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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Das Gesicht Keandirs wirkte bleich wie der Tod.
    Branagorn verfügte nicht über die Kenntnisse der elbischen Heilkundigen, aber den einen oder anderen Lebenszauber beherrschte er doch. Er hatte ihn sich beigebracht, für den Fall, dass er ihn einmal brauchte. Etwa wenn er im Kampf verletzt wurde oder einen Unfall erlitt und abgeschnitten von den anderen Elben war.
    Branagorn murmelte eine der Formel, die er gelernt hatte, und hoffte, dass sie auch wirkten. Er hatte sie von einem elbischen Schamanen, der ihm erklärt hatte, dass immer mehr Elben darauf verzichteten, diese Art von Heilmagie anzuwenden.
    »Auch das ist Zeugnis von jenem Lebensüberdruss, dem unser Volk anheim fällt«, hatte der Schamane ihm seinerzeit gesagt.
    Diese Worte fielen ihm absurderweise ausgerechnet in dieser Situation wieder ein.
    »Ihr dürft nicht von uns gehen, König Keandir!«, rief er. »Ihr Götter, was immer Ihr auch verlangen mögt, ich werde Euren Wunsch erfüllen, wenn Ihr dafür König Keandir das Leben schenkt!«
    Das hämische Kichern des Sehers erklang hinter ihm. »Ist es nicht so, dass dein Volk sogar die Namen seiner Götter vergessen hat? Wie kannst du da erwarten, dass sie etwas für dich tun, wenn ihr ihnen schon Jahrhunderte lang nichts mehr geopfert habt und ihnen nicht einmal den Respekt der Erinnerung entgegenbringt? Vergiss diese Götter, sie haben keine Macht und können dir nicht helfen.«
    »Dann hilf du mir, Seher!«
    Aber der Augenlose schüttelte den Kopf. »Das kann nur Keandir selbst. Er ist es, der mit seinem Schicksal gerungen hat wie kaum ein anderer zuvor. Es wird sich herausstellen, ob die Verwundungen, die er davongetragen hat, zu schwer sind oder ob er …«
    Der Augenlose verstummte und fasste beide Zauberstäbe mit der linken Hand, um die Rechte in Richtung des Schicksalssees auszustrecken. Ein Schwert schoss aus dem Dunkel des Wassers. Branagorn erkannte sofort, dass es sich um den legendären Trolltöter seines Königs handelte. Die Klinge war in zwei Teile geborsten, die sich jedoch wieder zusammenfügten, noch während sie durch die Luft wirbelten. Als das Schwert mit dem Griff in der Hand des Augenlosen landete, waren die Einzelteile wieder zu einem Ganzen verschmolzen.
    In diesem Moment öffnete Keandir die Augen. Die Lippen waren farblos geworden. Ein Zittern durchlief seinen geschundenen Körper.
    »Wie mir scheinen will, hat Euch der Furchtbringer einen kleinen Schrecken eingejagt«, sagte der Augenlose und verzog zynisch den Mund. »Zumindest scheint Ihr eine Ahnung von der Endlichkeit des Seins und der Kälte des Todes bekommen zu haben. Seid froh darum. Ich habe so etwas schon seit mehr als einem Zeitalter nicht mehr empfunden – und andere in ihrer Todesangst zu beobachten ist kein Ersatz für diese Zeichen der Lebendigkeit.«
    Ruckartig fuhr Keandirs Oberkörper hoch. Er schaute sich um und schien sich erst orientieren zu müssen. Dann blickte er zum dunklen Schicksalssee.
    »War das alles nur ein Traum?«, fragte er.
    Der Augenlose warf ihm das Schwert zu. Keandir fing es mit einer Hand geschickt auf. An jener Stelle, an der sie im Kampf mit dem Riesenkrebs geborsten war, zog sich eine deutlich sichtbare Nahtstelle quer über die Klinge. Sie folgte genau dem Verlauf des Bruchs.
    »Schmiedet es nicht neu, König Keandir, auch wenn die Waffe Eurem ästhetischen Empfinden nicht mehr entsprechen sollte. Ihr habt damit den Furchtbringer des Schicksalssees besiegt – und darauf könnt Ihr wirklich stolz sein.«
    »Den Furchtbringer?«, echote Keandir. »Ihr sprecht von dem Riesenkrebs?«
    »Dieses Wesen pflegt seine Gestalt zu wechseln, je nachdem, wem es gegenübertritt. Und ich sprach nur davon, dass es besiegt wurde, nicht davon, dass es vernichtet ist. Es wird sich irgendwann erholt haben …«
    Die Erinnerung an den Kampf kehrte in König Keandir mit Macht zurück. Schauder erfassten ihn. Er blickte auf Trolltöter. Mit zwei Fingerspitzen der Linken strich er über die Nahtstelle, wo die Bruchstücke scheinbar verschmolzen waren. Ein kraftvolles Kribbeln durchfuhr seinen Arm und seinen gesamten Körper. Ein Teil der Kraft der grauenerregenden Kreatur, die der Augenlose »Furchtbringer« nannte, schien auf diese Waffe übergegangen zu sein.
    »Gebt dieser Waffe einen anderen Namen, König Keandir. Nennt sie Schicksalsbezwinger, und sie wird Euch Glück bringen. Denn genau das habt Ihr mit dieser Waffe vollbracht: das Schicksal bezwungen!«
    »Was hat es mit diesem Wesen auf sich,

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