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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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Radon gute Beziehungen, und trotz der gegenwärtigen Situation werden sie diese nicht durch ein allzu kriegerisches Auftreten auf lange Sicht zerstören wollen.«
    »Ob sie ihre Forderung mit freundlichen oder barschen Worten vortragen, es wird weder König Lorian noch König Kalmar gefallen, wenn sie ihre Armeen zum Rückzug zwingen.«
    »Ihrer Art entsprechend werden sie sehr vorsichtig und diplomatisch vorgehen und keinesfalls etwas überstürzen«, entgegnete Selon. »Wie Ihr wisst, haben die Elben sich lange Zeit völlig aus allen weltlichen Belangen herausgehalten. Zwar haben sie ihre strikte Isolation inzwischen aufgegeben, aber Gewalt oder ihre Androhung wird auch weiterhin nur ihr letztes Mittel darstellen.«
    Seine Worte ließen Warlon zögern. Er gab sehr viel auf die Meinung des Schriftgelehrten. Selon mochte ein Greis sein, der sich manchmal aus eigener Kraft kaum auf den Beinen halten konnte, doch sein Verstand war noch immer scharf. Warlon hielt ihn für den vielleicht klügsten, ganz sicher aber gebildetsten Zwerg, dem er je begegnet war.
    »Die bloße Anwesenheit von eintausend Elbenkriegern stellt bereits eine Drohung dar«, sagte er.
    » Dennoch werden ihre Verhandlungsführer nichts übereilen, sondern sich alle vorgeschobenen oder tatsächlichen Gründe für diesen Krieg genau anhören und versuchen, als Vermittler einen Kompromiss auszuhandeln. Über Jahrtausende hinweg herrschte gerade zwischen uns Zwergen und den Elben Missgunst, weil wir so grundverschieden sind. Dieser Groll wurde mittlerweile ausgeräumt, und da wir beide Außenseiter in einer immer stärker von den Menschen beherrschten Welt sind, stehen sie uns nun vermutlich sogar näher als ihnen. Aber so leicht werden die Elben nicht in einen offenen Kampf gegen die Menschen ziehen.«
    Warlon verzog das Gesicht. Vermutlich hatte Selon Recht, aber das war einer der großen Unterschiede zwischen ihren Völkern. Wenn er erfahren hätte, dass das goldene Tal von einer Armee der Menschen angegriffen würde, wäre auch er sofort mit einer Streitmacht losgezogen. Allerdings hätte er vor Ort nicht erst lange Verhandlungen geführt, sondern unmissverständlich ein sofortiges Ende der Belagerung gefordert.
    »Da tut sich etwas«, stieß Sokan hervor.
    Tatsächlich löste sich eine Abordnung aus dem Heerlager und näherte sich der Mine, doch handelte es sich nicht nur um Elben, wie Warlon durch sein Fernrohr sah. Mehrere Menschen begleiteten sie, darunter General Tajir. Angeführt wurde die Delegation von …
    »Illurien«, murmelte er verblüfft und schaute noch einmal genauer hin. Ja, es gab keinen Zweifel, die Herrin der Elben selbst führte die Abordnung an.
    »Das ist gut«, stellte Schürfmeister Mirkol fest. »Die Herrin hat sich immer in besonderem Maße für die Aussöhnung und die Freundschaft zwischen unseren Völkern eingesetzt.
    Gut hundert Meter vor dem Baran-Tahal blieben Illurien und ihre Begleiter stehen.
    »Ich wende mich an den Hohen Rat von Zarkhadul!«, rief sie mit lauter Stimme. »Berichte über ungeheuerliche Vorgänge sind bis in den hohen Norden, bis zu uns ins goldene Tal gelangt und haben mich veranlasst, persönlich herzukommen, um mir ein Bild von der Lage zu machen.«
    »Wir grüßen Euch, Herrin, und danken Euch dafür«, erwiderte Warlon. »Ohne dass wir ihnen Grund dafür geboten haben, haben die Menschen ihre Bündnisse mit uns aufgekündigt und uns unter haarsträubenden Vorwänden mit Krieg überzogen.«
    »Schweigt!«, donnerte Illurien. »Es wird Euch nicht mehr helfen, die Wahrheit zu verdrehen. Euer Verrat ist durchschaut. Ich kenne Eure Absichten, und ich weiß von dem heimtückischen Angriff auf das Heer König Kalmars, der glücklicherweise fehlgeschlagen ist, woraufhin Eure Krieger in Gefangenschaft geraten sind. Es ist nicht unsere Art, uns in die Angelegenheiten anderer Völker einzumischen, und wir könnten sogar über Euren Verrat an uns und den Menschen gleichermaßen hinwegsehen – auch wenn Ihr entgegen Eurer Beteuerungen Waffen an die barbarischen Stämme liefert, die diese zu Überfällen auf unsere Schiffe und die Dörfer der Menschen benutzen. Doch werde ich nicht zulassen, dass das Zwergenvolk diese ganze Region nur aus Gier und Machthunger in Krieg und Chaos stürzt.«
    Warlon konnte nicht glauben, was er hörte, er fühlte sich unversehens in die tiefsten Tiefen eines Albtraumes hinabgestoßen, der noch schlimmer war als alles, was sich während der vergangenen Woche zugetragen hatte.

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