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Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1

Titel: Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Sofort erkannte er, dass er sich keinesfalls allein auf den Füßen halten, geschweige denn mit seinen geschienten Beinen würde gehen können. Er verspürte keine Schmerzen, hatte aber auch nach wie vor so gut wie kein Gefühl in ihnen. Vorsichtig und auf die beiden Menschen gestützt schob er einen Fuß vor. Es gelang, aber es war eine äußerst mühsame und langsame Art der Fortbewegung. Obwohl er nicht viel wog, bezweifelte er darüber hinaus, dass das Mädchen sein Gewicht lange tragen konnte.
    »Wie weit ist es bis zu Eurem Dorf?«
    »Ungefähr eine Meile, eher etwas mehr. Glaubt Ihr, dass Ihr es bis dorthin schafft?«
    Lhiuvan schüttelte den Kopf und ließ sich wieder zu Boden sinken.
    »Nein, völlig unmöglich.«
    »Dann werden wir Hilfe holen. Ein paar Männer aus Waldhain, die Euch tragen.«
    Misstrauen flammte in Lhiuvan auf. Er hielt von Menschen nicht mehr als von Zwergen, eher noch weniger, da sie schwächer und oftmals verschlagener waren; nur selten konnte man Heldenmut und wahre Ehre bei ihnen finden. Warum zeigten sich der alte Mann und das Mädchen ihm gegenüber, einem völlig Fremden, der nicht einmal ihrem Volk angehörte, so hilfsbereit? Spielten sie ihm nur etwas vor, um Verstärkung zu holen?
    Gleich darauf erkannte er selbst, wie unsinnig dieser Gedanke war. Hätten sie ihm etwas antun wollen, so hätten sie längst Gelegenheit dazu gehabt. Statt ihn zu wecken, hätte Nilas ihm nur seinen improvisierten Speer in die Brust zu stoßen brauchen. Auch jetzt, in wachem Zustand, war Lhiuvan ihnen nahezu hilflos ausgeliefert, selbst der alte Mann hätte ihn töten können, wenn er es gewollt hätte.
    Zu erbeuten gab es bei ihm auch nichts. Aber vielleicht wollten sie ihn nur lebend in ihr Dorf schaffen, um Lösegeld für ihn zu erpressen?
    Auch das war ein dummer Gedanke. Diese einfachen Bauern besaßen ja nicht einmal die Möglichkeit, zu seinem weit entfernt im Norden lebenden Volk Verbindung aufzunehmen, wie also sollten sie dann Lösegeld fordern? Obwohl es ihm nicht leicht fiel, daran zu glauben, wollten sie ihm offenbar tatsächlich völlig uneigennützig helfen.
    »Ich werde gehen, dann kannst du bei ihm warten«, bot sich Sila an, doch ihr Großvater schüttelte entschieden den Kopf.
    »Kommt nicht in Frage, das ist viel zu gefährlich, Kind.«
    »Nicht gefährlicher, als wenn ich mit dir unterwegs bin. Allein kann ich viel schneller rennen und mich notfalls auch leichter verstecken. Außerdem bin ich kein Kind mehr und mag es nicht, wenn du mich so nennst!« Ohne eine Antwort abzuwarten, begann sie zu laufen. Als sie sich bereits ein Stück entfernt hatte, blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um. »Wartet hier, ich bin bald zurück«, rief sie, dann war sie verschwunden.
    »Kinder!«, brummte Nilas. »Nie tun sie, was man ihnen sagt.«
    OH DOCH, DAS TUN SIE, JEDENFALLS WENN SIE SO LEICHT ZU BEEINFLUSSEN SIND UND ICH IHNEN ETWAS BEFEHLE, erklang eine eisige Stimme in Lhiuvans Gedanken. Entsetzen loderte wie eine grelle Stichflamme in ihm auf. Für einen kurzen Moment kehrte sein Erinnerungsvermögen vollständig zurück, doch gleich darauf hatte er die Stimme und alles, was mit ihr zusammenhing, bereits wieder vergessen.
    Nur das ihm völlig unerklärliche Gefühl des Entsetzens verspürte er noch einige Augenblicke lang, ehe auch dieses sich verflüchtigte.
    Die Schatten der Abenddämmerung senkten sich bereits über das Land, als das Mädchen zurückkehrte. Bis dahin hatte Lhiuvan fast alles erfahren, was es über diese Gegend und das Leben in Waldhain zu wissen gab. Bereitwillig plauderte Nilas mit ihm und beantwortete alle seine Fragen.
    Es war ein hartes Leben in ständiger Angst vor den Barbaren. Diese lebten auf der anderen Seite des Flusses, auf lartronischem Hoheitsgebiet, überquerten ihn jedoch immer wieder und fielen in Radon ein. Es gab nur wenige kleine Ortschaften in diesem Gebiet, und die Menschen dort waren hauptsächlich einfache Bauern wie Nilas, die ihr Stück Land bestellten. Das Wenige, was sie besaßen, wurde ihnen von den Barbaren geraubt, und der Rest reichte oftmals kaum zum Überleben, aber irgendwie schlugen sie sich durch.
    Jeder Widerstand war gefährlich und wurde von den zahlreicheren, besser bewaffneten und kampferfahreneren Barbaren brutal gebrochen. Ansonsten jedoch verzichteten sie weitgehend auf Grausamkeiten und beschränkten sich darauf, zu rauben, was ihnen in die Finger fiel.
    Von Zeit zu Zeit wurden radonische Truppen entsandt, um die

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