Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
doppelt mannshoher Felsbrocken herabgestürzt und versperrte ihnen den Weg in voller Breite. Auch war es unmöglich, darüber hinwegzuklettern.
»Li’thil, steh uns bei«, keuchte Caron.
Statt die Göttin um Beistand zu bitten, stieß Warlon einen erbitterten Fluch aus. Er warf sich gegen den Fels, konnte ihn jedoch nicht einmal erschüttern.
»Los, helft alle mit!«, befahl er. Gemeinsam stemmten sie sich gegen den Brocken. Es gelang ihnen, ihn ein wenig ins Wanken zu bringen, aber nicht annähernd genug, um ihn aus dem Weg zu räumen oder wenigstens umzustürzen.
»Versucht, ihn zu zerstören!«, rief Caron.
Die beiden Arbeiter hakten genau wie die vier Erzmeister ihre Spitzhacken vom Gürtel los und begannen, auf den Brocken einzuschlagen. Splitter sausten durch die Luft, doch ansonsten erwies sich der Fels als ausgesprochen massiv. Die Hacken lösten lediglich kleine Bruchstücke daraus. Es würde Stunden dauern, ihn auf diese Art zu zertrümmern. Zeit, die ihnen nicht mehr blieb.
Besorgt beobachtete Warlon, wie das Wasser höher und höher stieg. Ein wenig floss an den Seiten des Felsbrockens ab, aber bei weitem nicht so viel, wie in den Stollen nachströmte. Es reichte ihm jetzt schon bis zu den Oberschenkeln und sandte Wellen eisiger Kälte durch seinen Körper.
»Das hat keinen Sinn«, stieß er hervor. »Ist noch etwas von dem Sprengpulver übrig?«
Caron schüttelte den Kopf.
»Nein, alles war genau abgemessen.«
Immer wilder und blindwütiger schlugen die Arbeiter mit ihren Hacken auf den Brocken ein. Nackte Todesangst trieb sie an, doch erzielten sie auch weiterhin mit ihren Bemühungen so gut wie kein Ergebnis.
Warlon lehnte sich gegen die Wand und strich sich mit der Hand über das Gesicht und den Bart. Er war bereits in zahlreichen gefährlichen Situationen gewesen, hatte aber jedes Mal einen Ausweg gefunden. Und jetzt sollte er in diesem Stollen jämmerlich ertrinken? Ausgerechnet ertrinken, eine der schlimmsten Todesarten, die er sich vorstellen konnte. Das Wasser war ihm über den Bauch inzwischen bis zur Brust gestiegen, und er hatte das Gefühl, es würde ihm mit seinem Druck die Luft abschnüren.
Plötzlich jedoch zuckte er zusammen. Ihm war ein Gedanke gekommen. Der Druck des Wassers …
Zwar ergoss es sich gurgelnd und schäumend durch die Spalten seitlich des herabgestürzten Gesteinsbrockens, doch da es trotzdem immer höher stieg, musste es gleichzeitig einen enormen Druck auf den Fels ausüben.
»Hört auf!«, rief er. »Weg mit den Hacken, das bringt sowieso nichts. Versuchen wir noch einmal, den Fels zu bewegen. Zusammen mit dem Wasser gelingt es uns diesmal vielleicht.«
Erneut stemmten sie sich gegen den Felsbrocken. Tatsächlich schafften sie es diesmal, ihn um ein paar Fingerbreit zu verschieben. Das Wasser floss etwas stärker durch die nun breiter gewordenen Spalten ab. Vor allem aber lag der Brocken nicht mehr ganz so stabil wie zuvor auf der Erde auf, sondern wankte ein bisschen, wenn sie dagegen drückten.
»Wir müssen ihn weiter nach links bewegen«, keuchte Warlon. »Dort führt die Treppe nach unten. Ich glaube, der Fels liegt bereits auf der obersten Stufe auf. Wir müssen versuchen, ihn hinunterzustoßen.«
Noch einmal verstärkten sie ihre Anstrengungen, warfen sich mit aller Kraft gegen den Felsbrocken. Jedes Mal glitt er um eine Winzigkeit zurück. Die Spalten an den Seiten verbreiterten sich weiter, und immer mehr Wasser floss durch sie ab. Es reichte nicht aus, dass der Pegel sank, aber zumindest stieg er auch nicht mehr merklich an. Wenn sie die Öffnungen noch ein wenig mehr vergrößerten, bestand zumindest keine Gefahr mehr, dass sie hier ertrinken würden. Selbst wenn es ihnen nicht gelang, den Weg ganz freizulegen, konnten sie dann schlimmstenfalls einfach abwarten, bis Hilfe eintraf.
»Weiter!«, feuerte er die Männer an. »Noch einmal!«
Wieder stemmten sie sich gegen den Felsbrocken und schafften es, ihn ein wenig vorwärts zu bewegen. Er begann stärker zu wanken, doch noch immer gelang es ihnen trotz größter Anstrengungen nicht, ihn umzustürzen.
Ein lautes Rauschen ließ sie in ihren Bemühungen innehalten. Erschrocken wandte Warlon den Kopf. Eine mit Schaum gekrönte, bis fast zur Decke des Stollens reichende Flutwelle kam um die Biegung des Ganges auf sie zugebraust. Er kam nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, ehe die Welle ihn mit der Wucht eines Hammerschlages traf. Sie riss ihn von den Beinen, schleuderte ihn gegen
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