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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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hielten.
    Der König rutschte immer weiter auf den Schlund zu. Einen der Arme durchtrennte er mit einem Hieb seines Schwerts, doch dann tauchte auch der Elbenkönig ein in den Schlund. Wie ein Stein versank er in der schlammähnlichen schwarzen Masse, die sich über ihm schloss.
    Prinz Sandrilas stoppte seinen Lauf am Rand des Schlunds. Weder von Keandir noch von dem Riesen-Ouroungour war noch irgendetwas zu sehen. Ein paar Blasen zerplatzten an der Oberfläche und verbreiteten einen widerlichen Gestank, der dem Prinzen schier den Atem verschlug. Die Hände um den bernsteinbesetzten Griff Düsterklinges geschlossen, stand er fassungslos da. Es gab nichts, was er noch tun konnte, um dem König noch zu helfen.
    »Nein!«, stieß er verzweifelt hervor.
    Niemand konnte noch daran zweifeln, dass König Keandir nun endgültig eine Beute der Finsternis geworden war.

    Die Oberfläche des Schlundes beruhigte sich. Sie wurde spiegelglatt und schrumpfte sogar etwas, fast so, als wären die Mächte der Finsternis nun zufrieden und hätten erreicht, was sie wollten. Dieser Gedanke ging Prinz Sandrilas durch den Sinn. Sein Gesicht war zu einer Maske des Entsetzens geworden.
    Trotz seines Alters, seiner immensen Erfahrung und seiner bis zur Kaltblütigkeit gehenden Sachlichkeit, für die er gleichermaßen berühmt und berüchtigt war, konnte man unmöglich übersehen, wie sehr Sandrilas das Geschehen auf dem Felsplateau erschüttert hatte. Wenn er es doch noch geschafft hätte, die Fangarme, die Keandir umschlungen hatten, zu durchtrennen und den König zu retten. Aber er hatte kläglich versagt!
    Das Schweigen, das nach dem Kampf unter den Elben herrschte, wirkte gespenstisch; keinem der Krieger, die ihren König bis auf das Plateau begleitet hatten, erging es besser als Sandrilas, alle wurden sie von düsteren Gedanken beherrscht und machten sich die schlimmsten Vorwürfe. Das Elbenreich war nun ohne König, ein Nachfolger nicht in Sicht. Durch ihr Versagen hatten sie die Zukunft des ganzen Reichs verspielt.
    Schließlich war es Siranodir mit den zwei Schwertern, der das Schweigen brach. »Diese Kreatur schien es ganz gezielt auf den König abgesehen zu haben«, glaubte er. Und auch Herzog Isidorn von Nordbergen und sein Sohn Asagorn von Meerland äußerten sich in dieser Weise.
    »Wir sind in eine Falle getappt«, stellte Thamandor fest. »Offenbar hat man uns hier erwartet.«
    »Wenn Xaror die Möglichkeiten des Schicksals überblickt, war er tatsächlich in der Lage, hier auf uns zu warten«, stimmte Kriegsheiler Eónatorn zu.
    Sandrilas schwieg noch immer und gab sich seinem Schmerz über den Verlust des Königs hin; daran, dass Keandir ein Opfer der Finsternis geworden war, zweifelte er nicht. Welche Rettung konnte es noch für jemanden geben, der in diesen mit magischer Finsternis gefüllten Schlund hineingezogen worden war?
    Herzog Isidorn trat neben den Prinzen. »Es ist jetzt an Euch, das Volk der Elben zu führen, Prinz Sandrilas«, stellte er fest. »Ich bin überzeugt davon, dass der König Euch dafür zu Lebzeiten vorgesehen hatte, und Ihr habt ihn ja auch früher schon bei verschiedenen Gelegenheiten würdig vertreten.«
    Sandrilas nickte. »Ja, Ihr habt recht, Isidorn - für Trauer ist jetzt keine Zeit. Wir werden tun, weswegen wir hierher gekommen sind!« Er drehte sich zu den anderen Kriegern um. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet. »Wir brauchen die Steine des Magischen Feuers – und zwar so viele, wie wir finden können. Es scheint selbst unter den Ouroungour große Knappheit daran zu bestehen, wie der Zustand ihrer Waffen beweist. Aber das soll uns nicht hindern, die ganze Insel abzusuchen. Notfalls wäre schon ein Einziger dieser Steine eine große Hilfe, denn dann könnte man zumindest die bisher fertiggestellte und funktionsfähige Flammenlanze wieder einsetzen gegen die Horden des Schreckens.«
    »Ich schlage vor, dass wir uns aufteilen, um die Suche abzukürzen«, sagte Herzog Asagorn.
    Prinz Sandrilas deutete in die Ferne, wo der Affenkopfgipfel deutlich zu sehen war. »Der Hauptteil von uns wird sich dorthin wenden, zur Zitadelle der Ouroungour, wo sie damals die Gebeine ihres letzten Königs verehrten. Ein paar Krieger möchte ich allerdings hier am Schlund zurücklassen, obgleich mir bewusst ist, dass es vielleicht keine ungefährliche Aufgabe ist, ihn zu bewachen.«
    »Ihr wollt doch nicht etwa sagen, dass Ihr noch Hoffnung im Hinblick auf das Schicksal unseres Königs hegt?«, fragte Herzog

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