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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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mit Euch ist. Wir haben nichts Böses im Sinn.«
    Mit großen, ängstlichen Augen starrte sie ihn an. Lhiuvan korrigierte seine Schätzung, was ihr Alter betraf, noch ein wenig nach unten. Sie mochte höchstens sechzehn Jahre alt sein, vielleicht sogar noch jünger. Gelocktes schwarzes Haar fiel ihr ins Gesicht.
    Erst nach Sekunden registrierte er, dass sie wir gesagt hatte, also nicht allein war. Er wollte aufspringen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst.
    »Bitte, Herr, Ihr müsst ihr glauben. Wir sind einfache Menschen und wollen nichts Böses«, vernahm er eine andere Stimme, und eine weitere Gestalt trat in sein Blickfeld, ein älterer Mann mit faltigem Gesicht und grauem Haar, auch er in zerlumpte Kleidung gehüllt. In der Hand hielt er einen primitiven Speer, der lediglich aus einem an die Spitze eines Stocks gebundenen Messer bestand, senkte ihn jedoch hastig, als er bemerkte, wie Lhiuvans Blick zu der Waffe wanderte. »Bitte, tut meiner Enkelin nichts.«
    Lhiuvan zögerte noch einen Moment, dann ließ er das Mädchen los. Hastig wich es vor ihm zurück und massierte sich das schmerzende Handgelenk. Er beachtete für den Moment weder Sila noch ihren Großvater, sondern versuchte herauszufinden, was geschehen und wie er in diese Lage geraten war. Das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass er mit einer Delegation seines Volkes zur Hochzeit von Zwergenkönigin Tharlia nach Elan-Dhor gereist war. Alles Weitere lag im Dunkeln.
    Er stemmte sich auf die Ellbogen auf und blickte an sich herab. Seine Hose war abgeschnitten worden, seine Beine dick bandagiert und offenbar gebrochen, denn eiserne Stangen, mit denen man sie geschient hatte, ragten ein kleines Stück weit aus den Verbänden heraus.
    »Was ist geschehen?«, murmelte er. »Ich erinnere mich nicht. Wo bin ich?«
    »Am Ufer des Oronin«, berichtete der alte Mann. »In den Abendstunden, wenn die Barbaren nur noch selten unterwegs sind, komme ich manchmal mit meiner Enkelin zum Fischen hierher. Dabei entdeckten wir Euch hier. Ihr … seid ein Elb, nicht wahr?«
    Lhiuvan nickte.
    »Ich habe noch nie einen Elben gesehen, aber jemand aus unserem Dorf hat beobachtet, dass die Barbaren heute ein Schiff angegriffen haben. Ihr müsst während des Kampfes über Bord gefallen sein. Ihr seid verletzt.«
    Ein weiterer Fetzen seiner Erinnerung kehrte zurück. Er befand sich an Bord eines Schiffes. Pfeile schlugen ins Deck ein. Er war über die Bordwand gestürzt … Die Bilder wurden nicht klarer, und es wurden auch nicht mehr. Die Tür zu seinem Gedächtnis, die sich ein winziges Stück geöffnet hatte, war wieder zugefallen.
    »Habt Ihr meine Beine verbunden?«
    »Nein, Herr, wie ich schon sagte, wir haben Euch gerade erst entdeckt.«
    Das bedeutete, dass er bereits vor dem Angriff auf das Schiff verletzt gewesen war. Wie aber hatte er mit gebrochenen Beinen ins Wasser stürzen können?
    Lhiuvan verschob die Lösung dieses Rätsels auf später. Von den beiden Menschen würde er keine Antworten auf seine drängenden Fragen erhalten, aber er zweifelte nicht daran, dass seine Erinnerungen bald zurückkehren würden. Dann würde sich alles klären. Im Moment war einzig und allein von Belang, dass er aus dieser misslichen Lage herauskam. Er war verletzt, waffenlos, hatte einen Teil seines Gedächtnisses verloren und befand sich allein – zumindest abgeschnitten von anderen Angehörigen seines Volkes – in einem ihm unbekannten Landstrich, der durch die umherstreifenden Barbaren äußerst gefährlich wurde.
    Es gab wahrlich angenehmere Situationen.
    »Wir sollten nicht zu lange hier bleiben«, sagte der alte Mann wie zur Bestätigung seiner Gedanken. Immer wieder blickte er sich furchtsam um, schaute vor allem zum anderen Flussufer hinüber. »Auch wenn die Barbaren abends nur noch selten unterwegs sind, kommt es doch vor, und hier können sie uns leicht entdecken. Könnt Ihr aufstehen? Ihr solltet mit in unser Dorf kommen, nach Waldhain. Es wird bald dunkel werden.«
    Noch einmal versuchte Lhiuvan, seine Beine zu bewegen. Diesmal gelang es ihm, zumindest mit den Zehen zu wackeln und seine Füße ein klein wenig hin und her zu drehen. Mühsam wälzte er sich zur Seite, unter dem Busch hervor, unter dem er lag.
    »Nicht aus eigener Kraft. Aber vielleicht, wenn Ihr mir helft. Ich heiße übrigens Lhiuvan.«
    »Nilas«, stellte der alte Mann sich vor. »Meine Enkelin kennt Ihr ja bereits. Hilf mir, Sila.«
    Sie ergriffen Lhiuvan unter den Armen und hoben ihn auf.

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