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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vielmehr die Furcht, den Händler noch einmal zu treffen, von dem er die Augen erhalten hatte. Er fürchtete sich davor, dass Zerolas einen Preis verlangte – worin auch immer der bestehen mochte –, den er nicht zahlen konnte. Denn schon nach der relativ kurzen Zeit, da ihm die Augen eingesetzt worden waren, konnte sich Rhiagon nicht mehr vorstellen, auf sie zu verzichten. So sehr sich seine anderen Sinne auch geschärft hatten, er war sich wie nie zuvor darüber im Klaren, dass sie niemals den Ersatz für den wichtigsten aller Sinne bieten konnten – den Gesichtssinn. Er würde die Augen behalten, und es erschreckte ihn selbst, wenn er darüber nachdachte, dass er dafür bereit war, jeden Preis zu zahlen, wenn er die Summe nur irgendwie würde aufbringen können.
    Rhiagon wandte den Kopf. Er spürte die Blicke der Anwesenden. Aber mit den neuen Augen konnte er sie erwidern und war nicht nur ein Objekt des Mitleids.
    »Setzt Euch zu uns, werter Rhiagon«, bat die Königin. »Dank der Fürsprache Eurer Heilerin ist hier ein Platz für Euch reserviert.«
    Rhiagon trat vor. Er verneigte sich tief – fast so tief, wie es am Hof des Großkönigs des Magolasischen Reichs üblich war, und ganz gewiss tiefer, als es ich normalerweise für einen Hauptmann der Königin gegenüber geziemte, denn es entsprach zwar der elbischen Art, Respekt zu bezeugen, nicht aber Unterwürfigkeit in irgendeiner Art. Und weder der Elbenkönig noch seine Gemahlin hätten dies auch je von einem ihrer Gefolgsleute erwartet. »Ich danke Euch sehr für die Gunst, meine Königin.«
    »So setzt Euch. Ihr habt Euch verspätet.«
    »Nur weil mir anfangs der Mut fehlte, mich hierher zu begeben. Und vielleicht auch, weil ich nach den richtigen Worten suchte, um Euch noch um eine weitere Gunst zu ersuchen. Es wäre vielleicht angebrachter, die Frage mit Eurem Gemahl zu erörtern, aber er ist schon so lange außer Landes.«
    »Tragt Eure Bitte vor, werter Hauptmann«, forderte Ruwen ihn auf. »Und habt keine Scheu, zu äußern, was immer Ihr auf dem Herzen habt. Schließlich habt Ihr Elbiana mehr gegeben, als unser Reich Euch jemals zurückgeben könnte.«
    Rhiagon hatte noch immer nicht Platz genommen. Er stand da und atmete einmal tief durch, bevor er seine Bitte äußerte: »Ich möchte wieder den aktiven Dienst der Schützengarde überstellt werden. Teilt mich meinetwegen den Bugwachen zu oder am liebsten der persönlichen Bewachung des Königs und der Königin. Ich bin mit meinen neuen Augen wieder voll einsatzfähig.«
    »So setzt Euch erst und nehmt zunächst von den Speisen unseres Banketts. Wir können dann gern darüber sprechen.«
    Rhiagon deutete noch einmal eine Verbeugung an und nahm der Königin gegenüber Platz.
    »Es machen wahre Wundergerüchte über Eure Augen die Runde«, meldete sich Admiral Ithrondyr zu Wort. »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr mit diesen Kristallen wieder über die nötige Sehschärfe eines Einhandschützen verfügt?«
    »Ich habe in der Schlacht um den Elbenturm Angreifer getötet, ohne überhaupt etwas sehen zu können«, erwiderte Rhiagon, der sich in einer Art Hochstimmung zu befinden schien, was nicht ganz unverständlich war.
    »Ich denke, dann spricht nichts dagegen, den Hauptmann entsprechend einzusetzen.« Ruwen wandte sich an Admiral Ithrondyr. »Oder seht Ihr das anders?«
    Der Befehlshaber der Elben-Kriegsflotte zeigte einen leicht skeptischen Gesichtsausdruck, stimmte aber nach kurzem Zögern zu. »Der Hauptmann wird die Leistungsfähigkeit seiner neuen Augen gewiss am besten einzuschätzen wissen – schließlich hat er als Einziger den Vergleich und kann beurteilen, ob sie dem Vermögen natürlicher Elbenaugen entsprechen.«
    »Selbst wenn es nicht so wäre, so könnte man dem Hauptmann deswegen kein aktives Kommando verweigern«, war Nathranwens Meinung. »Ich möchte nur daran erinnern, dass der werte Siranodir mit den zwei Schwertern nur noch wie ein tauber Rhagar zu hören vermag, und auch der werte Prinz Sandrilas verfügt nicht mehr über die Seeschärfe, die ein Elb mit zwei Augen hat. Trotzdem begleiten beide den König auf seiner gefährliche Mission zur …« Die Heilerin brach mitten im Satz ab und biss sich auf die Lippen. Das Mitgefühl, das sie Hauptmann Rhiagon entgegenbrachte, hatte sie in unbedachter Weise sprechen lassen, und dies ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit, denn normalerweise wusste sie ihre Worte sehr wohl zu wägen. Sie hatte ein Thema angesprochen, von dem sie doch wusste,

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