so gastlicher Ort, dass man hier freiwillig ein paar Zeitalter länger verbringen mag, ist dies nun wirklich nicht. Aber durch den Sieg König Keandirs über den Furchtbringer sind die magischen Bande, die mich an diese Kreatur ketteten, für eine Weile geschwächt – derart geschwächt, dass ich sie leicht überwinden und

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