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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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keinerlei Konsequenzen rechnen müssten.«
    Thalinuel zögerte. Sie fühlte sich hin- und hergerissen. Ungeachtet dessen, was die Stimme der Vernunft ihr riet und sie selbst gerade gesagt hatte, widerstrebte es auch ihr zutiefst, die feigen Mörder, die den Anschlag am Vormittag verübt hatten, einfach ungeschoren davonkommen zu lassen. Unmittelbar nach dem Kampf war eine Verfolgung unmöglich gewesen, aber wenn sich jetzt die Gelegenheit bot, dies nachzuholen und zudem noch herauszufinden, wer die Tzuul und Trolle angestiftet hatte …
    Der Gedanke war verlockend, und völlig konnte auch sie sich nicht von dem Verlangen nach Vergeltung frei machen, obwohl sie es zu unterdrücken versuchte. Die Entschlossenheit der anderen mahnte sie zur Vorsicht. Sie fürchtete, dass die ganze Sache außer Kontrolle geraten könnte, sonst hätte sie sich dem Trupp wohl ohne zu zögern angeschlossen. Noch am Morgen hatte sie sich selbst in ihrem Zorn geschworen, dass jemand für den feigen Überfall würde büßen müssen.
    Sie blickte zu den Karren des kleinen Trosses hinüber, auf denen Lebensmittel und andere Vorräte für die Reise transportiert wurden. Auf einem davon lagen auch die Toten. Sie würden sie nach Saltinan zurückbringen und dort in allen Ehren bestatten. Sollten ihre Mörder wirklich entkommen, jedenfalls diejenigen, die nicht schon beim Überfall mit dem Leben bezahlt hatten?
    Darüber hinaus hatte die Kriegerin recht: Wenn sie nicht einmal versuchten, in Erfahrung zu bringen, wer die wahren Verantwortlichen waren, käme dies einer Einladung an alle gleich, die ihrem Volk Böses wollten.
    »Was ist nun?«, drängte Verilon. »Begleitest du uns, oder bleibst du hier?«
    »Was passiert, wenn wir die Tzuul tatsächlich aufspüren?«, fragte Thalinuel, noch immer unschlüssig.
    »Das hängt von ihnen ab«, antwortete Molakan. »Falls sich noch mehr Trolle bei ihnen befinden, werden sich diese gewiss nicht ergeben. Dazu reicht ihr bisschen Verstand gar nicht aus. Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als sie zu töten, schon allein, um diese Gefahr für andere zu bannen, denn sonst würden sie weiter morden. Die Tzuul hingegen können selbst entscheiden, ob sie im Kampf sterben oder aufgeben. Im letzten Fall werden wir sie gefangen nehmen und vor ein ordentliches Tribunal stellen. Wie du siehst, geht es uns nicht um Rache, sondern um Gerechtigkeit. Wir könnten ein weiteres Schwert gut gebrauchen.«
    Thalinuel gab sich einen Ruck. Sie war von diesem eigenmächtigen Unternehmen nach wie vor nicht völlig überzeugt, aber zurückzubleiben und Stunde um Stunde tatenlos darauf zu warten, dass Verilon und die anderen zurückkehrten, würde furchtbar sein.
    »Wartet noch einen Moment«, sagte sie. »Ich sattele nur rasch mein Pferd.«

6
DIE HALLE DER KÖNIGINNEN
    Juni 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
    Kein einziger Zwerg lief Lhiuvan über den Weg, während er weiterging. Sie hielten sich offenbar alle entweder in den noch ein gutes Stück von hier entfernt liegenden Schürfbereichen auf oder transportierten Erz auf dem Weg, auf dem auch er hierhergekommen war. Niemand würde ihn stören.
    Er bog in einen anderen Gang ab, dann in einen weiteren, der an einer noch nicht allzu alten Mauer endete. Lhiuvan fluchte leise. Er hatte gehofft, dass die Dreckwühler sich damit begnügt hätten, lediglich ein paar Felsbrocken aufzuhäufen, um die Zugänge zu versperren. Eine massive Mauer, mit zwergischer Handwerkskunst errichtet, stellte ein wesentlich schwierigeres Hindernis dar.
    Lhiuvan stieß einen weiteren Fluch aus. Er stellte die Laterne ab und betastete die Steine und die mit einer nur dünnen Schicht aus Mörtel gefüllten Fugen, doch nirgendwo konnte er eine Schwachstelle entdecken. Mit bloßer Gewalt würde er die Mauer niemals einreißen können.
    Aber ihm standen schließlich auch andere Möglichkeiten zur Verfügung …
    Mit aller Kraft konzentrierte er sich. Er war kein Magier, sondern hatte den Weg eines Kriegers eingeschlagen, aber wie in jedem Elben schlummerten auch in ihm diese Kräfte. Darüber hinaus war seine Mutter eine starke Magierin gewesen. Von ihr hatte er manches gelernt, sodass er Fähigkeiten beherrschte, die über sein bloßes Geschick im Umgang mit dem Schwert hinausreichten, obgleich er sie nie sonderlich trainiert hatte.
    Lhiuvan presste beide Hände fest gegen die Mauer. Es fiel ihm vergleichsweise leicht, seinen Geist mit dem von Tieren oder gar Pflanzen zu verbinden – mit allem, was lebte,

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