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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn ganz besonders eindringlich musterte, während er seinen Blick abermals in die Runde
schweifen ließ.
»Ich war gerade noch einmal oben auf dem Turm, und
was ich gesehen habe, hat mich zutiefst erschreckt«, fuhr
Artus fort. »Das Heer der Pikten ist gewaltig.«
»Aber es sind doch nur Barbaren«, wandte einer der Ritter ein.
» Viele Barbaren«, antwortete Artus ernst. »Seien wir
ehrlich, meine Freunde: Sie sind hundertmal so viele wie
wir, wenn nicht mehr, und wir alle haben schon mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib gespürt, wozu
diese Barbaren fähig sind.« Er schüttelte müde den Kopf.
»Nein, ich glaube nicht, dass wir diesen Kampf gewinnen
können.«
Für Augenblicke breitete sich atemlose Stille an der großen Tafel aus. Der eine oder andere sog erschrocken die
Luft ein, aber die meisten starrten Artus nur fassungslos
an.
»Aus diesem Grund bin ich zu einem Entschluss gekommen«, fuhr Artus nach einer abermaligen Pause fort.
Er sah Lancelot nun direkt an. »Ich werde zu den Pikten
gehen und ich bitte Sir Lancelot, mich zu begleiten.«
»Das ist nicht Euer Ernst!«, entfuhr es Gawain und auch
einige der anderen Ritter begannen lautstark zu protestieren, aber Artus hob die Hand und machte eine rasche, befehlende Geste.
»Ich habe nie zuvor etwas so ernst gemeint«, sagte er.
»Wir können diesen Kampf nicht gewinnen. Wir können
viele von ihnen erschlagen, daran besteht kein Zweifel.
Wir können die Ebenen vor Camelot mit dem Blut der
Pikten tränken, aber am Ende werden sie uns besiegen.
Wir alle hier und jeder Mann, jede Frau, jedes Kind in der
Stadt werden sterben.«
»Dann sterben wir eben!«, meinte Mandrake mit Nachdruck. »Besser ein ehrenvoller Tod als eine schmachvolle
Aufgabe!«
Artus lächelte traurig. »Ich habe nichts anderes als genau
diese Worte von Euch erwartet, mein Freund«, sagte er
leise. »Und ginge es nur um mich oder um uns hier, so
wäre ich genau Eurer Meinung. Aber es geht nicht nur um
uns. In dieser Stadt leben an die zehntausend Menschen
und die meisten davon sind einfache Bauern, Handwerker,
Arbeiter – Menschen, die mit dem Königreich nicht viel
im Sinn haben und für den Krieg wenig Verständnis aufbringen werden.«
»Aber das ist doch –«
»Die Wahrheit«, unterbrach ihn Artus, immer noch lächelnd und in sanftem Ton, aber deutlich lauter. »Dieser
Krieg ist nicht ihr Krieg, Mandrake. Ihr wisst das so gut
wie ich. Ich werde zu den Pikten reiten und mit ihrem Anführer über die Bedingungen einer Kapitulation verhandeln.« Nach einer Pause mit einem Blick, der Lancelot
einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ, fügte
er hinzu: »Falls Ihr mich begleitet.«
Lancelot nickte wortlos.
»Ich bitte Euch, Artus!«, beschwor ihn Mandrake.
Ȇberlegt es Euch noch einmal! Camelot kann nicht vor
einer Barbarenarmee kapitulieren!«
»Camelot vielleicht nicht, aber ich«, antwortete Artus.
»Mein Entschluss steht fest. Ich werde mit den Pikten verhandeln.« Er stand auf und auch einige der anderen Ritter
erhoben sich von ihren Plätzen. Der Rest aber blieb sitzen
und schaute Artus einfach nur an, anscheinend zu fassungslos über das Gehörte, um auch nur zu einer Regung
fähig zu sein. Mandrake, Galahad und Gawain sprangen
hastig in die Höhe um Artus den Weg zu vertreten; für
einen Moment sah es beinahe so aus, als wäre zumindest
Mandrake bereit, ihn gewaltsam am Verlassen des Zimmers zu hindern.
»Ich bestehe darauf, dass –«, begann Mandrake, wurde
aber von Galahad unterbrochen, der sich kurzerhand zwischen ihn und Artus stellte und fragte:
»Und wenn sie nicht darauf eingehen? Wenn sie darauf
bestehen, uns anzugreifen?«
»Dann müssen wir kämpfen«, antwortete Artus. »Ich habe schon die ersten Befehle gegeben und ich bin sicher,
Ihr werdet die Zeit bis zu meiner Rückkehr nutzen, um die
Stadt auf den Angriff vorzubereiten, so gut es geht.«
»Und wenn Ihr nicht zurückkehrt?«, erkundigte sich
Gawain leise.
Artus schüttelte den Kopf. »Das wird nicht geschehen«,
sagte er. »Selbst die Pikten werden die weiße Fahne respektieren, unter der wir reiten.«
»Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Mandrake feindselig, aber Artus ignorierte ihn, schenkte Gawain noch ein
aufmunterndes Lächeln und wandte sich dann mit einem
auffordernden Blick an Lancelot. Gemeinsam und ohne
ein einziges weiteres Wort verließen sie den Thronsaal
und gingen schweigend zu den Ställen. Sowohl Lancelots
Einhorn als auch

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