Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
vor
ewigen Zeiten tatsächlich Magie oder Zauber.
Das fand ich irgendwie
enttäuschend.
Möchtest du es lernen?
Die Frage kam völlig
unerwartet. Ja, bitte! Vor Begeisterung wusste ich kaum wohin mit mir. Zum
ersten Mal lachte Elin.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug.
Ich versuchte höchst konzentriert, mittels Geisteskraft einfache Dinge zu
bewegen. Nachdem mein Frühstücksteller in Trümmern auf den Fliesen lag, was ich
als tollen Erfolg bejubelte, stieg ich auf den Scheuerschwamm, die Spülbürste
und andere unkaputtbare Utensilien um. Elin amüsierte sich königlich, was ich
beinahe noch schöner fand als die mäßig erfolgreichen Flugversuche. Himmel,
wie anstrengend!
Der Schweiß rann aus
sämtlichen Poren. Als mein Magen so laut knurrte, dass er sich nicht mehr
ignorieren ließ, beendeten wir unser Treiben.
Bedenke bitte, du darfst
Magie nicht in der Gegenwart von Menschen nutzen.
Dazu müsste ich sie erst
einmal beherrschen, lachte ich. Aber du hast vollkommen
Recht, das wäre ein echter Schocker. Dabei flitzte eine Szene mit
fliegenden Gegenständen durch meinen Kopf und ich gluckste. Verlockend war die
Vorstellung wirklich, im Supermarkt per Handschlenker binnen Minutenfrist die
lästigen Einkäufe zu erledigen.
Elin schlenkerte einen Teller
mit dick belegten Sandwiches und ein großes Glas kalte Milch auf den Tisch.
Nanu?
Probieren bitte, und schön
aufessen, du isst viel zu wenig.
Erst zögerlich ein Eckchen
von der ungewohnten Kost knabbernd, biss ich schnell herzhaft hinein.
Sind die lecker!
Zufrieden verschwand sie.
Verdammt, ich wollte sie
doch nach meinen Pflanzen fragen.
Ganz schwach vernahm ich aus
der Ferne ihre Antwort: Ich habe mich nur ein wenig mit ihnen unterhalten.
Beinahe hätte ich mich
verschluckt.
Gerade als mein Entschluss feststand, den
Nachmittag zum Zwecke der Gefühlskunde in der City zu verbringen, läutete es an
der Haustür. Ohne Nachdenken riss ich die Tür auf, nur um in das fiese Gesicht
meines Nachbarn zu blicken. Wozu , schalt ich mich, hast du eine
Überwachungskamera?
„Hallo, Frau Nachbarin, wie
ich sehe, ist Ihr Umzug bereits überstanden.“
Ich bat ihn nicht herein.
„Ja, Schnee von gestern“, entgegnete ich kurz angebunden.
„Dann darf ich Sie
hoffentlich am nächsten Samstag auf meiner Party begrüßen? Es werden selbstverständlich
eine Menge interessanter Leute da sein.“
Keine Ahnung, was mich ritt,
oder ob ich ihn einfach schnellst möglich loswerden wollte, jedenfalls kündigte
ich mein Erscheinen an.
„Das Buffet wird um Punkt 21
Uhr eröffnet“, damit trollte er sich.
Wieso nehmen immer alle das
Essen so wichtig? Wenn ich Hunger bekomme, esse ich oder auch nicht, basta.
Punkt 21 Uhr. Seit wann hat mein Magen eine Zeitschaltuhr?
Aus dem Buch „Inghean“
Der schwarze Fürst muss seine Sklavenhorden
offensichtlich bei Laune halten. Die Jagd auf mich ist eröffnet.
Kapitel 5
D er Mann saß in der rechten
Ecke am Eingang des S-Bahnhofs, er fror unübersehbar erbärmlich. Als ich den
Bettler sah, verlangsamten sich meine Schritte und ich konzentrierte mich. Aus
seiner Seele schlug mir Verzweiflung in all ihren tragischen Facetten entgegen.
Tief sitzender Hass grollte, Todesangst waberte erwartungsvoll dazwischen. Genug,
wie grauenhaft! Mir wurde speiübel. Aus meiner Geldbörse zerrte ich das
komplette Bargeld hervor und drückte es dem Bettler im Vorübergehen in seine
Hände.
„Danke, mein Engel“, rief er
mir Flüchtenden hinterher.
Schwer atmend landete ich in
der erstbesten Boutique.
„Kann ich Ihnen behilflich
sein?“
Die Verkäuferin drehte
Däumchen, keine Kundschaft. Nach einem abschätzenden Blick auf meine Kleidung
strahlte sie mich an. Irritiert empfing ich Signale blanker Gier. Wortlos
vollzog ich die Kehrtwende und betrat als Nächstes zwei Häuser weiter den
vertrauten Kerzenladen. Nachdem sich der Einkaufskorb mit diversen Kerzen und
einer Packung nach Vanille duftender Teelichter gefüllt hatte, stellte ich mich
zu der kleinen Schlange an der Kasse. Die Mutter vor mir schleppte eine chronische
Erschöpfung mit sich herum. Kein Wunder, ihre zappelnde und quengelnde, höchstens
zehn Jahre alte Tochter erwies sich als Aggressionsbündel mit Tendenz zur
Shoppingsucht. Ein junges Mädchen, es bezahlte gerade sein Plüschkissen, litt
nicht nur an Liebeskummer, in ihr brodelten ebenso Rachegelüste. Der
Kassiererin ging es kaum besser, Wehmut, Sehnsucht und ein bitter enttäuschtes
Herz,
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