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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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draußen.
Diesmal konnten sie ohne Furcht die Treppe hinunterlaufen. Niemand auf dem Hof bewegte sich langsam.
Alle Krieger rannten und riefen durcheinander, keiner
nahm von ihnen Notiz. Der schwarze Umhang verbarg
Gwinneths Kleid zwar nur unzureichend, aber sie erreichten unbehelligt das Ende der Treppe und wandten sich
nach links, in die Richtung, in der die Treppe zum Kellergewölbe lag. Lancelot bewegte sich auf dieselbe Weise
von Deckung zu Deckung springend zurück, auf die er
hergekommen war, und erreichte schließlich den Mauerrest, hinter dem er seine Rüstung versteckt hatte.
Hastig schleuderte er die Steine und Trümmer zur Seite,
mit denen er das silberne Metall abgedeckt hatte, bedeutete Gwinneth sich zu ducken und nahm ihr den schwarzen
Umhang wieder ab. Dann reichte er ihr den verzierten
Brustharnisch.
»Was –?«
»Leg das an!«, befahl Lancelot. »Alles. Schnell.«
»Aber wozu?«, wunderte sich Gwinneth.
»Du wirst es brauchen«, antwortete Lancelot ungeduldig. Und ich vielleicht auch, fügte er in Gedanken hinzu.
Die Rüstung würde Gwinneth davor bewahren, in dem
eiskalten Wasser zu ertrinken, aber er hatte keine Ahnung,
ob der schwarze Panzer, den er trug, denselben Dienst tat.
Ungeduldig wartete er, bis Gwinneth die Rüstung vollständig angelegt hatte, wobei ihm auffiel, wie geschickt
und kundig sie sich anstellte. Es war ganz gewiss nicht das
erste Mal, dass sie so etwas tat. Als sie fertig war,
befestigte er den Schild an ihrem Rücken und wollte ihr
den Waffengurt umbinden, aber Gwinneth schüttelte erschrocken den Kopf. »Nein!«, sagte sie. »Nicht das
Schwert!«
Jetzt war keine Zeit, zu diskutieren und Lancelot war sogar erleichtert, dass Gwinneth sich weigerte die magische
Waffe zu tragen. Zugleich fragte er sich, ob sie womöglich
um ihren Fluch wusste, und wenn ja, woher.
Aber auch die Antwort auf diese Frage würde warten
müssen.
Er legte den Waffengurt und das schwarze Schwert ab,
band sich stattdessen seine eigene, in einer weißen Lederhülle steckende Klinge um und legte den Umhang wieder
um Gwinneths Schultern. Schon das zerschlissene Brautkleid hatte er nur ein wenig bedeckt, das helle Silber der
Gralsrüstung blitzte geradezu unter dem schwarzen Mantel
hervor. Aber sie mussten ja nur noch ein paar Schritte zurücklegen.
Lancelot wartete einen Moment ab, der ihm günstig erschien, ergriff Gwinneths Hand und lief los. Sie erreichten
die Tür, hinter der die Treppe in die Tiefe führte, aber gerade als sie hindurchliefen, ertönte auf der anderen Seite
des Hofes ein schrilles, wütendes Kläffen und Geifern,
und als Lancelot einen Blick über die Schulter zurückwarf,
sah er, dass sich der schwarze Höllenhund von seiner Kette losgerissen hatte und mit gewaltigen Sätzen auf sie zufegte.
»Schneller!«, rief er.
Es hätte seiner Aufforderung gar nicht bedurft. Gwinneth hatte seine Hand losgelassen und schien ihren
Schrecken endgültig überwunden zu haben, denn sie
stürmte vor ihm die Treppe hinab, dass er alle Mühe hatte,
ihr zu folgen. Immer wieder sah er sich im Laufen um und
jedes Mal rechnete er fest damit, irgendwelche Verfolger
oder den Monsterhund gleich hinter sich auftauchen zu
sehen, aber erst als Gwinneth die unterste Stufe erreicht
hatte und in die Grotte hineinrannte, erschien der Umriss
der gewaltigen Bestie in der Tür. Der Anblick ließ Lancelot noch schneller laufen. Er konnte den See von hier aus
nicht sehen, denn der Blick reichte auch in diese Richtung
nur zwanzig Schritte weit, ehe er sich zwischen den
Stämmen des versteinerten Märchenwaldes verlor. Er
konnte nur hoffen, dass sie in die richtige Richtung liefen.
Hinter sich hörte er das wütende Gekläff des Hundes und
das Geräusch, das seine harten Pfoten auf dem Stein verursachten. Lancelots Herz machte einen Freudensprung,
als der unterirdische See vor ihm auftauchte, aber seine
Hoffnung bekam gleich wieder einen Dämpfer, denn er
sah zurück und erkannte einen verschwommenen, erschreckend großen Schatten, der hinter ihnen heranraste.
Das Kläffen des Hundes klang jetzt weniger laut, dafür
aber auf unheimliche Weise verzerrt, weil es sich an den
Höhlenwänden und der Decke brach.
»In den See!«, schrie er. »Spring hinein!«
Sie erreichten das Wasser nahezu gleichzeitig. Gwinneth
zögerte, in der schweren Rüstung hineinzutreten; sie hatte
wohl dieselben Befürchtungen wie er vorhin in der Höhle
auf der anderen Seite des Kanals und Lancelot gab

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