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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sie nun anschaute, drückte Entschlossenheit aus. »Sieh mich an!«, forderte er, aber sie wich diesem Blick aus. »Es muss doch ein Mittel gegen diese Krankheit geben.«
    »Unsere Heiler und Magier haben sich vergeblich darum bemüht.«
    »Wer weiß, ob im Zwischenland nicht Wesen wohnen, die Rat wissen und bewandert sind in Heilkunde und Magie. Vielleicht ein uns unbekanntes, aber dennoch irgendwie verwandtes Volk, dass den Lebensüberdruss auch kennt und möglicherweise schon vor langer Zeit ein Mittel dagegen fand.«
    Dies jedoch war eine Vorstellung, für die sich Cherenwen ganz und gar nicht begeistern konnte. »Die Elben sollten hoffen, dass dieser Kontinent vollkommen unbewohnt ist.«
    Die Elben!, echote es in Branagorns Gedanken. Cherenwen sprach von den Elben in einer Weise, als würde sie selbst schon nicht mehr dazugehören, als wären die Entscheidungen, die zu treffen waren, für sie und ihr persönliches Schicksal nicht mehr relevant. Ein noch deutlicheres Zeichen dafür, in welcher Verfassung sich ihre Seele befand, wie weit ihr Leiden bereits fortgeschritten war, war kaum denkbar. Sie fühlte sich offenbar schon nicht mehr als Teil dieser Welt. Die Zukunft war nicht mehr ihre Zukunft und war ihr daher gleichgültig. Branagorn erkannte, dass ihm nicht viel Zeit blieb.
    Ein mattes, gezwungen wirkendes Lächeln zeigte sich auf Cherenwens feingeschnittenem Gesicht. »Welches zauberkundigere Volk als uns Elben kann es denn geben, lieber Branagorn? Nein, Hilfe ist von niemand zu erwarten, und Rettung bringt weder mächtige Zauberei noch unsere Liebe; beides dürfte sich am Ende als zu schwach erweisen, Branagorn.«
    »So habt Ihr jegliche Zuversicht verloren?«, flüsterte er verzagend.
    »Ja.«
    »Dann will ich für Euch an eine Zukunft glauben, bis Ihr dazu wieder in der Lage seid. Tut mir nur einen Gefallen, und macht meinen hoffungsvollen Glaube nicht zunichte durch eine rasche, unüberlegte Handlung.«
    Wieder seufzte Cherenwen. »Nicht einmal das kann ich Euch guten Gewissens versprechen, Branagorn. Denn worin immer eine solche Handlung auch bestehen würde – sie wäre in keinem Fall rasch und unüberlegt, sondern hätte sich schon lange angekündigt. Wenn Ihr Euch den Schmerz ersparen wollt, dann gibt es dafür nur eine Möglichkeit: Ihr müsst Euch von mir fernhalten.«
    Branagorn schluckte. »Fernhalten von Euch – dies könnte mir mit viel Mühe und Schmerz gelingen«, erwiderte er leise. »Doch glaube ich nicht, dass es mir möglich wäre, nicht mehr an Euch zu denken und mit Euch zu fühlen, was auch immer geschieht.«

Zweites Buch

    Das Zwischenland

    Der Schatten verschlingt das Licht.
    Sprichwort aus Mittel-Elbiana

    An jener Stelle, an der König Keandir zum ersten Mal seinen Fuß auf das Zwischenland setzte, entstand die Stadt Elbenhaven, die zur Hauptstadt von Elbiana wurde.
    Der Chronist von Elbenhaven

    Dieses Land schien eine Verheißung auf die Zukunft zu sein. Ein Land, wie geschaffen, um das neue Reich der Elben zu errichten. König Keandir aber wusste in tiefster Seele, dass die Macht des Bösen sein Begleiter war, seit er Naranduin, die Insel des Augenlosen Sehers, verlassen hatte. Er fühlte die Schwärze in sich, den namenlosen Schatten, der wuchs und sich ausbreitete und an seiner Seele fraß. Das war das Erbe des Sehers. Sein Fluch. Eine düstere Nemesis, von der Keandir zu ahnen begann, dass sie ihn verfolgen würde, bis er in Eldrana, das Reich der Jenseitigen Verklärung, einging. Albträume plagten ihn, und in unzähligen Nächten wachte er mit der Schreckensvorstellung auf, ein Maladran geworden zu ein, wie man jene seines Volkes nannte, die am Ende ihrer Existenz nach Maldrana eingingen, das düstere Reich der Vergessenen Schatten, wo die Schattenelben hausten.
    »Ach, hätten wir uns nie im zeitlosen Nebelmeer verloren und wären wir nie an Naranduins Küste gelandet«, so klagte er oft, wenn er an den Klippen von Elbenhaven stand und hinaus auf das Meer schaute. »Ach, wären wir doch auf direktem Weg an diese Küste gelangt und nicht auf diesem Umweg durch den Höllenschlund des Augenlosen und seiner finsteren Magie!«
    Aber er wusste, dass sein Bedauern sinnlos war.
    Und er wusste auch, dass jenes strahlende Reich, das die Elben im Zwischenland gründeten, den Keim seines Untergangs in sich trug, noch bevor es entstanden war.
    Wie sehr hätte sich König Keandir in diesen düsteren Stunden gewünscht, dass die Götter der Elben Namen hätten. Namen, die er hätte

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