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Elbenschswert

Titel: Elbenschswert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich wieder an den Krieger, der zu ihr gesprochen hatte.
»Aber Herrin, die Verluste der Pikten sind verheerend!«,
sagte der Krieger.
»Das wollen wir doch hoffen, nicht wahr?«, antwortete
Morgaine lächelnd. »Immerhin hat mein geschätzter Bruder einen Ruf als großer Feldherr und unerschrockener
Kämpfer zu verlieren. Wir wollen doch nicht, dass er
Schande über den Namen der Familie bringt.«
Der Mann hütete sich zu widersprechen, er deutete nur
ein Kopfnicken an. Morgaine entließ ihn mit einer unwilligen Handbewegung und wandte sich an den Krieger neben ihm und diesmal redete sie in der Sprache der Elben.
Vermutlich, überlegte Lancelot, ist nicht sie, sondern ihr
Gesprächspartner dieser Sprache nicht mächtig gewesen.
Da Lancelot sein Gesicht nicht sehen konnte, wusste er
nicht mit Sicherheit, ob es sich tatsächlich um einen Dunkelelben handelte, und vielleicht wurden in dieser Welt ja
ebenso wie in seiner eigenen verschiedene Sprachen gesprochen.
Morgaine Le Faye unterhielt sich eine kurze Weile mit
dem zweiten Krieger, entließ dann auch ihn und begann
mit dem dritten zu sprechen und in Lancelot machte sich
schon wieder ein ungutes Gefühl breit. Was, wenn jeder
einzelne dieser Männer Bericht zu erstatten hatte und
wenn er als Letzter an der Reihe war? Er kam nicht in die
Verlegenheit, eine Antwort auf diese Frage finden zu müssen, aber dafür geschah etwas, das vielleicht noch schlimmer war. Draußen auf dem Gang erklang plötzlich ein
schriller Schrei und nur einen Augenblick später wurde die
Tür aufgestoßen und niemand anders als der Elbenkrieger,
den er gerade niedergeschlagen hatte, stolperte herein!
Seine Bewusstlosigkeit hatte ebenso kurz vorgehalten wie
die Fesseln, die Lancelot ihm angelegt hatte.
Unter den Kriegern brach sofort Unruhe aus. Rufe gellten, Waffen wurden gezogen und Lancelot nutzte die Gelegenheit, sich unter die Männer zu mischen und ein paar
Schritte zurückzuweichen, sodass der Krieger wenigstens
auf den ersten Blick seine eigene Rüstung nicht erkannte.
Schließlich sorgte Morgaine mit einem scharfen Befehl für
Ruhe, sprang von ihrem Lavathron auf und wandte sich
mit lauter Stimme an den Verletzten.
Der Mann beantwortete ihre Frage schnell, aber nur
halblaut und mit furchtsam gesenktem Blick, und Morgaines Gesicht verdüsterte sich bei jedem Wort, das sie hörte.
Sie ließ den Mann nicht einmal zu Ende sprechen, sondern
fuhr herum und rief den Kriegern ein paar rasche Befehle
zu und eilte mit schnellen Schritten zur Tür. Sämtliche
Krieger folgten ihr und auch Lancelot zog sein Schwert
und schloss sich der Gruppe an.
Es gelang ihm, die letzte Position einzunehmen, und als
der Mann vor ihm auf den Flur hinausstürmte, da machte
er einen raschen Schritt zur Seite, presste sich mit dem
Rücken gegen das schwarze Eisen der Tür und blieb mit
angehaltenem Atem stehen.
Und das nächste Wunder geschah. Er konnte hören, wie
die Krieger den Flur hinunterpolterten und sich dabei Befehle und Fragen zuschrien, aber niemand hatte bemerkt,
dass er zurückgeblieben war.
Lancelot blieb noch einen Moment mit angehaltenem
Atem stehen, bis er sicher war, dass weder Morgaine noch
einer ihrer Krieger zurückkommen würden, dann löste er
sich von seinem Platz und lief mit weit ausgreifenden
Schritten auf Gwinneth zu. Sie hob den Kopf und sah ihm
entgegen und in die Mutlosigkeit und den Schmerz in ihren Augen mischte sich blanke Angst.
»Gwinneth!«, sagte er, als er sie erreicht hatte. »Ich bin
es! Hab keine Angst!«
Gwinneth öffnete den Mund um zu schreien, aber die
Angst schnürte ihr die Kehle zu, sodass sie keinen Ton
herausbekam. Sie wich zurück und presste sich mit dem
Rücken gegen die Wand und endlich begriff Lancelot.
Sie konnte ja nicht wissen, wer er war. Sie sah nur einen
von Morgaines schwarzen Kriegern, der mit erhobenem
Schwert auf sie zustürmte, und wahrscheinlich war sie
davon überzeugt, dass die Hexe den Befehl erteilt hatte,
sie zu töten.
»Bitte schrei nicht«, sagte er hastig. »Ich bin es, Lancelot!« Er griff mit der linken Hand nach dem Helmvisier
und klappte es hoch, mit der anderen schwang er das
schwarze Schwert und hieb mit aller Kraft auf die Kette
ein, die Gwinneth band. Funken sprühten und das fingerdicke Eisenglied zersprang wie ein trockener Ast. Gwinneth keuchte vor Schrecken und taumelte ein Stück zur
Seite und Lancelot schob hastig das Schwert in den Gürtel
zurück und nahm beide Hände zu

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