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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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unvergleichlichen und weithin berühmten Türme von Saltinan, von deren Spitze aus man einen unglaublichen Ausblick auf die umliegenden Ländereien und das nicht weit entfernte Ufer des Westmeeres mit seinen prachtvollen Hafenanlagen hatte.
    Nur auf der untersten Ebene, dem Erdboden, standen massivere Häuser aus Stein und Holz, errichtet nach der Bauweise, die auch die meisten anderen Völker bevorzugten, hauptsächlich Speicher für Nahrungsmittel und andere Waren, die zur Versorgung der rund dreißigtausend Bewohner von Saltinan nötig waren. Doch auch dabei handelte es sich nicht einfach um klobige Gebilde, sondern ihr Baustil war der Vielfalt der übrigen Stadt angepasst, und dazwischen erstreckten sich parkähnliche Gärten mit zahlreichen Brunnen und blühenden Hecken.
    Viele der Häuser und Pflanzen hatten einen goldenen Schimmer angenommen, eine Nebenwirkung der Elbenmagie, die vor allem in letzter Zeit mit verschieden intensiven Tönungen gezielt zur Verschönerung der Stadt eingesetzt wurde. Gerade die Türme schimmerten, als bestünden sie aus purem Gold.
    Noch immer fühlte sich Thalinuel erschöpft, und nach der langen Zeit des Liegens mussten ihre Muskeln sich erst wieder an die ungewohnte Anstrengung anpassen. Sie konnte nur langsam und mit kleinen, fast trippelnden Schritten gehen und musste immer wieder verharren und sich kurz ausruhen. Dennoch genoss sie das Gefühl der Freiheit, nachdem sie sich während der letzten Woche in ihrem Krankenzimmer regelrecht eingesperrt gefühlt hatte. Am liebsten wäre sie gar nicht mehr dorthin zurückgekehrt, doch die wenigen Tage, die sie noch vor sich hatte, bis Nasiluan sie als völlig geheilt betrachten würde, wollte sie noch durchhalten. Auch Verilon bestand darauf.
    »Lotharon möchte um jeden Preis den Frieden bewahren«, antwortete er. »Er ist selbst für einen Elben alt und hat niemals andere Zeiten erlebt. Nun möchte er nicht als der König in die Geschichte eingehen, unter dessen Regentschaft unser Volk in einen Krieg gegen die zieht, die wir bislang als unsere Freunde betrachtet haben. Aus seiner Sicht hat er vielleicht sogar recht. Er hofft darauf, dass die jüngeren Völker wieder zur Vernunft kommen, wenn sie erst einmal feststellen, dass ihr Leben ohne unsere Hilfe weitaus härter und auch gefährlicher werden wird. Das möchte er nicht durch eine Strafexpedition gegen Hollan und die von ihm befehligten Stämme gefährden. Aber ich glaube, er gibt sich einer Illusion hin. Wir stehen an einem Scheideweg, und welche Richtung auch immer wir einschlagen, wird für mehr als nur unser eigenes Schicksal bestimmend sein. Die Welt wandelt sich, all unsere Bündnisse zerfallen. Die jüngeren Völker denken, dass unsere Zeit abgelaufen und die ihre gekommen wäre, und im Freudentaumel über ihre vermeintliche Freiheit verlieren sie jedes Augenmaß. Denk nur an die Spannungen in Riell. Die dortigen Geschehnisse und der Überfall auf uns werden keine Einzelfälle bleiben, fürchte ich. Selbst wenn einige Völker sich vielleicht schon bald nach den alten Zeiten zurücksehnen werden, wird ihr Stolz es ihnen verbieten, sich mit der Bitte um Beistand an uns zu wenden.«
    »Gibt es aus Riell schon irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Nein, aber die Situation ist äußerst angespannt. Die Menschen in den umliegenden Dörfern haben alle Wege gesperrt und die Stadt vom Hinterland abgeschnitten.«
    »Eine Belagerung also«, fasste Thalinuel bitter zusammen. »Jetzt kommt es schon so weit, dass diese Halbwilden uns von unserem eigenen Land vertreiben wollen. Ich habe den Menschen noch nie richtig getraut. Von allen Völkern sind sie das kriegerischste und überheblichste.«
    Riell war eine kleine Elbensiedlung etwa hundert Meilen weiter nördlich die Küste hinauf. In den vergangenen Tagen war es mehrfach zu Feindseligkeiten gegen die dort lebenden Elben gekommen, vor allem hatte man ihnen zu verstehen gegeben, dass ihre Besuche in den benachbarten Dörfern nicht mehr erwünscht waren.
    »Von einer Belagerung zu sprechen, wäre übertrieben. Die Versorgung erfolgt derzeit nur über das Meer, doch hat es wenigstens keine Übergriffe mehr gegeben. Wir können nur hoffen, dass sich die Lage bald wieder beruhigt.«
    »Ja, hoffen wir es. Ich weiß auch nicht mehr, was noch richtig und was falsch ist. Mein Verstand sagt mir, dass wir auf die Herausforderungen reagieren und Stärke zeigen sollten, aber mein Herz sehnt sich danach, dass wir weiterhin in Frieden mit den anderen

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