Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
inbrünstig genug erflehten. Aber sollten sie doch an irgendwelchen Unsinn glauben, das war nicht Thalinuels Problem, und sie verdrängte die Gedanken daran. Genau wie die meisten anderen Elben verstand sie solche Einfalt einfach nicht, und das wieder war etwas, was ihre Völker einander entfremdete.
Die Weißberge schienen bereits zum Greifen nahe vor ihnen zu liegen, doch das war nur Einbildung. Sie würden noch Stunden brauchen, um den Fuß des Gebirges zu erreichen. Noch niemals zuvor hatte Thalinuel so hohe Berge gesehen. Ihre mit Schnee bedeckten Gipfel schienen aus dieser Perspektive bis zum Himmel zu reichen. Sie richtete ihren Blick auf den östlichsten der hohen Berge, den Sinokol. Unter ihm befand sich die erst vor wenigen Monaten erschlossene Zwergenmine.
Weit westlich konnte sie mit ihren scharfen Elbenaugen die Überreste einer anscheinend alten und verfallenen Siedlung entdecken. Sie ritt etwas schneller, bis sie zu Olvarian aufgeschlossen hatte, der sich an der Spitze des Heeres befand, und fragte ihn danach.
»Das sind die Überreste der Zwergenstadt, in der sie bis vor kurzem noch gewohnt haben«, erklärte er. »Ob sie ihrer Mine bereits einen Namen gegeben haben, entzieht sich unserer Kenntnis, aber das dort hinten ist Dal-Zurk. In dieser Stadt haben wir sie viele Jahrhunderte lang unterrichtet und freundschaftlich mit ihnen zusammengelebt.«
»Sie sieht aus, als wäre sie schon lange verlassen und verfallen.«
»Die Zwerge haben sie niedergebrannt, um alle Brücken hinter sich abzureißen, als sie unter die Erde gegangen sind.«
»Oh.« Thalinuels Augen funkelten. »Das war wohl ein wenig voreilig. Ich nehme an, Ihr habt vor, sie aus ihrer Mine zu vertreiben und zu zwingen, wieder an der Oberfläche zu leben, habe ich recht?«
»Allmählich entwickelst du die richtige Art zu denken«, entgegnete Olvarian lächelnd. »Der Hüter der Türme hat von Anfang an ein großes Potential in dir erkannt. Ja, ich fürchte, wir werden sie wieder an die Oberfläche umsiedeln müssen. Sie beliefern unsere Feinde mit Waffen. Damit haben sie die Freiheit verwirkt, die wir ihnen bereit waren zuzugestehen.«
»Sie werden uns dafür nur noch mehr hassen. Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
Olvarian seufzte.
»Ich wünschte, die gäbe es, aber ich sehe sie nicht. Wir können nicht umgekehrt zu ihnen in ihre dunklen Höhlen und Stollen gehen, um zu überprüfen, dass sie keine Waffen mehr schmieden und an die Menschen liefern. Würden die Dreckwühler nur nach Schätzen graben oder nur nützliche Werkzeuge schmieden, könnten sie das tun, bis sie schwarz werden. Aber darauf beschränken sie sich ja nicht, wenn wir ihnen nicht auf die Finger sehen. Und wer würde das schon tun? Oder wärst du vielleicht bereit, dort unten bei ihnen zu hausen?«
»Nein, natürlich nicht.« Es schüttelte Thalinuel bei dieser Vorstellung. »Aber wir könnten doch einen Posten vor ihrem Tor errichten und alle Ladungen kontrollieren, die ihre Mine verlassen.«
»Daran hat Molakan zunächst auch gedacht, aber das würde nicht ausreichen. Wahrscheinlich besitzen die Zwerge noch weitere Ausgänge, die sie vor uns geheim halten würden, oder sie könnten sich rasch welche schaffen. Wir können nicht das ganze Gebirge bewachen, nur um sicherzugehen, dass es nicht doch irgendwo ein Schlupfloch gibt, durch das sie ihre Waffen schmuggeln.«
Von dieser Seite hatte Thalinuel es noch nicht betrachtet und musste zugeben, dass dies wirklich ein Problem darstellte.
»Wie wollt Ihr bei der Erstürmung der Mine vorgehen?«, fragte sie.
»Das hängt ganz von den Zwergen ab. Späher haben berichtet, dass sie den Zugang durch ein mächtiges Tor gesichert haben. Sollten sie es nicht freiwillig öffnen und sich ergeben, werden wir es zerstören. Weiter können wir jetzt noch nicht planen, da wir das Innere der Mine nicht kennen. Wir werden spontan handeln müssen.«
»Die Zwerge werden sich nicht ergeben, dafür sind sie zu stolz. Sie sind zwar nur klein, aber sie sind harte Kämpfer, und das erst recht auf ihrem eigenen Territorium. Wir besitzen keine Erfahrung mit Kämpfen unter der Erde.«
»Du glaubst nicht, dass wir sie besiegen werden?«
»Doch, doch, daran zweifle ich nicht«, versicherte Thalinuel hastig. »Es ist nur … Darf ich ganz offen sprechen?«
»Aber natürlich.«
»Ich bin eine Kriegerin und habe keine Angst um mein Leben. Aber ich fürchte, dass es ein verlustreicher Kampf werden wird, und ich frage mich, ob es das
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