Elbengift: Die Zwerge Von Elan-Dhor 1
ließ sich von Hialdon das Bündel geben und schlug den Stoff zurück. Waffen kamen darunter zum Vorschein. Er ergriff ein Schwert, betrachtete es kurz und schleuderte es dem Zwergenkönig dann vor die Füße. »Wollt Ihr behaupten, dass dies keine Zwergenarbeit ist?«
Einer der Krieger bückte sich, hob das Schwert auf und reichte es Voltan. Der musterte es gründlich von allen Seiten, dann nickte er.
»Woher habt Ihr das?«
»Es wurde bei einem missglückten Überfall der Menschen auf einen Trupp Elbenkrieger verwendet. So gut gearbeitet es auch ist, es hat seinen Träger nicht retten können. So fiel es uns in die Hände.« Er ergriff die anderen Waffen, zwei weitere Schwerter, einige Dolche und die stählerne, abgebrochene Spitze eines Speers und schleuderte sie ebenfalls vor den Zwergen zu Boden, wo sie klirrend liegen blieben. »Wollt Ihr immer noch behaupten, dass Ihr keine Waffen an die Menschen liefert?«
»Ja, das will ich«, sagte Voltan mit fester Stimme. »Unsere Mine ist nicht die einzige unseres Volkes. Zwar haben wir Absprachen getroffen, damit angesichts der angespannten Lage niemand Waffen für andere Völker fertigt, aber möglicherweise hält sich eine der anderen Minen nicht daran. Wir jedenfalls tun es.«
»Ach ja? Dann solltet Ihr Euch die Waffen noch einmal genauer ansehen, vor allem den Dolch dort vorne rechts. Er trägt am Knauf eine Gravur, zwei gekreuzte Spitzhacken. Das sind die Insignien Eures Clans, wenn ich mich nicht irre. Aber die hat wahrscheinlich auch eine andere Mine in die Waffe graviert.«
Ehe einer seiner Begleiter reagieren konnte, hatte sich der Zwergenkönig bereits selbst gebückt und den Dolch aufgehoben. Zum ersten Mal wirkte seine Selbstsicherheit erschüttert. Zu überwältigend waren die Beweise gegen ihn, die seine Lügen entlarvten.
In Thalinuels Augen war es ein entwürdigendes Schauspiel. Natürlich stand viel auf dem Spiel, nicht nur für Voltan, sondern auch für alle seine Untergebenen. Aber das hatte er sich durch sein Handeln schließlich selbst zuzuschreiben. Nun herumzudrucksen und immer neue Lügen aufzutischen, war in höchstem Maße peinlich. Und dieses Volk sollte so viel Wert auf Stolz, Würde und Ehre legen? Jetzt jedenfalls war nicht viel davon zu merken. Hatte Thalinuel zuvor noch zwiespältige Gefühle wegen des geplanten Angriffs gehegt, so wünschte sie ihn sich jetzt allein schon wegen dieses unwürdigen Verhaltens herbei.
Olvarian hingegen schien es regelrecht zu genießen, den Zwergenkönig immer mehr zu demütigen.
»Nun?«, drängte er.
»Ich … kann mir das nicht erklären«, stieß Voltan hervor. »Unser Umzug unter die Erde hat mehrere Tage gedauert. Während dieser Zeit wurden wir zweimal von Tzuul angegriffen. Sie haben unter anderem einige Waffen erbeutet. Vielleicht sind diese dann später in die Hände der Menschen gefallen.«
Olvarian starrte ihn einige Sekunden lang stumm an, dann begann er schallend zu lachen.
»Das ist die wohl dreisteste Ausrede, die ich jemals gehört habe«, erklärte er. »Gebt Euch keine Mühe. Späher haben beobachtet, wie Menschen mit mehreren vollbeladenen Wagen die Mine verlassen haben. Leider war der Wagenzug zu gut bewacht, als dass sie ihn hätten stoppen können. Und jetzt behauptet nicht, es wären nur Werkzeuge oder Schmuckstücke gewesen!«
»Ihr glaubt mir ja ohnehin nicht. Was erwartet Ihr von uns? Wollt Ihr die Mine kontrollieren? Wir sind bereit, Euch herumzuführen, damit Ihr Euch überzeugen könnt, dass unsere Schmiede mit anderen Aufgaben als der Herstellung von Waffen ausgelastet sind.«
»Welche Beweiskraft soll es haben, dass im Moment andere Güter gefertigt werden? Damit ist es nicht mehr getan.« Olvarian schüttelte den Kopf. »Wir haben Euer Volk unter die Erde ziehen lassen, doch Ihr habt unser Vertrauen missbraucht, und wir werden nicht hinnehmen, dass Ihr unsere Feinde mit Waffen ausstattet. Da es uns zuwider ist, in die Tiefe zu gehen, um Euer Tun dort zu überwachen, muss Euer Volk an die Oberfläche zurückkehren.«
»Eure Forderung ist ungeheuerlich!«, keuchte Voltan fassungslos. »Niemals werden wir uns ihr beugen!«
»Dann gibt es nichts mehr zu besprechen«, sagte Olvarian hart. »Ihr habt eine Stunde Bedenkzeit, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden. Weigert Ihr Euch dann immer noch, werden wir die Mine stürmen und Euer Volk gewaltsam von dort vertreiben!«
Die Bedenkzeit, die Olvarian den Zwergen eingeräumt hatte, verstrich ohne Ergebnis. Nach
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