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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ihr mir auch noch das Vertrauen in meinen König rauben?«
    Er wandte sich um und ging mit eiligen Schritten davon. Sein Abgang glich einer Flucht – einer Flucht vor dem Mörder seines Sohnes und sich selbst …

    Keandir ordnete wenig später den Aufbruch der Elbenflotte an. »Wir werden an die grüne Küste des Zwischenlandes segeln, uns dort eine geeignete Bucht suchen, um dort vor Anker zu gehen, und uns beraten!«, entschied er. Im Kronrat gab es dagegen kaum Widerspruch.
    Keandirs feine Sinne hatten die Stimmung unter seinem Volk sehr wohl registriert. Die ermutigenden Berichte der Kundschafter-Kapitäne Isidorn und Ithrondyr hatten sich einem Lauffeuer gleich von Schiff zu Schiff verbreitet, sodass es für den Großteil der Elben inzwischen schon außer Frage stand, dass man sich an dieser Küste ansiedeln würde.
    Aber es war auch mit Widerstand zu rechnen. Es gab zu genüge konservativ eingestellte Elben, für die es einem Sakrileg gleichkam, das große Ziel Bathranor aufzugeben. Aber deren Anhängerschaft wurde von Stunde zu Stunde schwächer.
    Schiff um Schiff lichtete die Anker. Die Kapitäne Isidorn und Ithrondyr setzten mit Barkassen zu ihren eigenen Schiffen über, wo sie dringend gebraucht wurden. Ihre Schiffe fuhren auch diesmal wieder voraus, da sie die Verhältnisse am besten kannten. Insbesondere Isidorn zweifelte noch daran, dass die magischen Winde ihnen diesmal keine Schwierigkeiten bereiten sollten.
    Gleich nach den beiden Kundschafterschiffen folgte mit gewissem Abstand – aber niemals außer Sichtweite – die »Tharnawn«. Die Verständigung innerhalb der Flotte ging wie üblich mit Hilfe eines ausgeklügelten Systems von Hornsignalen vonstatten. Merandil hatte beinahe so viel zu tun wie ein Steuermann. Immer wieder schallten die Hörner der Elben durch die graue Nebelwand, in die ihre Flotte geradewegs hineinfuhr. Man entfernte sich dabei nie allzu weit von der düsteren Küste Naranduins, um wenigstens diesen Orientierungspunkt zu behalten.
    Endlich lichteten sich die grauen Schwaden, als die Flotte das Südkap Naranduins umfahren hatte und auf die grüne Küste zusteuerte. Ein Schiff nach dem anderen tauchte aus dem Nebel auf und fuhr in ein Seegebiet, das unter einem strahlend blauen Himmel lag. Die grüne Küste des Zwischenlandes wurde am Horizont sichtbar.
    An Bord der »Morantor« wurde man recht nervös. Keandir stand am Bug und beobachtete, was sich auf dem Kundschafterschiff zutrug. Offenbar wartete Kapitän Isidorns Mannschaft darauf, dass sich die gefürchteten Fluchwinde einstellten, an denen das Schiff schon einmal gescheitert war. Aber das trat nicht ein. Der Wind stand günstig und erlaubte einen Kurs, der die Elbenflotte direkt auf die Küste zuführte, um anschließend an ihr entlang Richtung Süden zu segeln.
    Ein faszinierender Anblick bot sich den Schiffsbesatzungen der gewaltigen Flotte. Regenbögen spannten sich vom Meer aus über das vor ihnen liegende Land, das bereits kurz hinter der Küstenlinie stark anstieg. Mit jeder Seemeile, die sie an dieser Küste entlangfuhren, ging es König durch den Kopf, würde die Zahl derer steigen, die es nicht abwarten konnten, ihren Fuß auf das Zwischenland zu setzen.

    Branagorn stand etwas abseits. Zum wiederholten Mal wandte er sich an Cherenwen, die ihren Platz an der Reling nicht verlassen hatte und die es auch nicht weiter zu stören schien, dass ihr der Wind Gischt ins Gesicht blies. Ihr Haar klebte ihr feucht am Kopf.
    Branagorn berührte sie bei den Schultern, und endlich ließ sie sich von ihm ein Stück in die Schiffsmitte führen, wo sie sich auf eine der Bänke niederließen.
    »Cherenwen, Ihr habt noch kein Wort seit meiner Rückkehr gesagt.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Ihre Augen funkelten auf besondere Weise, und in den dunklen Pupillen vermochte Branagorn sein Spiegelbild zu sehen. Aufmerksam sah sie ihm an. Ihr Gesichtsausdruck erschien Branagorn auf eigenartige Weise entrückt, so als wäre sie bereits nach Eldrana entschwunden.
    »Es ist schön, Eure Stimme zu hören, Branagorn«, sagte sie. »Und ich wünschte, ich könnte Euch mit der Überschwänglichkeit begrüßen, die angemessen wäre. Aber wie Ihr wisst, ist mein Herz in letzter Zeit so schwer geworden, als würden schwere Anker daran hängen.«
    »Ich würde alles tun, um Euch dieser Anker, von denen Ihr sprecht, zu entlasten.«
    »Oh, Branagorn, Ihr habt so viel versucht, mir meine Schwermut zu erleichtern. Aber ich fürchte, Eure Mühen

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